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- AZ 19/2007
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Verraten und verkauft
Dass Celesio-Chef Oesterle ein Fan von Apothekenketten ist, wusste man, daraus hat er in der jüngsten Vergangenheit keinen Hehl gemacht. Neu an dem Celesio-Coup war eigentlich nur, dass er jetzt den Weg über den Kauf von DocMorris eingeschlagen hat: Zum einen musste er angeblich schnell handeln, da andere Geldgeber Interesse an der Versandapotheke zeigten. Zum andern scheint ihm dieser Weg geeignet zu sein, sein Vorhaben rasch voranzutreiben. Wenn er nun den Kauf so darstellt, als sei er der Retter des deutschen Apothekenwesens (weil er durch den Kauf andere Investoren vom deutschen Markt ferngehalten hat), dann könnte dies nur zur Beschwichtigung seiner Gehe- und Commitment-Kunden dienen. Wollte er wirklich die Rolle des Retters spielen, müsste er sofort den laufenden Prozess um die rechtswidrig betriebene Saarbrücker Apotheke stoppen. Doch genau dies tut er nicht – das entlarvt seine wahren Absichten und untermauert sie: er will das heutige deutsche Apothekenwesen zerschlagen, um Celesio und Haniel zu stärken. Der Großhandel ist ausgereizt, verdient wird im Einzelhandel, so seine Devise. Diejenigen Gehe-Kunden, die überzeugt sind, dass mit der Individualapotheke die beste Versorgung möglich ist, fühlen sich verraten und verkauft.
Die nächsten Wochen und Monate werden schicksalsentscheidend für die deutsche Apotheke sein und zeigen, ob es die Gehe-Apotheker mit dem Bekenntnis zur Individualapotheke ernst meinen. Wer nicht am Finanzierungstropf von Gehe hängt, kann leichter seine Konsequenzen ziehen. Hört man sich um, so gibt es bereits mehr als einige, die Gehe den Rücken kehren. Sie haben Alternativen. Man hört aber auch, dass Gehe-Außendienstler bereits ihre Kunden dazu drängen sollen, sich das grün-weiße Kreuz umzuhängen und sich in Franchise-Abhängigkeiten zu begeben. Sicher, Gerüchte, doch wenn sie sich verifizieren lassen, dann könnte spätestens das ein deutliches Signal sein. Mit aller Macht soll die "bekannteste Apothekenmarke" Deutschlands auch zahlenmäßig wachsen, um dann auf diesem Weg der Kette Vorschub zu leisten. Denn Oesterle scheint nicht so sicher zu sein, wie er vorgibt.
Als DocMorris-Apotheke zu firmieren, dürfte für den einen oder anderen vielleicht erst mal verlockend sein – solange er der erste in seiner Stadt ist und wenn er seine Apotheke für ein Sümmchen bis zu 33.000 Euro in Grünweiß umgepinselt hat. Doch die Euphorie der Kunden darüber lässt nach. Und was man nicht vergessen sollte: Wenn Fremd- und Mehrbesitz erlaubt ist, dann bleibt es nicht bei Celesio im Markt, dann muss man gegen Schlecker, dm und andere Discounter, die sich derzeit schon rüsten, kämpfen. Und bei diesem Szenario mit Aldi- und Schlecker-Apotheken im Land finden dann Kunden möglicherweise auch DocMorris zu teuer.
Peter Ditzel
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