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Arzneimittel und Therapie
Frühsommer-Meningoenzephalitis
Versorgungsengpass bei FSME-Impfstoffen möglich
Aufgrund der aktuell hohen Nachfrage nach FSME-Impfstoffen kann es zu einem zeitlich und regional begrenzten vorübergehenden Versorgungsengpass von Seiten der Hersteller kommen, darauf weist das Robert Koch-Institut (RKI) hin. Durch die lange Vorlaufzeit in der Produktion und der Qualitätskontrolle der Impfstoffe ist dieser Engpass nicht sofort zu beheben. Das RKI betont, dass grundsätzlich nur solche Personen geimpft werden sollen, bei denen ein konkretes Expositionsund Infektionsrisiko während der Zeckensaison 2007 gegeben ist.
Für die stark gestiegene Nachfrage können verschiedene Faktoren eine Rolle gespielt haben:
So wurden bis zum Dezember des vergangenen Jahres mit 546 FSME-Fällen mehr Erkrankungen als in den Vorjahren an das Robert Koch-Institut übermittelt, die zum größten Teil in den ausgewiesenen Risikogebieten erworben wurden. Zudem haben der milde Winter und der warme Frühling in Verbindung mit einer früh einsetzenden Zeckenaktivität erste FSME-Fälle bereits im Januar 2007 zur Folge gehabt.
Die Impfstoffhersteller haben bereits deutlich mehr FSME-Impfstoffe für dieses Jahr produziert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt bereits doppelt so viele Impfstoffe ausgeliefert.
FSME-Impfstoffe werden in Etappen produziert, der komplexe Produktionsprozess beinhaltet zudem viele Qualitätskontrollschritte. Jede produzierte Charge wird einer umfangreichen firmeninternen und behördlichen Überprüfung unterzogen, bevor sie für den Verkehr freigegeben werden kann. Von der Produktion bis zur Auslieferung der Impfstoffe dauert es mehrere Monate. Eine kurzfristige Erhöhung der bereits vorhandenen Impfstoffmenge oder eine Beschleunigung der Test- und Freigabeverfahren ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich.
In den kommenden Monaten werden weiterhin größere Mengen FSME-Impfstoffe an Apotheken und Großhandel ausgeliefert, die jedoch nach gegenwärtiger Einschätzung den Bedarf nicht vollständig decken werden. Ab September 2007 wird damit gerechnet, dass sich die Liefersituation deutlich entspannt. Spätestens dann sollten zurückgestellte Impfungen nachgeholt werden.
Die beiden verfügbaren FSME-Impfstoffe Encepur® (Novartis) und FSME-Immun® (Baxter) basieren zwar auf unterschiedlichen Virusstämmen, jedoch stimmt bei diesen das immunologisch entscheidende Protein, das Hüllglykoprotein E, zu etwa 98% überein. Daher kann im Falle der Nichtverfügbarkeit eines der Impfstoffe davon ausgegangen werden, dass Personen, die mit einem dieser Impfstoffe vorgeimpft sind, ihre Impfserie mit dem anderen Impfstoff vervollständigen können.
Die Ständige Impfkommission am RKI empfiehlt die FSME-Impfung für alle Personen, die in FSME-Risikogebieten Zecken-exponiert sind, sowie für Personen, die durch FSME beruflich gefährdet sind (exponiertes Laborpersonal sowie in Risikogebieten Exponierte, z. B. Forstarbeiter und Exponierte in der Landwirtschaft). Dies bedeutet, dass für die Nutzenabwägung der Impfung die Wahrscheinlichkeit der Exposition und das Infektionsrisiko maßgebend sind. Um das Infektionsrisiko zu bestimmen, können die Risikogebietskarten des RKI genutzt werden. Per
sonen mit konkretem Expositionsrisiko sollten mindestens zwei Impfungen haben bzw. erhalten, da mit zwei Impfdosen eine Serokonversionsrate von > 90% erzielt wird und ein auffrischbarer Impfschutz gewährleistet ist. Zusätzlich sollten zur Beurteilung der Dringlichkeit eines vollständigen Impfschutzes weitere Aspekte ergänzend berücksichtigt werden:
- die Intensität der Zeckenexposition z. B. durch bestimmtes Freizeitverhalten oder beruflich bedingte lang andauernde Aufenthalte in entsprechenden Biotopen;
- das höhere Risiko von älteren Menschen, schwer zu erkranken und Komplikationen zu erleiden;
- der Infektionsdruck im Aufenthaltsgebiet, der an Hand der kreisbezogenen Fünfjahresinzidenzen abgeschätzt werden kann.
Ergänzend sollte in diesem Zusammenhang besonders auch auf die Möglichkeit weiterer präventiver Maßnahmen hingewiesen werden, die auch die Wahrscheinlichkeit der Übertragung anderer durch Zecken übertragbarer Erkrankungen wie die Borreliose reduzieren können. Dies sind das Tragen von heller, geschlossener Kleidung, die Anwendung von Repellents, das Vermeiden von unwegsamem Gelände und Unterholz und das zeitnahe Absuchen des Körpers nach Zecken.
Quelle Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch-Instituts Nr. 22 vom 2. Juni 2007. ck
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