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Therapieempfehlungen
Tab. 1: Checkliste für die Diagnose einer depressiven Erkrankung (entsprechend den ICD-10-Kriterien für eine depressive Störung) | ||||
Klagt der Patient mindestens seit zwei Wochen über | ||||
Hauptsymptome |
ja |
nein |
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A |
1 |
depressive Stimmung |
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2 |
Interesse- bzw. Freudlosigkeit |
|||
3 |
Antriebsstörung, Energieverlust, Müdigkeit |
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Zusatzsymptome |
ja |
nein |
||
B |
4 |
Verlust von Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen
übertriebene Schuldgefühle
|
||
5 |
Todes- bzw. Suizidgedanken |
|||
6 |
Denk- und Konzentrationsstörungen, Entscheidungsunfähigkeit |
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7 |
psychomotorische Unruhe oder Gehemmtsein |
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8 |
Schlafstörungen |
|||
9 |
Appetit- bzw. Gewichtsverlust |
|||
Sind mindestens zwei Hauptsymptome (A) und mindestens zwei der Zusatzsymptome (B) vorhanden, ist von einer behandlungsbedürftigen depressiven Episode auszugehen. |
Tab. 2: WHO-5-Fragebogen zum Wohlbefinden (WHO-5 Well Being Index) | ||||||
In den letzten beiden Wochen |
die ganze Zeit |
meistens |
über die Hälfte der Zeit |
weniger als die Hälfte der Zeit |
ab und zu |
zu keinem Zeitpunkt, nie |
(5) |
(4) |
(3) |
(2) |
(1) |
(0) |
|
1. Ich bin froh und guter Laune. |
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2. Ich fühle mich ruhig und entspannt. |
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3. Ich fühle mich aktiv und voll Energie. |
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4. Beim Aufwachen fühle ich mich frisch und ausgeruht. |
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5. Mein Alltag ist voller Dinge, die mich interessieren. |
||||||
Der WHO-5-Fragebogen zum Wohlbefinden ist von den Patienten im Wartezimmer auszufüllen. Das Ergebnis kommt durch einfaches Addieren der vergebenen Punktwerte zustande und erstreckt sich von 0 bis maximal 25, wobei 0 geringstes Wohlbefinden bzw. niedrigste Lebensqualität und 25 größtes Wohlbefinden und höchste Lebensqualität bezeichnen. Bei einem Score < 13 besteht Verdacht auf eine depressive Störung, und es muss gezielt nachgefragt werden.
Quelle: Wellbeing measures in primary health care. The depcare projekt. Stockholm, Sweden. Report on an WHO Meeting, 1998.
|
Tab. 3: Klassifikation der Depression nach ICD-10 | |||
F 31 |
bipolare affektive Störung |
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F 32 bzw. |
depressive Episode
bzw. rezidivierende depressive Störung
|
||
leicht |
zwei Hauptsymptome + zwei Zusatzsymptome |
≥ zwei Wochen |
|
mittelgradig |
zwei Hauptsymptome + drei bis vier Zusatzsymptome |
≥ zwei Wochen |
|
schwer |
drei Hauptsymptome + vier Zusatzsymptome |
≥ zwei Wochen |
|
F 34.1 |
Dysthymie |
||
milde (nicht rezidivierende), im jungen Erwachsenenalter beginnende, über zwei Jahre anhaltende depressive Verstimmung |
|||
F 06.32 |
organische depressive Störung |
Tab. 4: Gruppen von Antidepressiva und ihre klinischen Eigenschaften (für vollständige Information beachten Sie bitte die Fachinformationen) | |||
Tab. 4.1. Trizyklische Antidepressiva (TZA) | |||
Wirkstoff |
Fertigarzneimittel |
Tagesdosen |
|
Anfangsdosis |
Standardtagesdosis |
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Amitriptylin
Amitriptylinoxid
Clomipramin
Desipramin
Doxepin
Imipramin
Maprotilin
Nortriptylin
Trimipramin
|
Saroten®
, Amineurin®
Equilibrin®
, Amioxid®
Anafranil®
Petylyl®
Aponal®
, Sinquan®
Tofranil®
Deprilept®
, Ludiomil®
Nortrilen®
Stangyl®
