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- AZ 26/2007
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Ärzte protestieren, Apotheker schweigen
Die Ärzte haben den ersten Schritt gemacht, die Zahnärzte sind gefolgt. Einige Ärzteverbände und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung haben sich gegen die elektronische Gesundheitskarte ausgesprochen (siehe AZ 21 und 25). Wann greifen die Apotheker diese Vorlagen auf? Vollständige Verweigerung mag übertrieben sein, aber jetzt wäre die rechte Zeit für Bedenken und Kompromissvorschläge. Stattdessen ist von Apothekern immer wieder zu hören, wie sie auch die größten Widrigkeiten überwinden. Hat wirklich noch jemand die Hoffnung, dafür an anderer Stelle Zugeständnisse von der Politik zu erhalten? So sehen die Politiker nur die grundsätzliche Machbarkeit, aber nicht die vielen Probleme: Warum will die Politik die Karte ausgerechnet mit dem technisch besonders anspruchsvollen elektronischen Rezept starten? Das schürt den Verdacht, die Rezepte steuern oder zumindest den Zugang für Versandapotheken erleichtern zu wollen. Ob technische Mittel die nötige Vertraulichkeit sichern können, ist fast eine Glaubensfrage. Die Erfolge von Hackern sprechen dagegen. Vollkommen unklar ist die langfristige Haltbarkeit von Patientenakten angesichts kurzlebiger Hard- und Software. Die Praxistests lassen auch an der Praktikabilität zweifeln. Wenn schon die Ärzte am Anfang der Informationskette Störungen im Praxisablauf beklagen, muss dies für Apotheker noch mehr gelten, weil sie die elektronischen Rezepte einerseits lesen und andererseits der Abrechnung zuführen müssen und den Unwägbarkeiten der Datenübertragung damit doppelt ausgeliefert sind. Die Struktur der Kundenkontakte wird noch mehr technischen Zwängen unterworfen als ohnehin schon durch Rabattverträge, Generikaumstellungen und Zuzahlungsdiskussionen. Für den persönlichen Kontakt bleibt immer weniger Zeit, der Unterschied zur Internetapotheke verschwimmt.
Ein Nutzen der Karte liegt dagegen in individuellen Medikationsplänen und der darauf gestützten pharmazeutischen Betreuung, was aber heute schon mit apothekenindividuellen Karten möglich ist. In der Honorierung für diese wirkungsvolle Leistung wären die Milliarden für die elektronische Gesundheitskarte wahrscheinlich besser angelegt. Auch die schnelle Übermittlung von Arztbriefen und rechtzeitige Informationen über die Entlassung von Krankenhauspatienten könnten durch Honoraranreize gefördert werden. Das alles ginge ohne eine mit Funktionen überladene Karte vermutlich ebenso gut und bestimmt billiger.
Thomas Müller-Bohn
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