Arzneimittel und Therapie

Zulassungserweiterung

Capecitabin zur Therapie des Magenkarzinoms zugelassen

Das orale Fluoropyrimidin Capecitabin (Xeloda®) hat die Zulassung zur First-line-Behandlung des fortgeschrittenen Magenkarzinoms in Kombination mit einer platinbasierten Chemotherapie erhalten, wie die Roche Pharma AG mitteilte.

Diese Zulassungserweiterung basiert auf den Daten von zwei Phase-III-Studien, in denen die Therapie mit Capecitabin seine Wirksamkeit zeigte.

In der zulassungsrelevanten Studien ML17032 ergab die Kombinationstherapie aus Capecitabin plus Cisplatin eine Gesamtansprechrate von 41% im Vergleich zu 29% unter der bisherigen Standardtherapie mit intravenös verabreichtem 5-FU/Cisplatin. In der REAL-2-Studie mit 1002 Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Ösophagus- oder Magenkarzinom verlängerte Capecitabin in Kombination mit Epirubicin und Oxaliplatin signifikant das Gesamtüberleben auf 11,2 Monate im Vergleich zu 9,9 Monate unter dem Dreifach-Schema Epirubicin/Cisplatin/5-FU.

Capecitabin ist ein nicht zytotoxisches Fluoropyrimidincarbamat, das als eine oral eingenommene Vorstufe des zytotoxischen 5-Fluorouracil (5-FU) seine Wirkung entfaltet. Capecitabin wird über mehrere enzymatische Schritte aktiviert. Das Enzym, das in die abschließende Umwandlung zu 5-FU eingebunden ist, Thymidin-Phosphorylase (ThyPase), kommt sowohl in Tumorgewebe als auch in gesundem Gewebe vor, in letzterem üblicherweise jedoch in geringerer Konzentration. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass es durch die Metabolisierung von 5-FU im anabolischen Stoffwechselpfad zur Blockade der Methylierung von Desoxyuridylsäure zu Thymidylsäure kommt, wodurch die Synthese der DNA beeinflusst wird. Der Einbau von 5-FU führt weiter zu einer Inhibierung der RNA- und Protein- Synthese. Da DNA und RNA für Zellteilung und -wachstum unerlässlich sind, beruht die Wirkung von 5-FU möglicherweise darauf, einen Thymidinmangel zu bewirken, der unbalanciertes Zellwachstum und Zelltod hervorruft. Am stärksten treffen die Auswirkungen des DNA- und RNA-Mangels jene Zellen, die schneller proliferieren und 5-Fluorouracil schneller metabolisieren. Zu den am häufigsten beobachteten unerwünschten Ereignissen bei der Anwendung von Capecitabin zählen Diarrhö, Bauchschmerzen, Übelkeit, Stomatitis und das Hand-Fuß-Syndrom (palmar-plantare Erythrodysästhesie).

Geringe Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Magenkrebs

In Deutschland beträgt die geschätzte Zahl der jährlichen Neuerkrankungen insgesamt circa 19.400, davon etwas mehr als 11.200 Männer. Magenkrebs ist die fünfthäufigste Krebserkrankung bei Männern und auf Platz sechs bei den Frauen. Die Neuerkrankungsraten sind zwar rückläufig, trotzdem gehört Magenkrebs immer noch zu den häufigsten tumorbedingten Todesursachen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer bei etwa 70, für Frauen bei etwas mehr als 75 Jahren. Seit über 30 Jahren ist in Deutschland – wie auch in den anderen Industrienationen – ein stetiger Rückgang der Neuerkrankungen an Magenkrebs zu beobachten. Die derzeitige relative Fünf-Jahres-Überlebensrate ist jedoch schlecht und beträgt bei Männern 27%, bei Frauen 29%.

Histologisch überwiegen im Magen Adenokarzinome. Von der Magenschleimhaut ausgehende MALT-Lymphome (Mucosa Associated Lymphoid Tissue oder Mucous membrane Associated Lymphoid Tissue, Schleimhaut-assoziiertes lymphoides Gewebe), die meist im Magen auftreten, werden nicht zu den Tumoren des Magens, sondern zu den Non-Hodgkin-Lymphomen gerechnet.

Quelle

Krebs in Deutschland. 5. überarbeitete, aktualisierte Ausgabe. Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. und Robert Koch-Institut. Saarbrücken, 2006.

Fachinformation Xeloda® , Stand April 2007.

Xeloda® (Capecitabin) für die Therapie des fortgeschrittenen Magenkarzinoms zugelassen. Pressemitteilung der Roche Pharma AG vom 18. April 2007.

ck
Einsatz bei verschiedenen Tumorarten
In Deutschland ist Capecitabin zugelassen
  • zur adjuvanten Behandlung von Patienten nach Operation eines Kolonkarzinoms im Stadium III;
  • zur First-line-Monotherapie des metastasierten Kolorektalkarzinoms;
  • in Kombination mit einem Platin-haltigen Anwendungsschema zur First-line-Therapie des fortgeschrittenen Magenkarzinoms;
  • in Kombination mit Docetaxel zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom nach Versagen einer zytotoxischen Chemotherapie;
  • zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom, wenn eine Therapie mit Taxanen und Anthracyclinen versagt hat oder eine weitere Anthracyclinbehandlung nicht angezeigt ist.

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