Arzneimittel und Therapie

Heuschnupfen-Saison

Millionen von Birkenpollen Die Frühblüher machen ihrem Namen alle Ehre: Die Heuschnupfensaison hat in diesem Jahr schon eher begonnen.

Früher, länger und intensiver: Die Pollen fliegen wieder

Alle Jahre wieder läuft die Nase, die Augen jucken, unerträglich quält der Niesreiz. Von Heuschnupfensymptomen sind über zwölf Millionen Deutsche betroffen. Mit vielen Wirkstoffen lassen sich die Symptome mildern.

Noch bevor im Frühjahr die ersten Blätter austreiben, beginnen Hasel, Erle, Birke und die Weide zu blühen. So wird die Pollensaison meist Ende März eröffnet. Nachdem der Winter so mild war, beginnt die Heuschnupfensaison in diesem Jahr schon deutlich früher. Es wird geschätzt, dass sich Start und Höhepunkt der Pollensaison bei den Frühblühern im Schnitt um 20 Tage nach vorne geschoben haben. Erlen- und Haselpollen sind in der Luft schon in mittleren Konzentrationen vertreten. Weidenpollen sind ebenfalls in kleinen bis mittleren Mengen unterwegs. Auch Ulme und Pappel machen sich pollenmäßig schwach bemerkbar. Die Pollen einiger Büsche und Sträucher sind aufgrund der milden Witterung ebenso unterwegs. Heuschnupfenpatienten z. B. mit Allergien auf Roggen oder Gräser, die früher erst Mitte bis Ende Mai mit Niesattacken rechnen mussten, sollten schon im April die Taschentücher bereit legen.

In ihrer Blütezeit stoßen Hasel, Erle und Co frühmorgens zwischen drei und fünf Uhr Milliarden von Pollen aus, die der Wind dann fein verteilt. Diese Pollen sind klein und leicht, sie werden vom Wind weit verbreitet und dringen tief in die Nase ein. Der Körper identifiziert diese an und für sich harmlosen Stoffe als feindlich und mobilisiert das Immunsystem. Beim ersten Kontakt mit den Pollen bildet das Immunsystem IgE-Antikörper. Diese werden von nun an jedes Mal aktiv, wenn der Körper mit dem Allergieauslöser in Berührung kommt: Sie sorgen dafür, dass das Histamin ausgeschüttet wird. Dadurch weiten sich die Blutgefäße, die Muskeln in den Bronchien ziehen sich zusammen – es kommt zu einer allergischen Reaktion. Die Symptome sind dann ähnlich wie beim Schnupfen: häufiges Niesen, Behinderung der Nasenatmung und Fließ- oder Stockschnupfen. Bei den meisten Patienten sind gleichzeitig auch die Augen gerötet, tränen und jucken – es kommt zur Bindehautentzündung. Man fühlt sich müde und abgeschlagen, häufig treten auch Kopfschmerzen auf. In einigen Fällen ist auch die Temperatur leicht erhöht. Durch das Anschwellen der Nasenschleimhäute soll das Eindringen weiterer Pollen verhindert werden. Um die Allergene wegzuschwemmen läuft die Nase und die Augen fangen an zu tränen: Erst wenn alle Allergene ausgeschieden sind, beruhigt sich das Immunsystem. Bis zum nächsten Pollenkontakt. Dann gehts wieder los.

Beschwerden möglichst vorbeugen …

Die Vorgänge, die bei einer allergischen Reaktion im Körper ablaufen, sind inzwischen recht gut erforscht. Es gibt eine Reihe von Arzneistoffen, die in den allergischen Prozess eingreifen, die Beschwerden lindern oder sie ganz verhindern können.

Cromoglicinsäure reichert sich erst nach längerer Anwendung in den Mastzellen an und stabilisiert sie, sodass kein Histamin freigesetzt wird. Sie ist in Form von Augentropfen und als Nasenspray daher zur Vorbeugung allergischer Beschwerden im Bereich von Augen und Nase geeignet. Das gleiche gilt für Nedocromil.

