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Ernährung aktuell
Der Einfluss von Fetten auf die Gesundheit
Fett
Richtwerte für die Zufuhr
| |
Alter |
Fett % der Energie |
Säuglinge
0 bis 4 Monate
4 bis unter 12 Monate
|
40 – 45
35 – 45
|
Kinder
1 bis unter 4 Jahre
4 bis unter 7 Jahre
7 bis unter 10 Jahre
10 bis unter 13 Jahre
13 bis unter 15 Jahre
|
30 – 40
30 – 35
30 – 35
30 – 35
30 – 35
|
Jugendliche und Erwachsene
15 bis unter 19 Jahre
19 bis unter 25 Jahre
25 bis unter 51 Jahre
51 bis unter 65 Jahre
65 Jahre und älter
|
301
301
301,2
30
30
|
Schwangere
* |
30 – 35 |
Stillende |
30 – 35 |
(2400 Kcal) 80 g Gesamtfett
Essenzielle Fettsäuren
Empfohlene Zufuhr
|
||
Alter |
essenzielle Fettsäuren % der Energie |
|
n-6 |
n-33 |
|
Säuglinge
0 bis 4 Monate
4 bis unter 12 Monate
|
4,0
3,5
|
0,5
0,5
|
Kinder
1 bis unter 4 Jahre
4 bis unter 7 Jahre
7 bis unter 10 Jahre
10 bis unter 13 Jahre
13 bis unter 15 Jahre
|
3,0
2,5
2,5
2,5
2,5
|
0,5
0,5
0,5
0,5
0,5
|
Jugendliche und Erwachsene
15 bis unter 19 Jahre
19 bis unter 25 Jahre
25 bis unter 51 Jahre
51 bis unter 65 Jahre
65 Jahre und älter
|
2,5
2,5
2,5
2,5
2,5
|
0,5
0,5
0,5
0,5
0,5
|
Schwangere
* |
2,5 |
0,5 |
Stillende |
2,5 |
0,5 |
Tab. 1: Zusammenfassende Bewertung der Evidenz zur Assoziation zwischen Fettkonsum und der primären Prävention einzelner ausgewählter ernährungsbedingter Krankheiten bei der Betrachtung von Gesamtfett und einzelnen Fettsäurengruppen bzw. Fettsäuren. Die Zahl der Pfeile sagt nur etwas über die Beweiskraft der Daten und nichts über das Ausmaß des Risikos aus. | |||||||
Evidenz
überzeugend
wahrscheinlich
möglich
unzureichend
keine Studie identifiziert
|
Risiko erhöhend
~
–
|
Risiko senkend
~
|
kein Zusammenhang
|
||||
Erhöhung von |
Adipositas |
Diabetes mellitus |
Dyslipoproteinämie |
Hypertonie |
KHK |
Schlaganfall |
Krebs |
Gesamtfett |
1,2 |
~ |
|||||
SFA |
– |
1 |
6
|
||||
MUFA |
~ |
~ |
6
|
||||
PUFA/n-6 FA |
~ |
1 |
~ |
||||
langkettigen n-3 PUFA |
– |
~ |
3 |
4
5
|
7 |
||
trans-FA |
– |
~ |
– |
~ |
|||
1 Hyperbetalipoproteinämie, 2 durch gesättigte Fettsäuren, 3 Hypertriglyceridämie, 4 ischämischer Schlaganfall, 5 hämorrhagischer Schlaganfall, 6 Brustkrebs, 7 Darmkrebs |
In der Leitlinie wird die Beziehung zwischen Menge und Qualität von Fett und der Entstehung ausgewählter ernährungsmitbedingter Krankheiten dargestellt und bewertet. Während die durch medizinische Fachgesellschaften erstellten Leitlinien überwiegend therapeutisch ausgerichtet sind und einzelne Krankheiten untersuchen, hat die DGE-Leitlinie die primäre Prävention von chronischen Krankheiten zum Ziel. Damit ist diese Leitlinie die erste ihrer Art zur Primärprävention durch einen Ernährungsfaktor.
Ausgangspunkt war die Frage, wie die Beziehungen zwischen Menge und Qualität von Nahrungsfett (Gesamtfett, gesättigte Fettsäuren, einfach ungesättigte Fettsäuren, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, langkettige Omega-3-Fettsäuren, trans-Fettsäuren, Cholesterin) und der Entstehung der Krankheiten Adipositas, Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit (KHK), Schlaganfall und Krebs zu bewerten ist.
Zur Lösung dieser Frage wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt. Gefundene Studien wurden planmäßig erfasst. Aufgrund ihres Designs und damit einhergehender Stärken und Schwächen leisten verschiedene Studientypen einen unterschiedlichen Beitrag zur Evidenz. Dies spiegeln Evidenzklassen (EK) wider, die jedem Studiendesign eine Wertigkeit hinsichtlich seines potenziellen Beitrags zur Evidenzfindung zuordnen. Interventionsstudien (EK Ib) haben den höchsten Evidenzgrad, gefolgt von methodisch sauber durchgeführten Kohortenstudien (EK IIb). Fall-Kontroll-Studien (EK IIIb) sind im Ernährungsbereich sehr anfällig für Verzerrungen, so dass sie alleine keinen ausreichenden Beitrag für die Evidenzfindung bezüglich einer präventiven Wirkung liefern können. Den drei erwähnten Studientypen jeweils übergeordnet sind deren Metaanalysen (EK Ia bzw. IIa bzw. IIIa). Querschnittsstudien, Fallbeschreibungen, Reviews, Berichte und Meinungen von Experten haben die geringste Beweiskraft, sie erhalten die EK IV und werden nur dann verwendet, wenn keine anderen Daten vorliegen.
