Aus Kammern und Verbänden

Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft

500. Vortrag in der DPhG-Landesgruppe Hamburg

Am 24. April fand die 500. Vortragsveranstaltung der DPhG-Landesgruppe Hamburg statt. In einem Festvortrag stellte Prof. em. Dr. Wolfgang Wiegrebe, Regensburg, die Radiopharmazie als Arbeitsgebiet für Apotheker vor. Aus Anlass des Jubiläums wurde das Engagement der Landesgruppe für die pharmazeutische Fortbildung in Grußworten gewürdigt.

Prof. Dr. Elisabeth Stahl-Biskup, Vorsitzende der DPhG-Landesgruppe Hamburg, erinnerte an die Geschichte der pharmazeutisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaft in der Hansestadt. Die ursprüngliche Bezirksgruppe geht auf ein Treffen von zehn Apothekern am 19. Juni 1946 zurück. Die Gründung wurde am 24. Januar 1947 von den britischen Besatzungsbehörden genehmigt. Für den 16. Mai 1947 wurde zum ersten Vortrag von Dr. C. Mulli über die "Zellatmung unter besonderer Berücksichtigung des Cytochromsystems" eingeladen. Nach der Gründung weiterer Ortsgruppen entstand 1950 die Dachorganisation der DPhG, die ihren Sitz zunächst in Hamburg nahm, sodass die Hansestadt als Keimzelle der Nachkriegs-DPhG bezeichnet werden kann. Die heutige Landesgruppe Hamburg leistet mit jährlich acht Vorträgen und einem Seminar ihren Beitrag zur Fortbildung der Apotheker. Dabei bietet sie ein ausgewogenes Programm, das alle pharmazeutischen Disziplinen einbezieht.

DPhG-Vizepräsident Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz überbrachte die Grüße der Dachorganisation und gratulierte zur jahrzehntelangen hervorragenden Arbeit. Er verwies auf die steigenden Mitgliederzahlen der DPhG, die nach etwa 5000 Mitgliedern im Jahr 2000 nun stabil über 8000 Mitglieder habe. Gründe dafür seien die Mitgliederzeitschrift "Pharmazie in unserer Zeit", das Engagement vieler Studierender und die Zusammenarbeit mit den praktisch tätigen Apothekern. Die Fachgesellschaft arbeite interdisziplinär, stelle den Bezug zur Praxis her und setze nicht nur auf die Chemie, sondern auch auf neue Entwicklungen wie die klinische Pharmazie. Zudem sei sie die einzige von der Deutschen Forschungsgemeinschaft anerkannte pharmazeutische Fachgesellschaft.

Auch Rainer Töbing, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, gratulierte zum Jubiläum, das die Kontinuität und Intensität verdeutliche, mit der die DPhG-Landesgruppe die Apotheker begleitet. Er dankte für die Tätigkeit der DPhG als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis und verwies auf die gute Zusammenarbeit mit der Apothekerkammer, insbesondere bei den jährlichen gemeinsamen Symposien, die zu einer festen Größe für die Hamburger Apotheker geworden seien. Der Apothekerberuf sei ohne wissenschaftliches Fundament undenkbar. In der Zeit von Discount-Angeboten sei es für Apotheker besonders wichtig, sich ihren wissenschaftlichen Hintergrund bewusst zu machen. Wenn die Apotheker versuchen würden, Drogeriemärkte im Preiskampf zu übertreffen, seien sie als Heilberufler passé und würden von der Politik nur noch als Kaufleute behandelt.

Radiopharmazie für Apotheker

Beim Jubiläumsvortrag ging es um die Radiopharmazie, die nach Einschätzung von Prof. em. Dr. Wolfgang Wiegrebe, Regensburg, ein relevantes Arbeitsgebiet für Apotheker ist, die ihre Scheu vor der Radioaktivität überwinden sollten. Zugleich warb er für einen differenzierten Umgang mit der Kernkraft zur Energiegewinnung. Einerseits könne mit den Kernspaltungsreaktoren westlicher Länder kein waffenfähiges Plutonium gewonnen werden, andererseits dürften die Gefahren der Kernkraft nicht übersehen werden. Es sei verwunderlich, dass die Apotheker nicht in die Lagerhaltung von Kaliumiodid-Tabletten für nukleare Notfälle eingebunden seien, obwohl sie die Kompetenz zur Beratung über die Anwendung haben.

Kohlenstoff-14 im Alkohol

Wiegrebe stellte die Bedeutung der Radiopharmazie anhand von Beispielen dar. So ist der wichtige Betastrahler Kohlenstoff-14, der als Marker bei der Altersbestimmung von Fossilien allgemein bekannt ist (C14-Methode), auch für die Synthese eines zytotoxischen Phenanthroindolizidin-Alkaloids aus radioaktiv markierten Aminosäuren relevant. Kohlenstoff-14 entsteht durch Neutronenbeschuss von Stickstoff als Folge der sehr energiereichen Höhenstrahlung und wandelt sich mit einer Halbwertszeit von etwa 5730 Jahren wieder in Stickstoff um. In Fossilien und auch in fossilen Brennstoffen, die nicht mehr im lebendigen Austausch mit der Atmosphäre stehen, nimmt die C14-Konzentration durch den natürlichen Zerfall des radioaktiven Isotops ab. Deshalb hat Alkohol aus pflanzlichem Material eine höhere Radioaktivität als synthetischer Alkohol aus Nebenprodukten der Mineralölverarbeitung.

PET-Diagnostik

Neben der Bedeutung radioaktiv markierter Substanzen für die Aufklärung von Biosynthesen und Reaktionsmechanismen stellte Wiegrebe die Positronenemissionstomographie (PET) als nuklearmedizinisches Diagnoseverfahren vor. Sie beruht darauf, dass sich jeweils ein Elektron und sein Antiteilchen, das Positron, zu einem extrem kurzlebigen Positronium verbinden, das vollständig zu Energie zerfällt und dabei zwei Gammaquanten in genau entgegengesetzte Richtungen abstrahlt. Während Elektronen überall vorhanden sind, müssen Positronen durch bestimmte radioaktive Isotope erzeugt werden. Der Einbau eines solchen Positronenstrahlers in eine organische Verbindung, die sich nach der Applikation an einen Patienten schnell in bestimmten Geweben (z.B. Tumoren) anreichert, ermöglicht eine nicht invasive Diagnostik: Mit Hilfe vieler Paardetektoren, die die Gammaquanten registrieren und sich jeweils einander gegenüberstehen, lässt sich die Verteilung des Positronenstrahlers im Patienten lokalisieren.

Die Positronenstrahler haben nur eine Halbwertszeit von wenigen Minuten bis ca. 110 Minuten (Fluor-18), was ihre praktische Anwendung erschwert. Die Synthese neuer PET-Radiodiagnostika stellt daher eine große Herausforderung dar. Als F18-haltige Verbindungen stellte Wiegrebe 2-Fluor-2-desoxyglucose zur allgemeinen Tumordiagnostik und das relativ neue Fluorethylcholin zur Diagnose speziell von Prostatakrebs vor. <

Dr. Thomas Müller-Bohn
Erratum
Cephalosporine
Die in DAZ 13 auf Seite 65 publizierte Formel zeigt nicht die "Grundstruktur der Cephalosporine", sondern vereinigt in sich Strukturmerkmale verschiedener Betalactam-Antibiotika. Im Unterschied zu jener Formel besitzen Cephalosporine eine Doppelbindung im 6-Ring und ein weiteres N-Atom. Ihre Grundstruktur ist hier, ohne Berücksichtigung der stereochemischen Aspekte, abgebildet.

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