… oder lindern

Antihistaminika blockieren die H1 -Rezeptoren, an die das Histamin bindet, das der Köper nach einem Kontakt mit dem Allergen ausschüttet. Sie eignen sich zur Behandlung akuter Beschwerden, lassen sich also in dem Moment einsetzen, in dem Beschwerden vorhanden sind. Die älteren Antihistaminika der ersten Generation (Doxylamin, Meclozin, Clemastin, Dimetidin, Diphenhydramin oder Hydroxyzin) machen sehr müde. Sie sollten daher nicht vor dem Autofahren angewendet werden. Die Antihistaminika der zweiten generation wie Loratadin, Cetirizin, Levocabastin, Azelastin, Fexofenadin oder Ebastin gelten als weniger lipophil, deswegen weniger ZNS-gängig und lösen nur bei etwa 1 bis 3% der Patienten Müdigkeit aus. Sie verfügen über höhere H1 -Rezeptorbindungsaffinität und müssen weniger oft angewendet werden.

Qualitätsunterschiede bei rezeptfreien Allergiemitteln

Auch Ökotest hat sich mit dem Thema Heuschnupfen und Allergien beschäftigt und insgesamt 73 nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel untersucht: 24 Augentropfen, 14 Nasensprays und 35 orale Arzneimittel. In der Untersuchung von Ökotest erhielten sieben der 24 untersuchten Augentropfen die Bewertung "sehr gut" und "gut". Fünf erhielten jedoch die Note "ungenügend", darunter die Präparate Livocab® , Livocab® direkt und "Vividrin® antiallergische Augentropfen. Sie enthalten Konservierungsstoffe wie Benzalkoniumchlorid, das selbst als allergieauslösend gilt. Dies führte zu einer Abwertung um zwei Stufen durch Ökotest.

Empfohlen werden von Ökotest die Tropfen Cromo-CT® , Crom-Ophtal® sine und Cromo-Stulln® UD in Einzeldosisbehältern, sowie Vividrin® iso EDO antiallergische Augentropfen. Die meisten der getesteten Augentropfen enthalten den Mastzellstabilisator Cromoglicinsäure, der als gut verträglich eingeschätzt wird. Waren müde machende Antihistaminika der ersten Generation enthalten, so wertete Ökotest um zwei Stufen ab.

Ebenso wie bei Augentropfen enthielten auch viele der getesteten Nasensprays Konservierungsmittel, die Allergien oder Hautreizungen auslösen und die Nasenschleimhaut bleibend schädigen können. Nur sechs der 17 getesteten Nasensprays bekamen die Note "gut", fünf ein "ausreichend", bei dreien lautete das Urteil sogar "mangelhaft" oder "ungenügend". Empfohlen werden Nasensprays mit Cromoglizinsäure oder Nedocromil.

Von den 35 getesteten oralen Antiallergika wurden bis auf drei alle mit "sehr gut" bewertet. Die drei "befriedigenden" enthielten mit Dimetidin bzw. Clemastin ermüdende Wirkstoffe der ersten Generation.

Quelle

Allergische Rhinitis. Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI).

Ökotest Kompakt Nr. 12 "Heuschnupfen". www.oekotest.de

ck
  • Wenn die Pollenbelastung hoch ist, die Fenster schließen! In ländlichen Gebieten ist das morgens der Fall, in der Stadt abends.
  • Lüften Sie kurz und vorwiegend Nachts, weil dann die Luftbewegungen geringer sind.
  • Trocknen Sie die Wäsche nicht im Freien, denn daran haften sich Pollen gut an.
  • Wischen Sie in der Wohnung Tische und Böden häufig mit einem feuchten Tuch.
  • Wenn möglich lassen Sie täglich einen nicht-allergischen Mitbewohner Staubsaugen und verwenden Sie einen Mikrofilter.
  • Waschen Sie sich (und Ihrem Partner) abends die Haare, damit die Nacht möglichst beschwerdefrei bleibt.
Autofahrer sollten Antihistaminika der zweiten Generation anwenden, die nicht so müde machen. Aber auch eine plötzliche Niesattacke kann am Steuer sehr gefährlich werden. Der ADAC empfiehlt daher, die Fenster und das Schiebedach beim Fahren immer geschlossen zu halten und die Lüftung auszuschalten. Vorteilhaft ist es, einen Pollenfilter, besser noch einen Kombifilter mit Aktivkohle, zu verwenden.

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