Arzneimittel und Therapie

Osteogenes Protein

Eptotermin alfa stimuliert Knochenwachstum

Eptotermin alfa ist ein rekombinantes, humanes osteogenes Protein-1, welches das Knochenwachstum stimuliert. Die Substanz wird bei traumatisch bedingten Tibiafrakturen eingesetzt, die seit mindestens neun Monaten bestehen und nicht heilen (Pseudarthrosenbildung). In Osigraft® ist Eptotermin alfa an eine Kollagenmatrix gebunden. Das Präparat wird in den Knochen implantiert und soll dort das Knochenwachstum stimulieren.

Eptotermin alfa ist ein knochenmorphogenetisches Protein, das im Rahmen des Heilungsprozesses die Bildung neuen Knochens anregen kann. Das rekombinante humane osteogene Protein-1 wird in den Zellen des chinesischen Hamsters produziert. Es initiiert eine Kaskade zellulärer Vorgänge, die zur Bildung von Chondroblasten und Osteoblasten führen. Diese beiden Zelltypen spielen eine Schlüsselrolle im Knochenbildungsprozess.

Die Kollagenmatrix von Osigraft® ist unlöslich und besteht aus Partikeln in einer Größe von 75 bis 425 μm. An diesem biologisch resorbierbaren Gerüst können die Zellproliferations- und -differenzierungsprozesse stattfinden, die durch Eptotermin alfa induziert werden. Die Matrix wirkt auch osteokonduktiv und ermöglicht dem Knochen ein Einwachsen aus dem umliegenden gesunden Knochengewebe in das Gebiet des Defekts. Der neu gebildete Knochen ist mit normalem Knochen vergleichbar. Er wächst in seine natürliche Form, und Kortikalis und Knochenmark bilden sich aus.

Behandlung mit autologer Transplantation nicht möglich

Bevor Osigraft® eingesetzt wird, sollte eine Vorbehandlung mit autologer Transplantation fehlgeschlagen oder nicht durchführbar sein. Bei der autologen Transplantation wird ein Stück Knochen aus der Hüfte des Patienten an die Stelle verpflanzt, die abheilen soll.

Wenn das nicht möglich oder bereits fehlgeschlagen ist, wird Osigraft® durch einen chirurgischen Eingriff an der Stelle des Defekts direkt auf die präparierte Knochenoberfläche aufgetragen. Dazu wird die Trockensubstanz einer bis zwei Flaschen, die jeweils 3,5 mg Eptotermin alfa enthalten, in jeweils 2 bis 3 ml 0,9%-iger NaCl-Lösung suspendiert und direkt an der Stelle der Verletzung aufgetragen. Das umgebende Weichteilgewebe wird dann um das Implantat herum geschlossen.

Für die Behandlung sollte das Skelett der Patienten voll ausgereift sein, bei Kindern ist Osigraft® kontraindiziert.

Stabilisierung mit Marknagelung

Die Erfahrungen aus kontrollierten klinischen Prüfungen beschränken sich auf die Stabilisierung der Fraktur mit gleichzeitiger Marknagelung. In der Hauptstudie über Pseudarthrosenbildung bei Tibiafrakturen wurde Eptotermin alfa mit einem autologen Transplantat verglichen, wobei der primäre Endpunkt zur Beurteilung der Wirksamkeit neun Monate nach der Behandlung gemessen wurde. Die klinischen Resultate in Bezug auf Schmerzen und Gewichtsbelastung waren mit denen der autologen Transplantate vergleichbar (81% Erfolg in der mit Eptotermin alfa, 77% Erfolg in der mit autologem Transplantat behandelten Gruppe). Die Ergebnisse der Röntgenuntersuchungen in der Eptotermin-alfa-Gruppe waren etwas schlechter als in der mit autologem Transplantat behandelten Kontrollgruppe (68% vs. 79%).

Nicht bei Infektionen und Autoimmunkrankheiten

Bei Schwangeren, Autoimmunkrankheiten, aktiver Infektion an der Stelle der Pseudarthrosenbildung oder aktiver systemischer Infektion, unzureichender Hautabdeckung und Blutversorgung an der Stelle der Pseudarthrosenbildung, Wirbelfrakturen, metabolischen Knochenkrankheiten oder Tumoren, Tumoren in der Nähe der Pseudarthrosenbildung sowie unter Chemotherapie, Strahlentherapie und Immunsuppression ist Osigraft® kontraindiziert.

