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Interpharm Hamburg
Festvortrag mit Rock ‘n‘ Roll
Einen fulminanten Einstieg in den Themenbereich Fettstoffwechsel lieferten am Sonntagmorgen Prof. Dr. Theodor Dingermann und Prof. Dr. Dieter Steinhilber, Frankfurt, mit einer musikalischen und medizinischen Kurzbiographie des großen Rock ‘n‘ Roll-Idols Elvis Presley. Berauscht vom Publikum und getrieben von der Sucht nach Erfolg ruinierte Elvis seine Gesundheit.
Im Jahr 1935 in einfachen Verhältnissen geboren und groß geworden, waren die ersten Schritte auf der musikalischen Bühne für den späteren "working class hero" Elvis nicht leicht. Stets von der Angst begleitet, nicht zu gefallen, gefördert, getrieben, aber auch ausgenutzt von seinen Managern, entwickelte sich die große Begabung Schritt für Schritt zum Superstar. Zu einem Sex-Symbol, das sein Publikum regelmäßig zu Massenhysterien hinriss.
Doch ging diese rasante Entwicklung an dem seinerzeit noch gesunden und gut gebauten Presley nicht spurlos vorüber, wie sein musikalischer Biograph Dingermann es beschrieb. Vor allem in seiner späteren Schaffensphase. Nach einer achtjährigen Bühnenabstinenz stürzte er sich in zahllose von ihm selbst perfekt arrangierte Konzerte. Daneben bestimmten ein ausschweifender und verschwenderischer Lebenstil, unkontrolliertes Essen und Versagensängste seinen Alltag. Elvis rutschte sowohl körperlich als auch psychisch zusehends tiefer, wurde esssüchtig und landete in einer Medikamentenabhängigkeit, die von einem kaum vorstellbaren Arzneimittelkonsum gekennzeichnet war.
Die Hauptfolge eines andauernden Überangebotes an Nahrungssubstraten dürften auch zu Elivs Zeiten hinlänglich bekannt gewesen sein: Übergewicht (Adipositas), häufig in Form von Bauchfettsucht. Eher unbekannt waren wohl die biochemischen Veränderungen und die hieraus resultierenden Folgeerkrankungen: Diabetes mellitus Typ 2, Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämie) und Bluthochdruck (Hypertonie). Heute werden diese Erscheinungen, die zudem meist mit koronarer Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz einhergehen, zusammengefasst mit dem Begriff metabolisches Syndrom. Das stellt sich über kurz oder lang bei den meisten Übergewichtigen ein. Mit diesem Leiden wäre Elvis Presley auch im heutigen Deutschland in guter Gesellschaft, wie Steinhilber in seinem gesundheitsbezogenen Kommentar des Königs des Rock ‘n‘ Roll darlegte: Mit mehr als sechs Millionen Patienten ist der Diabetes mellitus Typ 2 hierzulande die Zivilisationskrankheit Nr. 1. 94% der Typ-2-Diabetiker weisen gleichzeitig ein metabolisches Syndrom auf. Im Fokus der Ursachenforschung für den Typ-2-Diabetes – und damit auch für das metabolische Syndrom – steht die Insulinresistenz. Sie kann durch seltene Mutationen genetisch bedingt sein, aber auch durch Überernährung, Bewegungsmangel, Alter, Arzneimittel, Hyperglykämie und Stress erworben werden. Bei Elvis traf Dingermanns Recherchen zufolge wohl eher Letzteres zu: Bei einer Mahlzeit soll der Rock-Star regelmäßig zwölf bis 15 gegrillte Erdnussbutter- und Bananen-Sandwiches vertilgt haben.
Heute hätte Elvis wahrscheinlich zumindest bedingt geholfen werden können, meinte Steinhilber. Zum einen mit nicht-medikamentösen Strategien wie Gewichtsreduktion, Reduktionskost, vermehrter körperlicher Aktivität und Stressbewältigung. Zum anderen mit medikamentöser Intervention, und zwar im Einzelnen gegen:
- die Adipositas: Sibutramin, Orlistat;
- den Diabetes mellitus: Biguanide (Metformin), PPARγ- Agonisten (Glitazone), insulinotrope Antidiabetika, α-Glucosidasehemmer;
- die Dislipidämien: Fibrate, Fischöl, Nicotinsäure, Statine;
- die Herzinsuffizienz und die Hypertonie: ACE-Hemmer, AT1 -Blocker, Calciumantagonisten, etc.
Stattdessen, so Dingermann, verschrieb Presleys Leibarzt Dr. Constantine Nichopoulos, genannt Dr. Nick, dem Sänger und Schauspieler zwischen 1975 und 1977 in Pillen- und Ampullenform 5458 Mal Amphetamine, 9567 Mal Beruhigungsmittel sowie 3988 Mal Betäubungsmittel, im Schnitt zwanzig pro Tag. Elvis Presley starb am 16. August 1977. Ergebnis des Autopsieberichts: Elvis litt an Polytoxikomanie und – umschrieben mit den jeweiligen Krankheitsbildern – am metabolischen Syndrom. hb
- nach dem Aufstehen um drei Uhr (am Nachmittag!) eine Vitaminspritze, ein Kreislaufmittel, ein Abführmittel, drei Appetitzügler und Testosteron
- eine Stunde vor einem Konzert Codein zur Beruhigung der Atemwege und Amphetamine zum Aufputschen
- nach dem Konzert ein Mittel zur Senkung des Blutdrucks und Antihistaminika zum Abschwellen der Atemschleimhäute
- vor dem Einschlafen als Schlafmittel Methaqualon und Ethchlorvynol, nochmals Amphetamine, Antihypertonika, Beruhigungsmittel und Abführmittel
- nachts das schnellwirksame Barbiturat mit Amytal
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