Interpharm Hamburg

Der Spitzenkongress

Noch am Donnerstag in der vergangenen Woche hatte sich winterliches Wetter in Deutschland ausgebreitet. Doch mit dem Start der Interpharm am Freitag, 23. März, zog der Frühling ein. Rund 4200 Teilnehmer waren in die Hansestadt Hamburg gereist, um am Fortbildungsfrühling auf der Interpharm vom 23. bis 25. März teilzunehmen. Das Congress Centrum Hamburg war Deutschlands Mittelpunkt für hochkarätige pharmazeutische Fortbildung für Apothekerinnen, Apotheker, PTA und PKA.

Aus über 50 Vorträgen, Seminaren und Diskussionsrunden konnte sich jeder Teilnehmer sein individuelles Fortbildungsprogramm zusammenstellen. Eine pharmazeutische Ausstellung mit rund 90 Ausstellern bot Gelegenheit, Arzneimittelhersteller und Anbieter für Apothekenbedarf aufzusuchen. Die Kongressteilnehmer waren vom Programm und den Fortbildungsmöglichkeiten begeistert. Besonders gefiel, dass man sich an einem Wochenende kompakt und auf hohem Niveau und zu erschwinglichen Preisen fortbilden konnte. Die Interpharm 2007 in Hamburg war wieder ein Superkongress mit einem Spitzenfortbildungsprogramm.

Zwei Beiträge in DAZ 11 und 12 von Dingermann und Zündorf, die die komplizierten Abläufe in unserem Immunsystem erklärten, stimmten auf das erste Fortbildungsthema der Interpharm ein: das Immunsystem, Allergien und Autoimmunerkrankungen. Insgesamt neun Vorträge gaben am ersten Fortbildungstag einen faszinierenden Überblick über die komplexen Zusammenhänge im Immunsystem und zeigten, welche Störungen es in diesem System gibt und welche Auswirkungen sie haben. So z. B. die Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem körpereigene Strukturen bekämpft. Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis, multiple Sklerose, Psoriasis, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und Arthritis sind Krankheitsbilder, die aus Störungen im Immunsystem resultieren – die Interpharm-Besucher erfuhren hierzu neuestes Wissen. Eine didaktisch hervorragend aufbereitete Übersicht über Arzneimittelgruppen zur Behandlung von Allergien und Autoimmunerkrankungen rundete dieses Thema ab.

Suchterkrankungen und Apotheke

Sabine Bätzing, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, war eigens nach Hamburg gereist, um Grußworte der Bundesregierung zu überbringen und das Engagement der Apothekerinnen und Apotheker bei der Bekämpfung von Suchterkrankungen zu würdigen.

Ein Vortrag erklärte die Neurobiologie der Sucht, wie und warum Menschen süchtig werden und was dabei in unserem Gehirn vor sich geht.

Nicotinabusus und Arzneimittelmissbrauch – hier können sich Apothekerinnen und Apotheker besonders engagieren, um Abhängigen zu helfen, wie zwei weitere Vorträge zeigten.

Optimierte Arzneimittelanwendung

Gute und verträgliche Arzneimittel sind das eine, die richtige und optimierte Anwendung das andere. Gerade bei letzterem können die Apothekerinnen und Apotheker einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass Arzneimittel ihre Wirkungen noch besser entfalten können. Die Vorträge zeigten, dass Verbesserungen durchaus noch möglich sind, wenn Arzneimittel bei Senioren, bei Frauen und bei Kindern angewendet werden.

Zu einer optimalen Arzneimittelanwendung gehört auch, dass der Patient versteht, wie er seine Arzneimittel einnehmen muss. Dabei spielen Beipackzettel eine herausragende Rolle. Eine Untersuchung zeigte, dass auch hier Detailverbesserungen die Anwendungssicherheit und damit den Therapieerfolg erhöhen könnten.

Fett weg

Das dritte große Hauptthema der Interpharm waren in diesem Jahr die Fettstoffwechselstörungen. Einen fulminanten Auftakt für diesen Vortragskreis bot der Festvortrag mit Rock ‘n’ Roll und Facts. Die Professoren Dingermann und Steinhilber aus Frankfurt zeigten anhand der biografischen Daten des King of Rock ’n’ Roll, Elvis Presley, was es bedeutet, wenn man sich über Jahre hinweg falsch ernährt – und wenn man falsch therapiert wird. Mit viel Musik, Bildern und Filmen aus dem Leben von Elvis zeigten sie den glanzvollen Aufstieg des Sängers, der schließlich im Alter von 47 Jahren an den Folgen des metabolischen Syndroms und an einer Polypharmazie und Polytoxikomanie starb.

Die weiteren Vorträge vertieften die biochemischen Grundlagen des gesunden und gestörten Fettstoffwechsels und informierten über die verschiedenen Arten und Folgen der Fettaufnahme. Weitere Fachvorträge erklärten die Resorption von Fetten und die medikamentöse Beeinflussung und befassten sich schließlich mit der Wirkung von Statinen und dem Sinn von Retard-Statinen. Eine Abschlussdiskussion ging der Frage nach, wann Statine sinnvoll eingesetzt werden können, ob Nebenwirkungen mit Retardformen in den Griff zu bekommen sind und wie es mit unerwünschten und erwünschten Nebenwirkungen von Statinen bestellt ist.