Keine schwerwiegenden Nebenwirkungen

Unerwünschte Wirkungen im Zusammenhang mit Osigraft® waren Verfärbung der Wundstelle, Erythem (Rötung der Haut), Druckempfindlichkeit und Schwellungen über der Implantationsstelle sowie heterotope Ossifikation/Myositis ossificans (Knochenbildung außerhalb des Frakturbereichs). Keine dieser Nebenwirkungen wurde als schwerwiegend eingestuft. Wenn der Verdacht auf eine unerwünschte Wirkung mit immunologischem Hintergrund besteht oder wenn Osigraft® unwirksam ist, sollte mit einem entsprechenden Test auf Vorhandensein von Antikörpern im Serum geprüft werden.

Da aufgrund des Wirkungsmechanismus des Wirkstoffs diverse Wirkungen auf die Embryogenese und Organgenese erwartet werden könnten, ist die Anwendung von Osigraft® in der Schwangerschaft kontraindiziert. Frauen im gebärfähigen Alter sollten ihren Arzt vor der Behandlung mit Osigraft® darüber informieren, dass die Möglichkeit einer Schwangerschaft besteht.

Osigraft® sollte während der Stillzeit nur nach Maßgabe des behandelnden Arztes und nur nach Abwägung von Nutzen und Risiken gegeben werden. Es wird empfohlen, nach der Behandlung nicht mehr zu stillen.

Quelle

Fachinformation von Osigraft® , Stand Mai 2007.

hel
Handelsname: Osigraft
Hersteller: Stryker GmbH, Duisburg
Einführungsdatum: 1. Mai 2007
Zusammensetzung: 1 Durchstechflasche enthält 1 g Pulver mit 3,5 mg Eptotermin. Sonstiger Bestandteil: Rinderkollagen (vakuumgetrocknet).
Packungsgrößen, Preise und PZN: 1 Durchstechflasche, PZN 2324787, nur an krankenhausversorgende Apotheken.
Stoffklasse: Knochenmorphogenetisches Protein, ATC-Code: M05BC02.
Indikation: Zur Behandlung von traumatisch bedingten Tibiafrakturen mit Pseudarthrosenbildung, die seit mindestens neun Monaten bestehen, bei Patienten mit ausgewachsenem Skelett, in Fällen, in denen eine Vorbehandlung mit autologer Transplantation fehlschlug oder in denen eine autologe Transplantation nicht durchführbar ist.
Dosierung: Die Behandlung erfordert eine einmalige Operation. In Abhängigkeit vom Ausmaß des Defekts können bis zu zwei 1-g-Durchstechflaschen Osigraft® verwendet werden.
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder Kollagen; Unreife des Skeletts (Kinder); Autoimmunkrankheiten; aktive Infektion an der Stelle der Pseudarthrosenbildung oder aktive systemische Infektion; unzureichende Hautabdeckung und Vaskularität an der Stelle der Pseudarthrosenbildung; Anwendung auf Wirbelfrakturen; Pseudarthrosenbildung aufgrund von pathologischen Frakturen, metabolischen Knochenerkrankungen oder Tumoren; Tumoren in der Nähe der Stelle der Pseudarthrosenbildung; Chemotherapie, Strahlentherapie oder Immunsuppression; Schwangerschaft.
Nebenwirkungen: Erythem, Druckempfindlichkeit, Schwellungen über der Implantationsstelle, heterotope Ossifikation/Myositis ossificans.
Wechselwirkungen: Wechselwirkungsstudien wurden nicht durchgeführt.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen: Osigraft® bietet keine biomechanische Stabilität und sollte an Stellen, an denen anfänglich eine mechanische Stabilisierung notwendig ist, zusammen mit internen oder externen Fixatoren verwendet werden. Von der Stelle der Pseudarthrosenbildung gelöstes Material kann zu ektopischer Ossifikation in den umliegenden Geweben führen und Komplikationen hervorrufen; Osigraft® darf daher nur bei ausreichender Sicht und mit größter Sorgfalt auf die Defektstelle aufgebracht werden. Wenn der Verdacht auf eine unerwünschte Wirkung mit immunologischem Hintergrund besteht oder wenn Osigraft® unwirksam ist, sollte auf Antikörper im Serum geprüft werden.

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