Kommentar
Die Ergebnisse der soeben in der Fachzeitschrift Chest veröffentlichten Longitudinalstudie von Kozyrskyj und Kollegen stimmen nachdenklich und bestätigen immer wieder geäußerte Befürchtungen: Häufiger Antibiotikagebrauch zumindest im Säuglingsalter erhöht das Risiko für Asthma im Kindesalter. Von den 13.116 für die Studie herangezogenen Kindern hatten immerhin 65% in ihrem ersten Lebensjahr mindestens einmal ein Antibiotikum verordnet bekommen, im Alter von sieben Jahren litten 6% von ihnen unter Asthma. Je häufiger sie Antibiotika erhalten hatten, umso größer war ihr Risiko. Nun könnte man anführen, dass die Kinder meist wegen Atemwegsinfekten antibiotisch behandelt werden, die ihrerseits alleine schon Vorboten für ein späteres Asthma sein könnten. Deshalb haben sich die Autoren der Studie gezielt die Kinder angeschaut, die wegen nichtrespiratorischer Infekte Antibiotika erhalten hatten. Das Ergebnis ist eindeutig: Diese Kinder hatten im Alter von sieben Jahren ein doppelt so hohes Asthmarisiko wie ihre Altersgenossen, die in ihren ersten Lebensmonaten nicht mit Antibiotika in Berührung gekommen waren.
Das untermauert den Verdacht, dass Antibiotika selber die Entwicklung des noch unreifen Immunsystems stören und die Entstehung von Allergien und Asthma begünstigen. Die Konsequenz kann nur sein, Antibiotika im ersten Lebensjahr nach Möglichkeit zu meiden und nur nach strenger Indikationsstellung einzusetzen. Nicht jede Mittelohrentzündung muss antibiotisch behandelt werden. Oft klingen die Symptome nach zwei bis drei Tagen auch so wieder ab. Andere Erkrankungen erlauben dagegen kein Zuwarten.
Aber das Risiko lässt sich minimieren und zwar mit Hilfe eines Hundes. Es ist schon länger bekannt, dass Kinder, die mit Hunden groß geworden sind, seltener unter Asthma leiden. Und auch Kozyrskyj und ihre Kollegen konnten zeigen, dass Kinder, die mit einem Hund aufgewachsen sind, trotz Antibiotikabehandlung im ersten Lebensjahr vor einer späteren Asthmaerkrankung geschützt waren. Hunde als Keimträger scheinen danach für die Ausbildung des Immunsystems willkommene Helfer zu sein.
Dieses Ergebnis unterstützt einmal mehr die Hygienehypothese, nach der der fehlende Kontakt mit Krankheitserregern im Kindesalter für die zu Allergien und Asthma führenden Fehlentwicklungen des Immunsystems verantwortlich sein soll. Die Suche nach den schützenden Allergenen läuft auf Hochtouren. Die Arbeitsgruppe um Prof. Wahn in Berlin untersucht, ob die in Pro-Symbioflor®
enthaltenen Keime einen entsprechenden Effekt haben, andere Arbeitsgruppen versuchen einen Impfstoff aus Stallstaubextrakten zu entwickeln. Auch unpasteurisierte Milch direkt vom Bauernhof scheint Kinder vor Asthma und Allergien zu schützen. In jedem Fall profitieren die Kinder, deren
Eltern rechtzeitig auf den Hund gekommen sind.
Redakteurin der
Deutschen Apotheker Zeitung
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