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ADEXA Info
Finanzielle Abhängigkeit überwinden
Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März wird weltweit auf die Stärkung der Rechte der Frauen hingewiesen. Um Defizite zu erkennen, muss man aber gar nicht weit blicken: "Frauen verdienen hierzulande immer noch weniger als Männer", betont Barbara Neusetzer, Erste Vorsitzende von ADEXA. Daran hat sich in den letzten Jahren leider kaum etwas geändert.
"Gerade die Pharmazie ist eine Domäne der Frauen", weiß Tanja Kratt, Zweite Vorsitzende von ADEXA. In diesem Zusammenhang zeigte eine Untersuchung des Statistischen Bundesamts über die Jahre 2000 bis 2004, dass der Anteil der Mitarbeiterinnen in diesem Bereich relativ konstant 82 Prozent beträgt. Schätzungen zufolge sind über 90 Prozent der PKA und PTA Frauen. Auch bei den Approbierten zeigt das Zahlenmaterial Vergleichbares: In den letzten Jahren waren 70 bis 75 Prozent der Pharmaziestudierenden, die die Approbation erlangten, weiblich. Der Männeranteil lag nur bei 25 bis 30 Prozent. "Gerade die Teilzeitjobs machen die Apotheken für Frauen interessant", so Kratt weiter. Diese Möglichkeiten fehlen in vielen Branchen in diesem Umfang bis heute.
Gleiche Arbeit – verschiedene Gehälter?
Jedoch klafft beim Einkommen und bei den späteren Renten eine große Lücke zwischen weiblichen und männlichen Erwerbstätigen: Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienten im 4. Quartal 2006 im produzierenden Gewerbe, Handel, Kredit- und Versicherungsgewerbe durchschnittlich 2799 Euro im Monat – rund 1100 Euro weniger als der Durchschnittsverdienst der Männer, der bei 3906 Euro lag. Diese Differenz hat sich über die Jahre nicht signifikant verändert.
Ein möglicher Grund für den Unterschied dürfte sein, dass Frauen insgesamt seltener in höheren Positionen vertreten sind. Sie haben oft eine andere Lebensplanung als Männer, wählen andere Berufe und Studienfächer. Frauen arbeiten öfter in Teilzeit bzw. nehmen eher Elternzeit als Männer. In vielen Sparten führt die Babypause immer noch zu einem Karriereknick und zu einer niedrigeren Eingruppierung. Frauen entscheiden sich zudem öfter als Männer für einen sicheren, aber schlechter bezahlten Arbeitsplatz.
Hinzu kommt, dass Frauen nicht wie Männer finanziell von der Ehe profitieren. Das oft kritisierte Modell des Ehegattensplitting bevorzugt Alleinverdiener – in der Regel den Mann. Würden beide Ehepartner gleich viel verdienen, ergäbe sich steuerlich kein Bonus.
Ein hoher Anteil an Teilzeitarbeit und Unterbrechungen in der beruflichen Laufbahn führen aber nicht nur zu einem langsameren Aufstieg nach den Berufsjahren und damit zu weniger Geld auf dem Gehaltskonto. Auch auf die Höhe der späteren staatlichen Rente wirken sie sich negativ aus.
Nach den Anfang 2007 veröffentlichten Zahlen des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) lag die Durchschnittsrente für Männer bei 957 bzw. 1007 Euro (alte/neue Bundesländer). Frauen bezogen eine durchschnittliche Rente von 478 (West) bzw. 663 Euro (Ost). Stichtag der Erhebung war der 31. Dezember 2005; Beiträge zur Krankenversicherung wurden bereits abgezogen.
Damit hält Deutschland einen traurigen Rekord: Innerhalb der EU sind wir eines der Länder mit den stärksten Gehalts- und Rentenunterschieden. "Ein großes Anliegen von ADEXA ist, diesen Missstand aktiv anzugehen", unterstreicht Barbara Neusetzer.
Ein Jahrhundert Frauenrechte
Vor 97 Jahren, auf der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen, wurde von der deutschen Politikerin Clara Zetkin der Internationale Frauentag ins Leben gerufen. Das Datum des 8. März sollte an die brutale Niederschlagung einer Demonstration von Textilarbeiterinnen in New York erinnern. 1975 hat auch die UNO den 8. März zum Internationalen Frauentag ausgerufen.
Vor hundert Jahren forderten die Frauenrechtlerinnen vor allem bessere Arbeitsbedingungen und das Wahlrecht für Frauen. Diese Ziele haben sie großenteils erreicht. Dennoch ist die Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frauen auch heute noch ein Thema. Die Probleme haben sich verlagert – und sind deutlich präsent.
Das diesjährige Motto des Internationalen Frauentages lautet: "Weitergehen. Zwei Schritte vor. Keinen zurück". Das gilt auch für die Gehälter von Frauen!
Michael van den Heuvel QuellenStatistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2006 und Wochenberichte 2007; www.destatis.de.
Statistisches Bundesamt: "Frauen in Deutschland", Online-Publikation, 2006.
Statistik der Deutschen Rentenversicherung.
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