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Arzneimittel und Therapie
Monoklonaler Antikörper
Adalimumab zur Behandlung von Morbus Crohn
Der TNF-alpha-Antikörper Adalimumab (Humira®) hat Ende Februar von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA die Zulassung zur Behandlung des Morbus Crohn erhalten, wie Abbott mitteilte. Adalimumab ist zugelassen zur Remissionsinduktion und zum Erhalt der klinischen Remission bei Patienten mit moderat bis schwer aktivem Morbus Crohn, die auf die konventionelle Therapie nicht ausreichend angesprochen haben. In Deutschland hofft Abbott noch im ersten Halbjahr 2007 auf die Zulassung.
Außerdem ist Adalimumab bei Patienten zugelassen, die auf eine Therapie mit Infliximab nicht mehr ausreichend ansprechen oder diesen nicht vertragen.
Adalimumab blockiert den Tumornekrosefaktor alpha (TNF alpha). Dieses Protein spielt eine zentrale Rolle für die entzündliche Antwort bei Autoimmunkrankheiten. Bisher ist Infliximab der einzige weitere Antikörper gegen TNF alpha, der für die Behandlung von Morbus Crohn zugelassen ist. Bis jetzt war Adalimumab in den USA und Europa zur Behandlung rheumatoider Arthritis, psoriatischer Arthritis und Spondylitis ankylosans auf dem Markt.
Adalimumab ist bisher in 67 Ländern zugelassen, und weltweit werden derzeit über 160.000 Menschen mit der Substanz behandelt. Zurzeit laufen klinische Tests, die die potenzielle Wirksamkeit von Adalimumab bei anderen Autoimmunkrankheiten untersuchen.
Chronisch-entzündliche Erkrankung des Magen-Darm-Trakts
Morbus Crohn ist eine schwere, chronisch-entzündliche Erkrankung des Magen-Darm-Trakts. Häufige Symptome sind zum Beispiel Durchfall, Krämpfe, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Fieber und in manchen Fällen Rektalblutungen.
In Nordamerika und Europa sind wahrscheinlich über eine Million Menschen betroffen. Morbus Crohn wird in der Regel vor dem 40. Lebensjahr diagnostiziert. Die Krankheit kann verheerende Auswirkungen auf das Leben der häufig jungen und aktiven Patienten haben.
Es gibt nur wenige Behandlungsmöglichkeiten. Über 50% der Morbus-Crohn-Patienten müssen sich im Laufe der Krankheit aufgrund von Komplikationen oder fehlender Behandlungserfolge mindestens einer Operation unterziehen, von denen wiederum bis zu 70% erneut operiert werden müssen.
Signifikante klinische Remissionen
Die Zulassungserweiterung für Adalimumab zur Behandlung des Morbus Crohn beruht auf den Ergebnissen mehrerer klinischer Studien mit über 1400 erwachsenen Patienten mit einer moderaten bis schweren Form der Erkrankung.
Eine davon ist die GAIN-Studie (Gauging Adalimumab Effectiveness in Infliximab Non-Responders), eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, an der 325 Patienten teilnahmen, die auf Infliximab nicht mehr ansprachen oder dieses nicht vertrugen. Sie wurde aufgelegt, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Adalimumab im Vergleich zu Placebo bei der Induzierung einer klinischen Remission bei mittelschwerem bis schwerem akutem Morbus Crohn (CDAI 220-450) über einen Zeitraum von vier Wochen zu bewerten. Von den 325 Patienten der Studie erhielten 159 in Woche Null eine Anfangsbehandlung von 160 mg Adalimumab, gefolgt von 80 mg in der zweiten Woche. Die übrigen 166 Patienten erhielten ein Placebo. In dieser Studie bewirkt Adalimumab im Vergleich zu Placebo bei Patienten mit mittelschwerem bis schwerem akutem Morbus Crohn, die auf eine Behandlung mit Infliximab nicht ansprechen oder diese nicht vertragen, signifikante klinische Remissionsraten. Patienten mit mittelschwerem bis schwerem akutem Morbus Crohn, die nicht mehr auf Infliximab ansprachen oder dieses nicht vertrugen, erreichten in der vierten Behandlungswoche mit Adalimumab dreimal so oft klinische Remission wie mit Placebo.
