Arzneimittel und Therapie

Chronischer Clusterkopfschmerz

Elektroden unter der Haut könnten helfen

Bei Patienten mit unerträglichen Clusterkopfschmerzen verspricht ein neues, noch experimentelles Verfahren Erleichterung zu verschaffen. Im Nackenbereich werden unter die Haut Elektroden implantiert, die den Nervus occipitalis, den Hinterhauptnerv, stimulieren, der die Haut des Hinterkopfes innerviert.

Patienten mit Clusterkopfschmerzen, insbesondere mit chronischem Verlauf, leiden fast täglich, manchmal mehrmals täglich an unvermittelt auftretenden heftigen Kopfschmerzen, meist einseitig hinter dem Auge oder an der Schläfe lokalisiert.

Herkömmliche Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen sind unwirksam, insbesondere, weil die Wirkung nicht schnell genug eintritt. Zur Akutbehandlung wird das Inhalieren von reinem Sauerstoff über eine Gesichtsmaske empfohlen. Bei einigen Patienten ist außerdem Sumatriptan in einer Dosierung von 6 mg subkutan appliziert wirksam.

Auch eine Prophylaxe der Kopfschmerzen wird versucht. Mittel der Wahl ist Verapamil, das allerdings in Deutschland in dieser Indikation gar nicht zugelassen ist, einzig zugelassene Option zur Prophylaxe in Deutschland ist Lithium. Therapieversuche werden außerdem mit Ergotalkaloiden, Topiramat, Gabapentin und Valproinsäure unternommen – insgesamt sind die Therapieerfolge aber nicht zufriedenstellend.

Nach Versagen der medikamentösen Therapieoptionen kommt nur noch ein operativer Eingriff in Frage, der auch keinen Erfolg garantiert. Die Risiken dieses invasiven Eingriffs überwiegen oft den Nutzen, denn durch zerebrale Blutungen können irreversible Schäden entstehen.

Stimulation des Hinterhauptnervs mit Elektroden

Eine neue therapeutische Option könnte möglicherweise die Implantation von Elektroden unter die Nackenhaut sein. Mit einer Fernbedienung können die Patienten über einen batteriebetriebenen zusätzlich implantierten Impulsgeber im Brust- oder Bauchbereich bei Bedarf Stimulationen auslösen.

Am University College London wurde diese Methode bei sieben Männern und einer Frau mit chronischem Clusterkopfschmerz ausprobiert. Die Patienten litten seit zwei bis zwölf Jahren mehrfach täglich unter Attacken eines reißenden, bohrenden, manchmal auch brennenden Schmerzes und hatten bereits mehrere Therapien hinter sich, einzige Option war für diese Patienten noch der Versuch eines operativen Eingriffs am Hirn mit den entsprechenden Risiken.

Ermutigende Ergebnisse

Die Ergebnisse der elektrischen Stimulation sind ermutigend. In den ersten 20 Monaten nach Implantation verbesserte sich die Symptomatik bei sechs der acht Patienten. Die Verbesserungen machten sich individuell unterschiedlich bemerkbar, manche Patienten hatten weniger Attacken, manche weniger starke Schmerzen und bei manchen dauerten die einzelnen Attacken weniger lange. Zwei Patienten stuften die Verbesserung als sehr gut (90% Verbesserung), drei als mittel (> 40% Verbesserung) und einer als leicht ausgeprägt ein (25% Verbesserung) ein.

Implantation relativ unkompliziert

Das Verfahren ist zwar nicht ganz frei von Komplikationen, aber insgesamt relativ unkompliziert. Mögliche Komplikationen ergaben sich in der Studie durch verrutschte Elektroden, Narbenschmerzen und die Notwendigkeit zum Batterietausch.

Mit den Risiken, die mit einem operativen Eingriff am Hirn verbunden gewesen wären, sind diese Risiken aber nicht zu vergleichen.

75% würden das Verfahren weiterempfehlen

Einschränkend muss darauf hingewiesen werden, dass in der Studie keine Vergleichsgruppe vorhanden war und daher Placeboeffekte nicht ausgeschlossen werden können. Dem entgegenzuhalten ist, dass eine Nachbeobachtungszeit von 20 Monaten relativ lange ist. Außerdem, kam es bei Patienten mit technischem Defekt des Impulsgebers sofort zu einer massiven Verschlechterung ihres Clusterkopfschmerzes.

Derzeit muss man das Verfahren aufgrund der geringen Erfahrungen zwar noch als experimentell bezeichnen, dennoch sind die Ergebnisse ermutigend und das Prinzip sollte weiter verfolgt werden. 75% der Studienteilnehmer würden das Verfahren an Patienten in der gleichen Situation weiterempfehlen.

Quelle

Burns, B.; et al.: Treatment of medically intractable cluster headache by occipital nerve stimulation: long-term follow-up of eight patients. Lancet 369 , 1099-1106 (2007).

Ambrosini, A.: Occipital nerve stimulation for intractable cluster headache. Lancet 369 , 1063-1064 (2007).

Apothekerin Bettina Martini
Clusterkopfschmerz: Wie der Blitz aus heiterem Himmel
"Cluster" (engl.) heißt wörtlich übersetzt Haufen. Der Name bezieht sich auf das typische episodische Auftreten der Schmerzen. Bei den meisten Betroffenen treten die quälenden einseitig hinter dem Auge oder an der Schläfe einschießenden Kopfschmerzen phasenweise gehäuft auf. Symptomatische Perioden, die individuell verschieden lang dauern, wechseln sich mit symptomfreien Zeitspannen ab.
Seltener gibt es die chronische Verlaufsform. Hier lassen sich keine Phasen ohne Attacken abgrenzen, die Betroffenen leiden fast täglich an den unvermittelt auftretenden heftigen Schmerzen. Clusterkopfschmerz wird oft beschrieben wie ein "glühend heißes Messer im Auge" oder wie ein "brennender Dorn in der Schläfe". Eine Attacke dauert zwischen 15 Minuten und drei Stunden.
Therapieprofile.
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Strom gegen Clusterkopfschmerz In Kernspin-Tomographien von Betroffenen zeigten sich "Hot Spots" im hinteren Hypothalamus. Während einer Kopfschmerz-Attacke sind die betroffenen Areale hyperaktiv. Werden im Gehirn die Elektroden richtig platziert, so reizen schwache Ströme diese Regionen des hinteren Hypothalamus und können dadurch den Schmerz in bislang 75% der Fälle lindern.

Foto: Bayer Vital GmbH

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