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GEK Arzneimittel-Report 2007
Licht und Schatten in der Arzneimittelversorgung
BERLIN (ks). Sowohl die gesetzlichen Krankenkassen als auch ihre Versicherten spüren die positiven Auswirkungen der jüngsten Reformen im Arzneimittelbereich: Insbesondere das Arzneimittel-Spargesetz AVWG sorgt seit einem guten Jahr für purzelnde Generikapreise und Zuzahlungsentlastungen bei den GKV-Versicherten. Dennoch steckt in diesem Kostenblock nach wie vor ein Einsparpotenzial von rund 2 bis 2,5 Mrd. Euro. Zu diesem Ergebnis kommt der Arzneimittel-Report der Gmünder Ersatzkasse (GEK) für das Jahr 2006.
Seit 2001 erarbeiten Prof. Gerd Glaeske und Katrin Janhnsen vom Bremer Zentrum für Sozialpolitik Jahr für Jahr den GEK-Arzneimittel-Report. Am 18. Juni präsentierten GEK-Chef Dieter Hebel und Glaeske die jüngste Publikation. Dabei vermeldete Glaeske aus seiner Sicht gute Nachrichten: "Viele Hersteller von Generika haben die Preise drastisch abgesenkt, um ihre Arzneimittel ohne Zuzahlung anbieten zu können. Das hat dazu geführt, dass auch Hersteller teurer Präparate für viele Produkte überraschend starke Preissenkungen vornahmen." Auch die Versicherten profitierten, indem sie durch die neue Möglichkeit der Zuzahlungsbefreiung 78 Mio. Euro einsparten. Dennoch stiegen die Arzneimittelausgaben auch bei der GEK im vergangenen Jahr um 7,2 Prozent. Und nach wie vor könnten laut GEK-Report 10 Prozent der GEK-Arzneimittelausgaben eingespart werden, wenn statt teurer Me-too-Präparate verstärkt Generika verordnet, die Verschreibung "umstrittener" Arzneimittel verringert und der Preisvorteil der Generika insgesamt stärker genutzt würde. Positiv sei allerdings, so Glaeske, dass trotz eines Mengenanstiegs bei den Tagesdosierungen deren durchschnittlichen Kosten sanken.
Dass die GEK ihre Arzneimittelausgaben relativ gut im Griff behielt, führt Hebel nicht zuletzt auf die gute Kooperation mit Versandapotheken zurück. Mittlerweile liege der Umsatzanteil der Versandapotheken bei rund 9 Prozent des GEK-Gesamtumsatzes mit Arzneimitteln, verkündete der Kassenchef stolz. Für das laufende Jahr verspricht sich Hebel zudem weitere Einsparungen durch die neuen Rabattverträge, die die GEK mit Ratiopharm, AbZ und CT-Arzneimittel abgeschlossen hat.
Auch wenn es durchaus Positives zu berichten gibt – nie waren die vorgerechneten Effizienzreserven in den vergangenen sieben Jahren geringer als 2006 – frei von Schatten ist die Arzneimittelversorgung noch immer nicht. So beklagt der GEK-Report seit Jahren überflüssige und falsche Verordnungen – etwa die Langzeittherapie mit Benzodiazepinen oder anderen Arzneimitteln mit Suchtpotenzial. "Die Sucht auf Rezept ist noch immer Realität", so Hebel. 4,3 Prozent der 1,6 Mio. GEK-Versicherten erhielten 2006 mindestens eine Verordnung über ein Medikament mit Abhängigkeitspotenzial. Bei fast 10.000 Versicherten wurde dabei eine zu lange Verordnungsdauer festgestellt. Die Dunkelziffer sei jedoch noch höher, da die Anzahl der Privatrezepte für kritische Arzneimittel steige, betonte Hebel. Glaeske führte zudem das Beispiel Hormonersatztherapie an: Noch immer bekommen mehr als 60 Prozent der über 40-jährigen Frauen die Hormonpräparate über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren verordnet. Und das, so Glaske, obwohl Leitlinien besagen, dass die Hormontherapie nur über ein bis zwei Jahre in niedriger Dosierung zum Einsatz kommen sollte – und auch dies nur in schweren Fällen.
Lob von der Regierung ...
Die parlamentarische Staatssekretärin Marion Caspers-Merk (SPD) war bei der Vorstellung des GEK-Reports ebenfalls zugegen. Sie lobt die Studie als "wissenschaftlich seriöse Versorgungsforschung", die aufweise, wo Versorgungsdefizite bestehen. Sie verwies darauf, dass die Bundesregierung im vergangenen Jahr mit den Sozialversicherungsträgern eine Vereinbarung über die Förderung der versorgungsnahen Forschung geschlossen hat: In den kommenden sechs Jahren sollen hierfür rund 21 Mio. Euro zur Verfügung gestellt werden.
... und von Generika-Herstellern
Erfreut über die Ergebnisse des Reports zeigte sich auch Pro Generika-Geschäftsführer Hermann Hofmann: Er würdigte "mit wünschenswerter Klarheit und Deutlichkeit" die Bedeutung der Generika als "wichtigster Säule der Wirtschaftlichkeit und als Instrument für Effizienzoptimierung". Erstmals würden die Preissenkungen der Generikahersteller angemessen hervorgehoben.
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