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- AZ 37/2007
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DAX geht wieder auf Kurs
Das war absehbar. Nun tritt also der Chef der Deutschen Bank mit der Botschaft vor die Presse: "Alles halb so wild, wie bislang befürchtet." Damit dürfte das Thema "Subprime" wohl zu den Akten gelegt worden sein, wobei einige Nachwehen sicher nicht auszuschließen sind.
Die Fachkompetenz der oberen Etagen der deutschen Banken – ein Kapitel für sich. Da verbrennen sich Geldinstitute mit Papieren schlechter Bonität derart die Finger, dass es am Ende die EZB mit Liquiditätsspritzen wieder richten muss. Oder verspekulieren Häuser wie die WestLB im Eigenhandel auf die Schnelle mal über 600 Millionen, weil man unter anderem bei VW auf die falsche Richtung gesetzt hatte. Man traut sich gar nicht zu fragen, was dann erst wohl der Privatkunde im Anlagegeschäft zu erwarten hat, wenn er im Erdgeschoss seinem Anlageberater gegenüber sitzt.
Die Kursentwicklung beim DAX läuft wie prognostiziert. Nun bringen die Amerikaner das Thema Zinssenkung vermehrt ins Spiel. Noch vor wenigen Wochen erschien ein solcher Schritt völlig unrealistisch. Jetzt gilt eine Zinssenkung dank der Subprime-Krise als durchaus wahrscheinlich. Jede Wirtschaftsnachricht, die auf ein schwächeres Wachstum hindeutet, wird als Indiz für eine baldige Zinssenkung gewertet werden. Und dabei spielt es keine Rolle, ob die amerikanische Notenbank schon bei ihrer kommenden Sitzung am 18. September oder erst etwas später handeln wird. Die Zinssenkungsphantasie ist im Markt. Damit haben die Börsianer ihr Wunschszenario: Billigeres Geld, obwohl die Unternehmensergebnisse der großen Unternehmen noch gar keine Schwächen erkennen lassen.
Für eine nachhaltige Wende müssen jetzt vor allem die Banken den Umschwung schaffen, denn die großen Bremser im DAX sind noch immer die Finanzwerte. Eigentlich zu Unrecht, denn es ist eher unwahrscheinlich, dass die Subprime-Krise in den Bilanzen von Commerzbank, Deutsche Bank, Allianz oder Münchner Rück größere Bremsspuren hinterlässt. Es ist sogar zu erwarten, dass diese Branche sehr bald vom Fusionsfieber erfasst wird. Denn die amerikanischen Geldinstitute drängt es nach der Schieflage einiger kleinerer Geldhäuser jetzt zur Größe. Diese Welle wird auch hierzulande ankommen. Außerhalb des Finanzsektors sieht es technisch gar nicht schlecht aus. Volkswagen, Metro und Bayer glänzen mit neuen Hochs, BASF, Lufthansa und Daimler sind auf dem Weg dorthin.
Nun ist der DAX ohne Atempause bis auf über 7700 Punkte hochgezogen. Das hatte kaum jemand erwartet. Gewinnmitnahmen nach den zuvor erlittenen Verlusten sind die logische Konsequenz. Dabei werden die Pessimisten natürlich aufs Neue die Nachhaltigkeit der Erholung in Frage stellen. Mit schlechten Nachrichten wie jüngst aus dem Immobiliensektor oder dem US-Arbeitsmarkt werden die Bären die Subprime-Krise wiederbeleben wollen. Aber als Anleger sollte man dabei nicht vergessen: Diese Medaille hat zwei Seiten. Die Kehrseite präsentiert absolut erfreuliche Unternehmensergebnisse und eine wachsende Zinsphantasie. Die Bären mögen also zwar noch in der Mehrheit sein, sind aber eine aussterbende Rasse.
Die schnelle Erholung der DAX-Werte ist für die Mehrheit der Profis peinlich. Sie müssen zurückrudern und sich positionieren. Deshalb sind die unisono befürchteten großen, vernichtenden Rückschläge eher unwahrscheinlich. Wir rechnen vielmehr mit kurzzeitigen Korrekturen, die zum Wiedereinstieg genutzt werden. Der DAX sollte daher in absehbarer Zeit zunächst die 8000 Punkte antesten. Zu unseren Lieblingen gehören dabei ThyssenKrupp, SAP und Lufthansa, trennen würden wir uns dagegen von Volkswagen. DAX am 5. September (18.30 h): 7613 Punkte..
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