Außerdem …

Neben diesen Hauptthemen gab es Einzelvorträge, beispielsweise über neuartige Wirkstoffe und neue Therapiekonzepte mit einem Ausblick auf das, was derzeit in der Pipeline ist und möglicherweise schon bald in die Apotheke kommt.

Ein weiterer Vortrag gab einen Einblick in die Welt der Mikronährstoffe und ihren Nutzen in der Begleittherapie bei schweren Erkrankungen.

Auch die Homöopathie kam nicht zu kurz. Während sich ein Vortrag kritisch mit der Homöopathie befasste und Wirkungen hinterfragte, gab ein praxisnaher Vortrag praktische Hinweise für den Einsatz der Homöopathie für die Familie, für Alltagsbeschwerden.

Neu: Die Wirtschafts-Interpharm

In einer Zeit, in der OTC-Preise freigegeben sind, in der es Internet-Apotheken, Billig- und Discount-Apotheken gibt und Apotheken immer neue Konzepte erproben, wie sie sich im Markt behaupten können, fand die in dieser Form erstmals stattfindende Wirtschafts-Interpharm großen Zulauf. An zwei Kongresstagen befassten sich die Themen mit Apothekenkennzahlen und Wachstumsstrategien, mit der Preisdiskussion, mit dem Kosten- und Qualitätsmanagement, mit der Arzneimitteldistribution in Europa. Zwei Diskussionen über "Ketten, Kooperationen oder freie Apotheken?" und darüber, wie sich die Apotheke in Zukunft in der Arzneiversorgung positionieren kann, rundeten die Wirtschafts-Interpharm ab.

Ein Forum der Apothekensoftwarehäuser zeigte den Stand der Lösungen für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte.

Für PTA und PKA

Großen Zulauf hatte auch in diesem Jahr der Dermokosmetiktag für PTA und PKA, der in Zusammenarbeit mit Eucerin stattfand. Hautalterung, Gesichtspflege, Schutz der Haut vor Allergenen – das waren die Fachvorträge in diesem Bereich. Außerdem gab es Tipps für die richtige Kommunikation, zum Brückenbauen vom Rezept bis zur Hautpflege.

Seit Jahren erfolgreich, auch in diesem Jahr: der PTAheute -Kongress. Die Homöopathie in der Schwangerschaft und Stillzeit, Brustkrebs, Wechseljahrsbeschwerden für jede Frau, die Kommunikation in der Apotheke bei heiklen Themen und Mikronährstoffe für die Frauen waren Themen, die jede PTA in der täglichen Arbeit umsetzen kann.

Was es sonst noch gab

  • Die Interpharm ermöglichte allen Teilnehmern auch in diesem Jahr, Fortbildungspunkte plus Zusatzpunkte für die Lernerfolgskontrolle zu erhalten. So ist es allen Interpharm-Teilnehmern möglich, bei der zertifizierten Fortbildung online teilzunehmen und ihr gelerntes Wissen zu überprüfen.
  • Viel Spaß brachte die Happy Hour zur Eröffnung der pharmazeutischen Ausstellung. Mit Dixiemusik, Wein, Bier und Würstchen war es ein "Get together" für alle Teilnehmer.
  • Superstimmung herrschte auf der Interpharm-Party (unterstützt von Mucosolvan und Boehringer Ingelheim) und bei der Pia Club Night, die auf zwei Ebenen in einem alten Speicherhaus in Hamburgs Speicherstadt stattfand. Bis tief in die Nacht hinein (trotz Umstellung auf die Sommerzeit) wurde getanzt und gefeiert.
  • Frische knackige Äpfel, gesponsert von der Firma Rausch, versorgten während der drei Kongresstage die Teilnehmer mit Vitaminen.
  • Für alle, die nicht teilnehmen konnten, stehen in Kürze die Vorträge der Interpharm auf DVD zur Verfügung. Mit einem modernen interaktiven System verknüpft ist es möglich, die Referenten zu erleben und alle Folien nachzuarbeiten. Mit dem Erwerb der DVDs hat man außerdem die Gelegenheit, an der zertifizierten Fortbildung teilzunehmen, Fragebögen zu beantworten und Punkte zu sammeln.

In dieser Ausgabe finden Sie die Festvorträge der diesjährigen Interpharm. Der Mediziner und Psychotherapeut Joachim Bauer, Freiburg, befasste sich mit der Frage, warum und wie Männer und Frauen unterschiedlich ticken, welche Eigenschaften männlich und welche weiblich sind. Außerdem haben wir die spannende berufspolitische Diskussion zusammengefasst, die sich mit der Stellung des Apothekers in der zukünftigen Arzneiversorgung befasst. Eine erste Übersicht berichtet über den PTAheute -Kongress. In der nächsten Ausgabe werden wir dann ausführlich über alle wissenschaftlichen Vorträge und die Wirtschafts-Interpharm berichten.

An dieser Stelle bedankt sich der Deutsche Apotheker Verlag und die Deutsche Apotheker Zeitung recht herzlich bei allen Teilnehmern, Ausstellern und Sponsoren – denn alle haben dazu beigetragen, dass die Interpharm 2007 in Hamburg wieder ein Spitzenkongress war.

diz

Zum Vormerken

Interpharm 2008

Die nächste Interpharm findet vom 18. bis 20. April 2008 im neuen Internationalen Congresscenter Stuttgart – ICS statt.

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