Prisma

Alte Tuberkulose-Impfstoffe wirken besser

Eine von französischen Wissenschaftlern durchgeführte Untersuchung hat ergeben, dass ältere Tuberkulose-Impfstoffvarianten wirksamer sind als die heute überwiegend eingesetzten modernen Impfstoffe.

Anfang des vergangenen Jahrhunderts wurde der BCG-Impstoff erstmals in Frankreich entwickelt. Da die Medizin zu dieser Zeit noch nicht über die heutigen Möglichkeiten verfügte, konnte dieser Impfstoff in der Folge nur durch Laborkulturen am Leben erhalten werden. Dabei kam es im Laufe der Zeit offenbar zu verschiedenen Mutationen, die zu einer Verringerung der Wirksamkeit geführt haben. Das hat nun der genetische Vergleich von 1925 nach Japan und Russland exportierten BCG-Stämmen mit drei neueren Stämmen ergeben, die derzeit bei rund 66 Prozent aller Tuberkuloseimpfungen eingesetzt werden. Die Studiendurchführenden fordern aufgrund ihres Befundes, die älteren Stämme erneut klinisch zu testen. Alternativ dazu könnte ihrer Ansicht nach versucht werden, die neueren BCG-Impfstoffe wirksamer zu machen. ral

Quelle: Brosch, R. et al.: Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1073/pnas.0700869104

Diabetes am Geruch erkennen

Bisher müssen sich viele Typ-1-Diabetiker mehrmals täglich stechen, um mittels eines Bluttropfens ihren Blutzuckergehalt zu bestimmen. Möglicherweise könnte künftig für Diagnose und Überwachung der Stoffwechselkrankheit ein einfacher Atemtest ausreichen.

Mediziner der Staatsuniversität von Mississippi entwickeln derzeit ein Messverfahren, das sich den erhöhten Acetongehalt in der Atemluft von Diabetikern zu Nutze macht. Ketonkörper entstehen, wenn Insulin fehlt, Glucose nicht mehr in die Zellen gelangt und der Körper darauf mit einer gesteigerten Fettverbrennung reagiert. Ab einem bestimmten Gehalt kann man den fruchtigen Acetongeruch in der Atemluft von Typ-1-Diabetikern wahrnehmen. Mit ihrem hochsensiblen Messverfahren wollen die Forscher nun jedoch bereits kleinste Mengen Aceton nachweisen. Das Prinzip: Ein Laserstrahl wird zwischen zwei in einer Kammer montierten Spiegeln hin und her geworfen und bei entsprechender Wellenlänge von den Acetonmolekülen abgeschwächt. Das verminderte Laserlicht dient somit als Maß für die Menge der produzierten Ketonkörper und lässt auf den bestehenden Blutzuckergehalt des Blutes schließen. war

Quelle: Mbi, A.; Wang, C.: Vortrag auf einer Konferenz der Amerikanischen Gesellschaft für Physik, 5.-9.3.2007 in Denver.

Bodenbakterien sollen Tumoren heilen

Auf der Suche nach neuen Wirkstoffen nehmen Forscher derzeit verstärkt Bakterien aus dem Erdboden ins Visier: Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig will gemeinsam mit der Bayer Schering Pharma AG Substanzen aus Myxobakterien auf ihre tumorhemmende Wirkung testen.

Die im Boden lebenden Myxobakterien wurden in den vergangenen 30 Jahren am Helmholtz-Zentrum systematisch kultiviert und untersucht. "Viele der Verbindungen, die die Myxobakterien in ihre Umgebung absondern, haben interessante biologische Wirkungen", erklärt Dr. Ronald Frank, Leiter der Arbeitsgruppe "Chemische Biologie". "Aber wir kennen sie bislang nur bei einigen dieser Moleküle." Das soll sich nun ändern: Die von Myxobakterien gebildeten Substanzen werden jetzt auf Antitumor-Aktivitäten und damit auf ihre Eignung als Krebsmedikamente untersucht. Was die Wissenschaftler hoffen lässt: Schon einmal konnte ein potenzielles Medikament aus Myxobakterien isoliert werden. Die Verbindung namens Epothilon hemmt das Wachstum von Krebszellen und befindet sich derzeit in der klinischen Prüfung. ral

Quelle: Pressemitteilung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung vom 20.3.2007

Das preiswerte therapeutische Hühnerei

Impfstoffe aus Hühnereiern gehören bereits zum pharmazeutischen Alltag. Das Hühnerei als Bioreaktor für die kommerzielle Produktion auch anderer therapeutisch interessanter Proteine wie Hormone oder Wachstumsfaktoren zu nutzen, scheint jetzt greifbar.