|
25 – 50 mg
30 – 60 mg
25 – 50 mg
25 – 50 mg
25 – 50 mg
25 – 50 mg
25 – 50 mg
25 – 50 mg
25 – 50 mg
|
100 – 300 mg
100 – 300 mg
100 – 250 mg
100 – 250 mg
100 – 225 mg
100 – 300 mg
100 – 225 mg
50 – 200 mg
100 – 300 mg
|
UAW: |
anticholinerge Effekte: Mundtrockenheit, Miktions-, Akkomodationsstörungen, Obstipation, Hypohidrose, Ileus, Glaukom, Gewichtszunahme, Sedierung,
Orthostase-Reaktion: Blutdruckabfall, Tachykardie, Schwindel, Ödeme, Blutbildstörungen
|
||
WW: |
Verstärkung der anticholinergen und sedierenden Effekte in Kombination mit anderen Anticholinergika oder zentraldämpfenden Stoffen, z. B. Antihistaminika, Parkinsonmittel, Hypnotika, Sedativa, Tranquillanzien, Neuroleptika, Anästhetika, Alkohol;
vermindert antihypertensive Wirkung von Methyldopa und Clonidin;
Wirkungsverstärkung von Sympathomimetika (Blutdruckkrisen, Arrhythmien);
mit MAOI: hypertone Krise, Kombination mit Clomipramin unbedingt meiden; Wirkungsverstärkung von oralen Antikoagulanzien und SSRI;
Wirkungsabschwächung durch Antiepileptika, Rifampicin, Johanniskraut, orale Kontrazeptiva, Zigarettenrauch möglich
|
||
KI: |
akute Intoxikation mit zentraldämpfenden Stoffen (inklusive Alkohol);
unbehandeltes Engwinkelglaukom; akuter Harnverhalt, Pylorusstenose, paralytischer Ileus; schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen;
Vorsicht bei Prostatahypertrophie, schweren Leberschäden, erhöhter Krampfbereitschaft, Störung der Blutbildung;
strenge Indikationsstellung in der Schwangerschaft, keine Einnahme in der Stillzeit.
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Tab. 4.2.: Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-(Reuptake)-Inhibitoren (SSRI) | |||
Wirkstoff |
Fertigarzneimittel |
Tagesdosen |
|
Anfangsdosis |
Standardtagesdosis |
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Citalopram
Escitalopram
Fluoxetin
Fluvoxamin
Paroxetin
Sertralin
|
Cipramil®
Cipralex®
Fluctin®
Fevarin®
Aroxetin®
Zoloft®
|
20 mg
10 mg
20 mg
50 mg
20 mg
50 mg
|
20 – 40 mg
10 – 20 mg
20 – 40 mg
100 – 250 mg
20 – 40 mg
50 – 200 mg
|
UAW: |
häufig gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen; häufig exzitatorisch: Unruhe, Schlafstörungen, Kopfschmerzen; Störungen der Sexualfunktion; erhöhte Blutungsneigung.
Citalopram: Kumulationsgefahr bei alten Patienten und Leberinsuffizienz;
Paroxetin: Entzugssymptome bei abruptem Absetzen; bei Nieren- oder schwerer Leberinsuffizienz Dosis reduzieren.
Sertralin: Dosisreduktion bei Leberinsuffizienz.
|
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WW: |
Fachinformation heranziehen! CYP-Inhibition.
Kombination mit MAO-I, Tryptophan, Oxitriptan, Carbamazepin: serotonerges Syndrom, Bauchkrämpfe, Verwirrtheit, Schwitzen, gleichzeitige Einnahme kontraindiziert!
Nebenwirkungsverstärkung bei Kombination mit Johanniskraut;
Lithium: Verstärkung der serotonergen Wirkung;
mit ASS, NSAR und oralen Antikoagulanzien: Verstärkung der Blutungsneigung;
Enzyminduktoren (Phenytoin, Rifampicin, Phenobarbital) können Abbau beschleunigen.
|
||
KI: |
Kombination mit MAO-I; zentraldämpfende Stoffe oder Analgetika; schwere Leber- und Nierenfunktionsstörungen; erhöhte Krampfbereitschaft.
nicht im 1. Trimenon der Schwangerschaft.
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Tab. 4.3.: Monoaminoxidase-Inhibitoren (MAO-I) | |||
Wirkstoff |
Fertigarzneimittel |
Tagesdosen |
|
Anfangsdosis |
Standardtagesdosis |
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Moclobemid
Tranylcypromin
|
Aurorix®
Jatrosom®
|
150 mg
10 mg
|
300 – 600 mg
20 – 40 mg
|
UAW: |
Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, gastrointestinale Störungen, Schlafstörungen, Unruhe. |
||
WW: |
Kombination mit SSRI: serotonerge Krise (KI!)
