Prisma

Folsäureeinnahme senkt Schlaganfallrisiko

Die ergänzende Einnahme von Folsäure kann das Risiko eines Schlaganfalls um 18 Prozent senken. Das schreiben amerikanische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "The Lancet".

In einer Metaanalyse untersuchten Wissenschaftler um Xiaobin Wang acht Studien zur präventiven Folsäuregabe vor einem Schlaganfall. Sie konnten zeigen, dass eine Folsäuregabe das relative Risiko eines Schlaganfalls um durchschnittlich 18 Prozent verringert. Bei der Auswertung von verschiedenen Subgruppen ergaben sich sogar deutlich stärkere Risikoverringerungen, so etwa um 29 Prozent bei Personen, die mindestens 36 Monate Folsäure einnahmen. "Unsere Metaanalyse liefert schlüssige Hinweise darauf, dass eine ergänzende Folsäuregabe das Risiko eines Schlaganfalls signifikant verringern kann", kommentieren die Studienautoren. Sie schränken jedoch ein: "Um die Wirksamkeit der Folsäuregabe gründlich bewerten zu können, sollten langfristige klinische Studien in Regionen ohne Getreideanreicherung folgen." In einem begleitenden Kommentar zur Studie wird außerdem zu bedenken gegeben, dass die Wirkung von Folsäuregaben auf andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen kontrovers diskutiert wird. ral

Quelle: Wang, X. et al.: Lancet 369 (9576), 1876-1882 (2007).

Neue Gene für die Manneskraft

Viele Männer mit erektiler Dysfunktion profitieren mittlerweile von den für diese Indikation zur Verfügung stehenden Arzneistoffen. Doch nicht bei allen Betroffenen sind die Wirkstoffe erfolgreich. Ihnen könnte möglicherweise eine Gentherapie helfen.

Für eine erektile Dysfunktion gibt es verschiedene Gründe. Eine davon ist beispielsweise eine durch Schädigung von Nerven nach einer Prostatakrebsoperation verursachte Impotenz. Bei ihr sind Potenzmittel unwirksam. Wirksam ist dagegen – zumindest im Tierversuch – eine Gentherapie. Bei Ratten, die aufgrund einer Nervenschädigung impotent waren, setzten Forscher um Joseph Glorioso von der Universität Pittsburgh dieses Therapieverfahren ein. Die Tiere erhielten mithilfe eines Herpes-Simplex-Virus die genetische Information für die Wachstumsfaktoren GDNF (glial derived neutrophic factor) oder Neurturin. Innerhalb von vier Wochen erhielten die Ratten dadurch eine normale Penisfunktion zurück. Klinische Tests stehen noch aus. Die Forscher hoffen jedoch, mithilfe ihres Therapieansatzes künftig Männern mit einer bislang nicht behandelbaren erektilen Dysfunktion wieder zu einem befriedigenden Sexualleben verhelfen zu können. ral

Quelle: Glorioso, J., Vortrag auf dem Jahrestreffen der Amerikanischen Gesellschaft für Gentherapie, 30.5.-3.6.2007, Seattle

Frühchen profitieren von Probiotika

Bei einer nekrotisierenden Enterocolitis wird die Darmwand angegriffen und zerstört. Von der Infektion sind vor allem Frühgeborene betroffen. Sie könnten einer Untersuchung zufolge von Probiotikagaben profitieren.

Australische Wissenschaftler untersuchten die Ergebnisse von sieben Studien mit Frühchen, die vor der 33. Schwangerschaftswoche zur Welt kamen und bei ihrer Geburt weniger als 1,5 Kilogramm wogen. In einer Metaanalyse fanden die Forscher heraus, dass das Risiko für eine nekrotisierende Enterocolitis bei Frühgeborenen, die Probiotika erhielten, im Vergleich mit Kontrollgruppen um 64 Prozent und das Todesrisiko um 53 Prozent reduziert war. Auch benötigten die Frühgeborenen unter Probiotikagabe im Mittel drei Tage weniger Zeit, bis sie vollständige Mahlzeiten zu sich nehmen konnten. Die Autoren erklären: "Wenn eine große, gut konzipierte Studie unsere Ergebnisse bestätigt, würde das sehr starke Argumente für eine routinemäßige Verabreichung von Probiotika bei Frühgeborenen liefern." ral

Quelle: Deshpande, G. et al.: Lancet 369 (9573), 1614-1620 (2007).