Das Hühnerei als Bioreaktor ist in vieler Hinsicht attraktiv: Die Proteine im Hühnereiweiß zeigen ein günstiges Glykosylierungsmuster und geringe Immunogenität, für Säuger toxische Proteine können toleriert werden und der Aufwand für Produktion und Reinigung ist relativ niedrig. Die Gewinnung transgener Hühnerstämme, die rekombinante Proteine über Generationen stabil produzieren, war bislang schwierig, denn das Hühnerei lässt sich nicht so leicht manipulieren wie die Eizellen von Säugetieren. Die Eizelle verbringt nach der Befruchtung noch etwa 24 Stunden im Eileiter der Henne. Während dieser Zeit werden einerseits das Eiweiß und die stabile Eischale angelagert, andererseits entwickelt sich der Embryo und kann zum Zeitpunkt der Eiablage bereits bis zu 50.000 Zellen enthalten.

Eine Arbeitsgruppe um Helen Sang vom britischen Roslin Institut, das durch die Herstellung des Klonschafs Dolly bekannt wurde, entwickelte jetzt in Zusammenarbeit mit den Firmen Viragen und Oxford Biomedica eine effiziente Methode zur Gewinnung transgener Hühner mit einem Lentivirus-Vektor, der Hühnerembryonen auf dem Stadium der Eiablage appliziert werden kann. Der Vektor vermittelt die Produktion von Proteinen unter Kontrolle des Ovalbumin-Promotors und deren gezielte Abgabe in das Hühnereiweiß. In der jetzt veröffentlichten Pionierarbeit gelang so unter anderem die Produktion von physiologisch aktivem humanem Interferon-gamma-1a, das für die Behandlung der multiplen Sklerose interessant ist. ahr

Quelle: Petitte, J. N.; Mozdziak, P. E.: Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 104 (6), 1739-1740 (2007). Sang, H. N. et al.: Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 104 (6), 1771-1776 (2007).

Sport oder Diät – das ist keine Frage

Eine Gewichtsreduktion kann gleichermaßen durch eine kalorienreduzierte Diät oder durch Sport erzielt werden. Einzige Voraussetzung ist, dass die Energiebilanz die gleiche ist. Amerikanische Forscher konnten dies in einer Studie zeigen. Zu bedenken bleibt, dass körperliche Aktivität zusätzlich das Herz-Kreislaufsystem stärkt und die allgemeine Fitness verbessert.

Leanne Redman und ihr Team vom Pennington Biomedical Research Center teilten für ihre Untersuchung 35 übergewichtige Frauen und Männer in drei Gruppen ein: Die Kontrollgruppe erhielt täglich die Energiemenge, um das bestehende Körpergewicht zu halten, die zweite Gruppe erhielt eine Diät, deren Kalorienanteil um 25 Prozent gesenkt war, die dritte Gruppe erhielt eine Diät, die zu einer 12,5-prozentigen Kalorienreduktion führen sollte. Zusätzlich nahm die dritte Gruppe an einem Sportprogramm teil, das den Energieumsatz um 12,5 Prozent steigern sollte, so dass insgesamt auch in dieser Gruppe eine 25-prozentige Kalorienreduktion resultierte. Die Studie ging über sechs Monate, die Einhaltung der Vorgaben wurde regelmäßig kontrolliert. Nach Ablauf der sechs Monate wurden Körpergewicht, Fettanteil und die Körperfettverteilung bei den Probanden gemessen. Die Teilnehmer der Diät- und Sportgruppe hatten zu Studienende jeweils etwa 10 Prozent ihres Körpergewichts verloren, die Fettmasse hatte sich um 24 Prozent und speziell das Bauchfett um 27 Prozent verringert. Die Werte beider Gruppen wiesen keine signifikanten Unterschiede auf. Allerdings verbesserte sich in der Sportgruppe die Fitness der Lunge und des Herz-Kreislaufsystems deutlich. Die Forscher widerlegen somit die weit verbreitete Annahme, dass eine Gewichtsreduktion mit Diät und körperlicher Aktivität besser erzielt werden kann als mit einer Diät alleine. Koautor Eric Ravussin betont: "Es geht ausschließlich um die Kalorien." In bisherigen Studien wurde seiner Aussage nach häufig die Energiebilanz nicht genau kontrolliert, so dass die Sportgruppen in der Regel eine geringere effektive Kalorienzufuhr hatten als die Diätgruppen, was den höheren Gewichtsverlust erklärt. ka

Quelle: Redman, L. et al.: J. Clin. Endocrinol. Metabol., Online-Vorabpublikation; DOI: 10.1210/jc.2006-2184

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