DAX robust: Dollar und Öl können ihn nicht beeindrucken

(hps). Wie in unserer letzten Ausgabe vermutet, haben sich die Käufer bei Kursen unter 7800 Punkten im DAX nicht lange bitten lassen. Der Index drehte auf diesem Niveau, um sogleich wieder Richtung 8000 Punkte zu klettern. Freilich noch mit angezogener Handbremse, denn zum vollkommenen Börsenglück fehlt noch das Comeback der Finanzwerte.

Der Leitindex trotzt allen Angriffen / Sollten die Nachwirkungen der Hypothekenkrise moderat ausfallen, ist neue Luft da

Ohne Finanzwerte kein neues Hoch – dafür sind diese Titel im DAX zu schwer gewichtet. Die erlösenden Worte kamen nun vom Chef der Deutschen Bank, Ackermann. Bei der größten deutschen Bank lief das dritte Quartal besser als erwartet und vor allem: Es sind nach Aussagen des Vorstandes wohl keine weiteren Tiefschläge von Seiten der Hypothekenkrise zu befürchten.

Nun dürften die Ampeln für die Finanzwerte auf Grün umgesprungen sein. Alles in allem ist es erstaunlich, dass die haussierenden Kurse bei Öl und Euro keine größeren Bremsspuren am Parkett hinterlassen. Aber die Zinsphantasie ist ungebrochen, außerdem ist das Jahresende in Sichtweite. Möglicherweise kann sich die Börse sogar von der US-Notenbank (FED) etwas unabhängiger machen, denn das amerikanische Bruttoinlandsprodukt steigt ungebrochen stark, so dass es sinkender Zinssätze eigentlich gar nicht bedarf.

Die Kehrseite der Medaille: Auch die Inflation stieg im dritten Quartal kräftig an, was es der FED schwer machen wird, die Zinsen noch weiter nachhaltig zu senken, um den Immobiliensektor zu stützen. Damit können die Profis aber auch leben. Die Depots werden von den Investmentfonds zum Jahresende hin auf eine gute Performance getrimmt. Und mit den Finanzwerten im Rücken steht nun das bisherige Hoch bei 8150 Punkten zum Test an.

Greenspans Horrorszenario

Als Alan Greenspan noch den Vorsitz der US-Notenbank (FED) geführt hatte, war für ihn Verschwiegenheit oberste Amtspflicht. Er sagte wenig, deutete allenfalls vage an, fühlte sich dabei gar nicht so unwohl, wenn er vom Auditorium missverstanden wurde (was der Regelfall war) und dachte oft im Stillen nach – vorzugsweise in der Badewanne, wie er selbst sagt. Jetzt ist Greenspan Pensionär und genießt ganz offensichtlich die neu gewonnene Redefreiheit. Und sein jüngstes Buch "The Age of Turbulence" sorgte unter den Investoren für reichlich Aufregung.

Eine seiner Grundthesen darin: Die Inflation werde in den USA auf Sicht der nächsten Jahre aufgrund steigender Importpreise deutlich zunehmen und die Notenbank zu einer Hochzinspolitik zwingen, wie man sie zuletzt unter Paul Volcker erlebt hatte. Volcker war zwischen 1979 und 1987 Vorsitzender der FED und schleuste in dieser Zeit die Zinsen bis auf 16% nach oben, um die damals herrschende Inflation einzudämmen. Müßig zu erwähnen, dass derart hohe Zinsen eine Rezession nach sich ziehen würden. Und ganz abwegig ist Greenspans Vorstellung nicht.

Die Verlagerung der Fertigung in Niedriglohnländer wie China brachte den westlichen Industrien beachtliche Kostenvorteile. Die Gewinnmargen wurden höher, ohne dass die Notwendigkeit zu Preiserhöhungen bestand. Der inflationsfreie Aufschwung war geboren.

China: Ein Ende mit Schrecken?

So verursacht beispielsweise die Barbie-Puppe, die von der Firma Mattel im Einzelhandel für 20 Dollar angeboten wird, 35 Cent Produktionskosten mit dem Label "Made in China". Noch sind die Handelsspannen also im Handel mit China gigantisch, aber die Margen werden enger. Hier einige Fakten: Im Niedriglohnbereich der ungelernten Arbeiter steigen derzeit die chinesischen Löhne um 30% pro Jahr. Betrachtet man die gesamte Lohnentwicklung, klettern die Arbeitsentgelte im Durchschnitt um 14% jährlich.

Dies hat nicht nur damit zu tun, dass die chinesischen Arbeiter bei Lohnforderungen inzwischen selbstbewusster auftreten. Dahinter steckt auch ein demographisches Problem. Die arbeitsfähige Bevölkerung nimmt in China auf mittlere Sicht jährlich um 20% ab. Unterstellt man ein Wirtschaftswachstum von 9% – aktuell liegt es bei über 11% – dann läge die Arbeitslosenrate im Jahr 2010 bei ca. 1% in den Großstädten. Auf den Zuzug der vermeintlich unendlichen Scharen an Wanderarbeitern aus der Landbevölkerung braucht man nicht mehr zu hoffen, denn diese haben sich bereits zum überwiegenden Teil in den Großstädten niedergelassen. Für den Westen heißt das: Made in China wird teurer. Dies drückt auf die Gewinnmargen der Unternehmen und letztlich auf den Geldbeutel der Konsumenten. Steigende Preise sind dann unvermeidlich. Ob es dann gleich 16% sein werden oder sich diese Zahl nur als Badewannenprodukt Greenspans entpuppt, bleibt abzuwarten.

Die Aussichten

Das All-time-high beim deutschen Börsenbarometer dürfte bald wieder in Sichtweite sein, wobei sich bei den DAX-Werten eine Branchenrotation anzubahnen scheint. Die Finanzwerte werden auf einmal wieder geliebt, wogegen man bei den Versorgern etwas vom Gas geht. Ganz und gar nicht überzeugt sind wir derzeit außerdem von den Automobil-werten. Hier dürfte es in den nächsten Tagen aus technischer Sicht zu Abgaben kommen. Der starke Euro bietet fundamental ja auch reichlich Grund dafür. Der DAX stand am 31. Oktober, 14.00 h bei 8001 Punkten..

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