Tabak strahlt stärker als Blätter rund um Tschernobyl

Zigarettenrauchen ist gesundheitsgefährdend. Das ist allgemein bekannt und wird auf verschiedene schädliche Inhaltsstoffe von Tabak wie Nicotin zurückgeführt. Auf einen weiteren – bislang eher unbekannten – Grund, auf das Rauchen zu verzichten, haben griechische Wissenschaftler nun hingewiesen: Tabak strahlt ihren Erkenntnissen zufolge tausendmal stärker radioaktiv als Blätter, die rund um Tschernobyl gesammelt wurden.

Wie Constantin Papastefanou von der Universität in Thessaloniki in der Fachzeitschrift "Radiation Protection Dosimetry" schreibt, handelt es sich bei der in Tabak gefundenen Radioaktivität vor allem um Polonium. Es gelangt sowohl über den Phosphatdünger als auch über die Luft in die Tabakpflanze.

Papastefanou untersuchte, wie viel Radioaktivität ein Raucher, der 30 Zigaretten am Tag konsumiert, zu sich nimmt. Er stellte fest, dass die Menge bei 251 Micro-Sieverts pro Jahr liegt. Die Menge, die Blätter aus der Umgebung von Tschernobyl im gleichen Zeitraum abstrahlen, liegt bei 0,199 Micro-Sieverts. Tabakrauch führt also zu einer gut tausendmal stärkeren radioaktiven Belastung.

Polonium verflüchtigt sich in der brennenden Zigarette bei 600 bis 800 Grad Celsius. 30 bis 50 Prozent der Substanz gelangen so in den inhalierten Rauch. Die strahlenden Teilchen setzen sich hauptsächlich in den äußeren Lungengeweben, vor allem in den Schleimhäuten der Bronchien fest. Bei Rauchern ist die dort gemessene Radioaktivität bis zu hundertmal höher als im Rest der Lunge. Mediziner sind überzeugt, dass die Strahlendosis von 80 Millirem, die ein durchschnittlicher Raucher in zehn Jahren aufnimmt, zum Wuchern von bösartigen Tumoren führen kann. ral

Quelle: Papastefanou, C.: Radiat. Prot. Dosimetry 123 (1), 68-73 (2007).

Frauen schlafen alleine besser

Frauen schlafen besser, wenn sie alleine sind, als wenn der Partner im Bett nebenan liegt. Bei Männern ist es genau umgekehrt: Sie brauchen die Gegenwart ihrer Partnerin, um ruhig und erholsam schlafen zu können. Der Unterschied liegt nicht etwa daran, dass Männer häufiger schnarchen als Frauen, sondern an einer geschlechterspezifischen Sozialisierung des Schlafes.

Zu diesem Ergebnis sind österreichische Wissenschaftler gekommen, die über einen Zeitraum von acht Monaten die Schlafgewohnheiten von zehn heterosexuellen Paaren untersuchten. Bei den Versuchs-Schläfern handelte es sich um unverheiratete, kinderlose Paare im Alter zwischen 21 und 31 Jahren. Sie verbrachten im Rahmen der Studie 123 Nächte zusammen und 126 Nächte getrennt voneinander. Erfasst wurde sowohl das subjektive Schlafempfinden der Probanden als auch die objektive Schlafqualität, die mithilfe eines am Handgelenk getragenen Messgeräts aufgezeichnet wurde. Die Frauen gaben überwiegend an, einen erholsameren Schlaf zu haben, wenn sie alleine waren. Die gemessenen Daten bestätigten dies. Die Männer hatten dagegen bessere Schlafparameter wie durchgeschlafene Nächte und Munterkeit am Morgen, wenn ihre Partnerinnen anwesend waren. Die Studienautoren erklären den Unterschied folgendermaßen: "Die Frau reagiert auf den Mann. Sie ist auf jede Bewegung empfindlich", so Studienleiter John Dittami. Er nimmt damit Bezug auf einen niedrigeren Schwellenwert für Umweltreize bei Frauen, weil sie für den Nachwuchs sorgen müssten. Dittami verweist zudem auf die Sozialisierung von Schlaf: Generell war das Schlafen in Gruppen vom Urmenschen bis zum modernen Menschen die Regel. Erst mit der Entstehung von Privatsphäre und Intimität als sozial akzeptierte Verhaltensnormen entwickelte sich das für moderne Industriegesellschaften typische Paarschlafverhalten. Dittami dazu: "Der Mann besitzt die Empfindlichkeit – etwa für Bewegungen des Nachwuchses – nicht. Er reagiert auf den Paarschlaf wie auf einen Gruppenschlaf, in dem er sich besonders sicher fühlt." Der Gruppenschlaf, meint der Verhaltensforscher, würde auch den Frauen Sicherheit geben, "wenn nur das Bett größer wäre". ral

Quelle: Dittami, J. et al.: Sleep Biological Rhythms 5 (4), 2007
Foto: Imago
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