Nach Sichtung der Studienergebnisse und unter Berücksichtigung deren wissenschaftlicher Aussagekraft (Evidenzklasse) wurde ein bestimmter Härtegrad hinsichtlich einer präventiven Wirkung bzw. eines fehlenden Zusammenhangs vergeben:
- Überzeugend: Die Beziehung wird durch einheitliche Ergebnisse einer Reihe von Studien mit großer Aussagekraft (EK I und II) bestätigt.
- Wahrscheinlich: Studien mit großer Aussagekraft (EK I und II) haben einigermaßen einheitliche Ergebnisse zur untersuchten Beziehung. Es bestehen aber erkennbare Schwächen bei der verfügbaren Evidenz oder auch Evidenz für eine gegenteilige Beziehung.
- Möglich: Die Beziehung wird fast nur durch Ergebnisse von Studien mit geringer Aussagekraft (EK III und IV) belegt. Es sind nur ungenügend gut durchgeführte Studien der EK I und II vorhanden.
- Unzureichend: Wenige Studienergebnisse deuten eine Beziehung an, reichen aber für eine Bestätigung nicht aus. Es gibt nur eingeschränkte oder keine Hinweise aus Interventionsstudien der EK Ib.
Ergebnisse
1. Ein ansteigender Konsum von Fett erhöht mit wahrscheinlicher Evidenz das Risiko für Adipositas (BMI > 30).
2. Mit überzeugender Evidenz birgt ein hoher Fettkonsum ein erhöhtes Risiko für eine Fettstoffwechselstörung, v. a. wenn viele gesättigte Fettsäuren, die insbesondere aus tierischen Lebensmitteln stammen, verzehrt werden.
3. Demgegenüber hängt die Fettmenge nach aktueller Studienlage nicht mit dem Krebsrisiko zusammen – die Evidenz hierfür ist wahrscheinlich.
4. Abgesehen von der Fettmenge spielt die Zusammensetzung des Fettes eine Rolle. Speziell den Fettstoffwechselstörungen, die ein Risikofaktor für Arterienverkalkung und Herz-Kreislauf-Krankheiten sind, kann mit überzeugender Evidenz mit dem richtigen Fettsäurenmuster vorgebeugt werden: Präventiv wirkt es, viele einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen zu verzehren. Risiko erhöhend wirkt ein hoher Konsum gesättigter Fettsäuren.
5. Abträglich sind auch die trans-Fettsäuren, z. B. aus Pommes frites, Chips, Fertiggerichten, Gebäck etc., die mit überzeugender Evidenz das Risiko für Fettstoffwechselstörungen und koronare Herzkrankheit erhöhen.
6. Die v. a. in Fisch enthaltenen langkettigen Omega-3-Fettsäuren senken mit überzeugender Evidenz das Risiko für Hypertriglyceridämie, Bluthochdruck und koronare Herzkrankheit.
Empfehlung der DGE
Aus der Evidenzlage ergibt sich für die Praxis, dass der Fettkonsum eingeschränkt und das Fettsäurenmuster in Richtung ungesättigter Fettsäuren mit Schwerpunkt auf langkettigen Omega-3 Fettsäuren und mit weniger gesättigten und trans-Fettsäuren verschoben werden sollte.
Fettzufuhr: Ist und Soll in Deutschland
Laut Ernährungsbericht 2004 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. ist die Fettaufnahme nach wie vor zu hoch. Statt dem empfohlenen Fettanteil von maximal 30% der Energiezufuhr liegen die erhobenen Werte zwischen 33 und 38%. Bei körperlich sehr Aktiven dürfte der Fettanteil in der Nahrung auch 35% betragen, jedoch liegt laut Ernährungsbericht die durchschnittliche körperliche Aktivität der Bevölkerung deutlich unter den Empfehlungen, weswegen höchstens 30% Fettanteil in der Ernährung anzustreben sind.
Neben der Gesamthöhe der Fettzufuhr ist auch deren Zusammensetzung wichtig: Der Ernährungsbericht zeigt, dass gesättigte Fettsäuren 13 bis 16% der Energiezufuhr erreichen und damit deutlich über dem entsprechenden Richtwert von maximal 10% liegen. Der überwiegende Anteil der Nahrungsfette sollte aus einfach ungesättigten Fettsäuren bestehen. Die Zufuhr der mehrfach ungesättigten Linolsäure (Omega-6) und alpha-Linolensäure (Omega-3) sollte im Verhältnis 5 zu 1 erfolgen, real ist in Deutschland jedoch ein Verhältnis von über 7 zu 1. Der Anteil von Omega-3-Fettsäuren in der Ernährung muss deshalb deutlich erhöht werden. Gut geeignet hierfür sind Fischfette sowie Raps- und Walnussöl wegen ihres günstigen Verhältnisses von Linol- zu alpha-Linolensäure.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung; Evidenzbasierte Leitlinie: Fettkonsum und Prävention ausgewählter ernährungsmitbedingter Krankheiten (November 2006)Dr. Eva-Maria Schröder
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