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Fortbildungskongress
Venöse Erkrankungen
Venenmittel verhindern geschwollene Beine
Risikofaktor für venöse Erkrankungen ist vor allem das Alter. Hinzu kommen eine positive Familienanamnese, Übergewicht und bei Frauen eine Schwangerschaft. Frauen und Männer sind gleich häufig von Venenerkrankungen betroffen. Allerdings leiden Frauen meistens mehr unter den Beschwerden und suchen deshalb auch häufiger einen Arzt auf.
Über 60% der Bevölkerung klagen regelmäßig oder gelegentlich über schwere oder geschwollene Beine. 23% haben bereits spezifische Therapiemaßnahmen ergriffen, und zwar beide Geschlechter gleich häufig. Die Varizen lassen sich 7% operieren, dieser Eingriff ist damit die häufigste Operation überhaupt.
Venenprobleme beginnen meistens mit Störungen der Muskelpumpe in Waden und Füßen. Sie ist dafür verantwortlich, dass das Blut entgegen der Schwerkraft zum Herzen gepumpt wird. Wenn sie nicht funktioniert und die Venenklappen nicht mehr richtig schließen, staut sich das Blut zurück und versackt in den Beinen. Die Beinvenen werden dicker, und auch ihre zuführenden Gefäße erweitern sich.
Durch die Kapillaren wird Flüssigkeit in das umliegende Gewebe gepresst, die Beine schwellen an. Bei stärkerem Druck tritt auch Eiweiß aus, und es kommt lokal zu einer chronischen Entzündung. Außerdem gelangen rote Blutkörperchen ins Gewebe und werden hier abgebaut, zurück bleiben bräunliche Hautverfärbungen.
Die Leukozyten werden in ihrer Funktion gestört und verschließen die Kapillaren, was als Atrophie blanche bezeichnet wird. Dadurch gelangt zu wenig Sauerstoff in das umliegende Gewebe. Vor allem die Versorgung der Haut wird stark eingeschränkt. Bei der schweren Form, dem Ulcus cruris, wird Gewebe zerstört und kann nicht mehr abheilen. Ein deutlich sichtbarer Venenkranz am Fuß kann ein erstes Zeichen für eine chronisch-venöse Insuffizienz sein.
Zusätzlich zur Kompressionstherapie
Damit es nicht so weit kommt, sollten Venenerkrankungen rechtzeitig behandelt werden. Die wichtigste Maßnahme ist nach einem Gehtraining und regelmäßiger Bewegung die Kompressionstherapie. Venenmittel dichten die Gefäße ab und verhindern ein Anschwellen der Beine. Sie sollten in erster Linie zusätzlich verwendet werden. Rabe wies darauf hin, dass Venenmittel eine Kompressionstherapie nicht ersetzen können, da die Effekte der Kompression weit über die Blutgefäßabdichtung hinaus gehen.
Pflanzliche Venenmittel sind im Allgemeinen gut verträglich und haben keine Kontraindikationen. Eine seltene Nebenwirkung ist Juckreiz, außerdem können gastrointestinale Störungen auftreten. Cumarinhaltige Präparate können die Leber schädigen und sollten daher zurückhaltend eingesetzt werden.
Venenmittel können die Beinödeme reduzieren. Was sie nicht können: Sie beseitigen keine Varikosen und stärken auch die Venenklappen nicht. Außerdem sollte man beachten, dass Venenmittel nicht sofort wirken, die optimale Wirkung tritt erst nach etwa vier Wochen ein. Deshalb ist ein kurzfristiger Einsatz vor Flugreisen nicht sinnvoll.
Pflanzliche Venenmittel: In klinischen Studien wirksam
Viele Venenmittel haben ihre Wirksamkeit in klinischen Studien unter Beweis gestellt. Gut untersucht sind zum Beispiel Extrakte aus rotem Weinlaub und Rosskastaniensamen sowie Diosmin.
Rotes Weinlaub enthält Isoquercetin und Kämpferolglucosid. In einer Studie konnte es das Ödem in den Beinen reduzieren und die Mikrozirkulation verbessern. Rosskastaniensamenextrakt enthält maximal 10 % Aescin. In einer Studie konnte auch für dieses Phythopharmakon eine Volumenreduktion des Unterschenkels gezeigt werden.
Extrakte aus dem japanischen Schnurbaum enthalten 25% Rutin, das zu Troxerutin abgebaut wird. Ebenfalls auf Rutin beruht die Wirkung von Buchweizen, für den ödemprotektive Wirkungen nachgewiesen sind. Diosmin ist ein Flavonoid, das aus der Schale von Zitrusfrüchten gewonnen wird und die Venenwand tonisiert. Bei uns ist es nicht im Handel.
Ödemreduktion im Unterschenkel
In den klinischen Studien wird unter anderem das Ausmaß der Ödemreduktion im Unterschenkel bestimmt. Venenmittel können das Ödem in der Regel um 40 bis 60 ml verringern, bei ausgeprägteren Ödemen stärker. Dieser Wert scheint auf den ersten Blick gering zu sein. Rabe gab jedoch zu bedenken, dass bei den Messungen immer das Volumen des gesamten Unterschenkels gemessen wird. Das Ödemvolumen beträgt laut Rabe nur etwa 220 ml. Venenmittel können es somit um etwa 20% reduzieren, was Rabe für sehr sinnvoll hielt: "Venenmittel sind Bestandteile des kompletten Therapiekonzepts und sollten den Patienten nicht vorenthalten werden." hel
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