Kombination mit Sympathomimetika: Wirkung verstärkt
Moclobemid: Verstärkung der Wirkung von Opioiden, Hemmung des Abbaus von TZA, Neuroleptika vom Phenothiazon-Typ, Metoprolol, Codein – Dosisreduktion erforderlich!
|
||
KI: |
akute Intoxikation mit zentraldämpfenden Stoffen; Suizidalität, erhöhte Krampfbereitschaft; Kombination mit Opioiden, serotonergen Antidepressiva (SSRI) |
Tab. 4.4.: Neuere Antidepressiva | |||
Wirkstoff |
Fertigarzneimittel |
Tagesdosen |
|
Anfangsdosis |
Standardtagesdosis |
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Selektive Serotonin-/Noradrenalin-Rückaufnahme-Inhibitoren (SSNRI) | |||
Venlafaxin
Duloxetin
|
Trevilor®
Cymbalta®
, Yentreve®
|
37,5 – 75 mg
30 – 60 mg
|
75 – 225 mg
60 mg
|
NW: |
ähnlich wie SSRI: Übelkeit, Obstipation, Mundtrockenheit, Unruhe, Schlaflosigkeit, dosisabhängige Blutdrucksteigerung. |
||
WW: |
Venlafaxin: Kombination mit MAOI, Sibutramin, SSRI, Triptanen meiden! Konzentrationserhöhung und verstärkte Nebenwirkung durch Fluoxetin und Paroxetin.
Duloxetin: s. Fachinformation!
|
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KI: |
gleichzeitige Gabe von MAO-Hemmern |
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selektiver Noradrenalin-Rückaufnahme-Inhibitor (SNRI) | |||
Reboxetin |
Edronax®
, Solvex®
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4 – 8 mg |
8 – 12 mg |
NW: |
Schlaflosigkeit, Hypotonie, Benommenheit, Mundtrockenheit, Übelkeit, Schwitzen; Männer: Miktionsbeschwerden, Harnverhalt. |
||
WW: |
Wirkungsverstärkung durch Enzyminduktoren (Azol-Antimykotika, Erythromycin, Clarithromycin, Fluvoxamin). |
||
KI: |
Schwangerschaft, Stillzeit. |
||
Alpha
2
-Adrenozeptor-Antagonisten
| |||
Mianserin
Mirtazapin
|
Tolvin
Remergi®
|
30 mg
15 mg
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60 – 120 mg
15 – 45 mg
|
UAW: |
Mirtazapin: Sedierung, Benommenheit, Gewichtszunahme, Schweißausbrüche, Mundtrockenheit, Orthostase, Ödeme, Cave: potenzielle Induktion von Agranulozytose, Leberfunktionsstörungen |
||
WW: |
Verstärkung der zentraldämpfenden Wirkung anderer AM (z. B. Benzodiazepine);
Kombination mit MAOI, Sibutramin, SSRI, Triptanen meiden!
Wirkungsverstärkung durch Enzyminduktoren (HIV-Proteasehemmer, Azol-Antimykotika, Erythromycin, Clarithromycin)
|
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KI: |
schwere Leber- oder Niereninsuffizienz, kardiale Erkrankungen. |
Tab. 4.5.: Johanniskraut | ||
Wirkstoff |
Fertigarzneimittel |
Tagesdosen |
Johanniskrautextrakt |
Felis®
, Laif®
900 |
500 - 1000 mg Trockenextrakt |
UAW: |
phototoxische und allergische Hautreaktionen, gastrointestinale Beschwerden, Müdigkeit, Unruhe. |
|
WW: |
Kombination mit SSRI und Triptanen: serotonerges Syndrom möglich
Wirkungsverminderung von oralen Koagulantien, Antidepressiva, Antiepileptika, Alprazolam, oralen Kontrazeptiva, Ciclosporin, Digoxin, Theophyllin, Proteaseinhibitoren, eventuell von anderen HIV-Medikamenten (Efavirenz, Nevirapin), Methadon.
|
|
KI: |
schwere depressive Episoden, bekannte Lichtüberempfindlichkeit, besondere Vorsicht bei Multimedikation und Medikation mit geringer therapeutischer Breite. |
Tab. 5.: Nebenindikationen für Antidepressiva | ||
Indikation |
Beispiel für eingesetztes Antidepressivum |
Handelsname |
Zwangserkrankungen |
Clomipramin
Fluvoxamin
Fluoxetin
Paroxetin
|
Anafranil®
Fevarin®
Fluctin®
Seroxat®
|
Panikstörung |
Imipramin
Paroxetin
|
Tofranil®
Seroxat®
|
Enuresis nocturna |
Imipramin |
Tofranil®
|
supportive Therapie bei Schmerzzuständen |
Clomipramin
Imipramin
|
Anafranil®
Tofranil®
|
Migräneprophylaxe |
Amitriptylin |
Saroten®
|
Narkolepsie |
Clomipramin |
Anafranil®
|
akute Entzugssymptome |
Doxepin |
Aponal®
|
Schlafstörungen |
Mirtazapin
Maprotilin
|
Remergil®
Ludiomil®
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