Arzneimittel und Therapie

Allergische Rhinitis

Nie wieder Heuschnupfen? Um diesen Traum vieler Allergiker zu erfüllen, wurde eine Immunvakzine getestet, die die Immunantwort des Körpers hemmen soll. Das Ausmaß der Entzündung an der Nasenschleimhaut konnte zwar nicht signifikant reduziert werden, die Heuschnupfensym­ptome und die Lebensqualität verbesserten sich jedoch.

Immuntherapie mit DNA-Vakzine

Eine experimentelle Immunvakzine, in der das Allergen an DNA-Abschnitte gekoppelt ist, könnte bei Heuschnupfen eine beschleunigte Immuntoleranz hervorrufen. In einer Pilotstudie führte eine sechswöchige Behandlung zu einer Verbesserung der klinischen Symptomatik.

Bei einer allergischen Rhinitis gehören Immuntherapien in Form einer Desensibilisierung zu den etablierten Therapieoptionen. Allerdings dauert eine erfolgreiche Behandlung zwischen drei bis fünf Jahren und ist mit der potenziellen Gefahr systemischer allergischer Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock behaftet. Gesucht werden daher Immuntherapien, die innerhalb einer kurzen Zeitspanne zum Erfolg führen und mit weniger Nebenwirkungen behaftet sind. Eine Möglichkeit besteht in der Konjugation des Allergens an bestimmte DNA-Abschnitte, die für immunstimulatorische Reaktionen verantwortlich sind. Diese Immunvakzine bindet beim Betroffenen an den Toll-like-Rezeptor 9 (TLR) und hemmt auf diesem Weg die durch T-2-Helferzellen vermittelte Immunantwort. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass nach der Applikation des Immunkonjugats weniger Zytokine (Interleukin 4 und Interleukin 5) gebildet werden.

In einer kleinen Pilotstudie wurde untersucht, wie Patienten, die gegen Ambrosiapollen allergisch sind, auf eine solche Immunvakzinierung reagieren. Als Impfstoff wurde ein Ambrosiapollen-Antigen eingesetzt, das mit einer immunstimulatorischen Phosphorothioat-Oligodeoxyribonukleotid-DNA-Sequenz (AIC) konjugiert war.

Die Prüfung fand im Rahmen einer randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Phase-II-Studie statt, an der 25 Erwachsene mit einer Allergie auf Ambrosiapollen teilnahmen. Die Probanden erhielten sechs wöchentliche Injektionen des AIC-Impfstoffs oder einer Placebovakzine vor der ersten Ambrosia-Saison und wurden während der folgenden beiden Heuschnupfenzeiten überwacht. Der primäre Studienendpunkt war die vaskuläre Permeabilität der Nasenschleimhaut, die anhand der Albuminkonzentration in der Nasenspülflüssigkeit gemessen wurde. Da die Höhe des Albuminwertes auf das Ausmaß der Entzündung und vaskulärer Schäden hinweist, wird dieser Parameter zur Beurteilung herangezogen. Bei einer erfolgreichen Therapie müsste dieser Wert sinken. Weitere Studienendpunkte waren Nebenwirkungen der Immuntherapie, die Schwere der Heuschnupfensymptome, die anhand verschiedener Skalen gemessen wurde, und die Immunantwort. 15 Patienten (9 der Placebo-Gruppe und 6 der Verum-Gruppe) beendeten die zweijährige Studie.

Weniger Heuschnupfensymptome

Der primäre Studienendpunkt wurde durch das Immunkonjugat nicht beeinflusst. Sekundäre Studienendpunkte wie das Ausmaß der Heuschnupfensymptome und die Lebensqualität konnten teilweise signifikant verbessert werden. Dieser Benefit hielt auch in der folgenden Heuschnupfensaison an. Auch immunlogische Parameter wie etwa die Unterdrückung des saisonalen Anstiegs spezifischer IgE-Antikörper wurden langfristig beeinflusst. IgE-Antikörper werden über die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen direkt für die klinischen Symptome des Heuschnupfens verantwortlich gemacht. Bei keinem der Patienten traten impfstoffbedingte systemische Reaktionen oder klinisch relevante Laboranomalien auf.

Schlussfolgerungen der Studieninitiatoren

Obwohl die Therapie mit dem DNA-Konjugat den primären Studienendpunkt nicht beeinflusste, zeigte die Immuntherapie einen günstigen und langfristigen Einfluss auf die klinische Symptomatik. Beim Vergleich mit der klassischen Desensibilisierung sind vor allem zwei Punkte hervorzuheben: Die kurze Therapiedauer – es sind nur sechs wöchentliche Applikationen erforderlich – und keine ernsthaften Nebenwirkungen. Allerdings können aufgrund der geringen Probandenzahl und dem nicht vollständig geklärten Wirkmechanismus keine weit reichenden Schlüsse gezogen werden. Der Therapieansatz erscheint aber viel versprechend und wird in größeren Studien weiter verfolgt.

Quelle

Creticos, P.; et al.: Immunotherapy with a ragweed-toll-like receptor 9 agonist vaccine for allergic rhinitis. N. Engl. J. Med. 355, 1445-1455.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
Toll-like-Rezeptoren (TLR) spielen eine wichtige Rolle bei der nativen, unspezifischen Immunität. Sie gehören zum angeborenen Immunsystem und werden von immunen und nicht immunen Zellen exprimiert. Ihre Aktivierung führt über eine Signalkaskade zu Entzündungsreaktionen. Bisher sind rund 10 verschiedene Arten von Toll-like Rezeptoren identifiziert. Es handelt sich um Transmembranmoleküle, die aus einer extrazellulären Domäne und einem zytoplasmatischen Teil bestehen. Die verschiedenen TLR reagieren selektiv auf als fremd erkannte Komponenten und führen zu einer verstärkten Aktivität entsprechender Zytokine. TLR 9 kommt in dendritischen Zellen, Monozyten und Lymphozyten vor.
Mit "Toll" wurde ursprünglich ein Rezeptor bei der Fruchtfliege Drosophila melanogaster bezeichnet, den ein Forscherteam um die Tübinger Medizin-Nobelpreisträgerin von 1995 Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Vollhard geklont hatte. Später wurden ähnliche Strukturen auch beim Menschen entdeckt (daher die Bezeichnung Toll-like-Rezeptor TLR).

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