Die klinische Remission wurde anhand des Rückgangs auf weniger als 150 Punkte des Morbus Crohn CDAI-Aktivitätsindexes gemessen. Der CDAI-Index ist aus acht gewichteten klinischen Werten zusammengesetzt, anhand derer das Wohlergehen des Patienten beurteilt wird. Dazu gehört unter anderem die Zahl der täglichen flüssigen oder sehr weichen Stuhlgänge, der Schweregrad der Bauchschmerzen und das Niveau des Allgemeinbefindens.
Auch in den beiden Studien CHARM (Crohn‘s trial of the fully Human antibody Adalimumab for Remission Maintenance) und CLASSIC I (CLinical assessment of Adalimumab Safety and efficacy Studied as an Induction therapy in Crohn‘s disease) mit 854 und 299 Patienten zeigte Adalimumab seine gute Wirksamkeit im Vergleich zu Placebo. In der CHARM-Studie waren in 40% der Adalimumab-Patienten in der 26. Behandlungswoche in Remission und 36% in Woche 56, unter der Placebo-Therapie waren das 17 bzw. 12%. In der CLASSIC-I-Studie waren nach vier Wochen 36% der Patienten unter der Adalimumab-Therapie in Remission, verglichen mit 12% der Placebo-Patienten.
Sicherheitsprofil ist bekannt
Das Sicherheitsprofil von Adalimumab in den Studien entsprach dem vorangegangener Untersuchungsberichte zu Morbus Crohn und rheumatoider Arthritis mit Adalimumab. Die häufigsten Nebenwirkungen, über die im Zusammenhang mit der Behandlung berichtet wurde, waren bei den Patienten in der Adalimumab-Gruppe unter anderem Bauchschmerzen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und Reizungen an der Einstichstelle.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen in den placebokontrollierten klinischen Studien für rheumatoide Arthritis (Adalimumab vs. Placebo) gehörten Reaktionen an der Injektionsstelle (20% vs. 14%), Infektionen der oberen Atemwege (17% vs. 13%), Schmerzen an der Injektionsstelle (12% vs. 12%), Kopfschmerzen (12% vs. 8%), Hautausschlag (12% vs. 6%) und Sinusitis (11% vs. 9%). Die Behandlungsabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen lagen in den Adalimumab-Gruppen bei 7% und in den Placebo-Gruppen bei 4%.
Gefahr von Infektionen
Im Zusammenhang mit der Gabe von TNF-Blockern, unter anderem auch von Adalimumab, wurde von Fällen schwerer Infektionen, Sepsis, Tuberkulose sowie von seltenen Fällen opportunistischer Infektionen und von Todesfällen berichtet. Viele dieser Infektionen traten bei Patienten auf, die außerdem andere immunsuppressive Mittel einnahmen, durch die sie zusätzlich zur eigentlichen Krankheit anfälliger für Infektionen geworden sein könnten. Eine Behandlung mit Adalimumab sollte bei Patienten mit einer akuten Infektion nicht begonnen werden.
TNF-Blocker wie Adalimumab wurden bei Patienten, die chronische Träger des Hepatitis-B-Virus (HBV) sind, mit dem erneuten Ausbruch der Krankheit in Zusammenhang gebracht. Einige dieser Fälle verliefen tödlich. Patienten, die einem HBV-Infektionsrisiko unterliegen, sollten vor Beginn der Behandlung mit Adalimumab auf frühe Anzeichen von Hepatitis-B-Viren untersucht werden. TNF-Blocker wurden in seltenen Fällen mit der Entmarkungskrankheit und schweren allergischen Reaktionen in Verbindung gebracht. In seltenen Fällen wurde von schwerwiegenden Blutkrankheiten im Zusammenhang mit TNF-Blockern berichtet.
QuelleHumira® erhält FDA-Zulassung zur Behandlung des Morbus Crohn. Pressemitteilung der Abbott GmbH& Co. KG, Wiesbaden, vom 2. März 2007. hel
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