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Arzneimittel und Therapie
Diätetische Lebensmittel
Folsäure und DHA für gesunde und gescheite Babies
Die perikonzeptionelle Einnahme von Folsäure bis zum Ende des dritten Schwangerschaftsmonats wird zur Prävention von Neuralrohrdefekten empfohlen. Auch im Verlauf der Gravidität und während der Stillzeit sind die (werdenden) Mütter mit Folsäure oft unterversorgt. Zudem wird häufig zu wenig Docosahexaensäure zugeführt, die die geistige und motorische Entwicklung sowie das Sehvermögen des Kindes fördern kann. Mit einer gezielten Nahrungsergänzung mit Folsäure und DHA ab der 13. Schwangerschaftswoche bis zum Ende der Stillzeit können Mutter und Kind ausreichend versorgt werden.
Während der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Folsäure um bis zu 50%. Um dem gerecht zu werden, wäre laut Prof. Dr. Klaus Pietrzik vom Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften in Bonn eine tägliche Aufnahme von 600 µg Folsäure wünschenswert. Die mittlere alimentäre Folsäurezufuhr schwangerer Frauen liegt dagegen bei gerade einmal 225 µg pro Tag. Mit weitreichenden Folgen. Ist die Folatversorgung schlecht, steigt die Gefahr von Plazentaablösungen, Aborten und Frühgeburten. So zeigte etwa die Hordaland-Homocysteinstudie, dass sich das relative Risiko für ein sehr niedriges Geburtsgewicht (< 1500 g) und für Frühgeburten (< 32. SSW) mit steigenden Homocysteinspiegeln erhöht.
Besonders gefährdet ist die Folatversorgung bei den etwa 10% homozygoter Merkmalsträgerinnen eines MTHFR 677C/T-Polymorphismus, bei denen die Aktivität der 5,10-Methylentetrahydrofolatreduktase (MTHFR) um bis zu 70% reduziert ist. Dieses Schlüsselenzym des Folatstoffwechsels katalysiert die Bildung von biologisch aktivem 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF) aus 5,10-Methylentetrahydrofolat. Bei eingeschränkter Enzymaktivität wird 5-MTHF vermindert gebildet, die Homocysteinspiegel im Plasma steigen an, das Risiko für Plazentaablösung, Aborte und habituelle Aborte erhöht sich. Pietrzik verwies unter anderem auf eine Metaanalyse, die den Zusammenhang zwischen spontanen Aborten und erhöhten Plasmahomocysteinspiegeln bestätigte. "Anhand aktueller Studienergebnisse muss davon ausgegangen werden, dass dem MTHFR 677C/T-Polymorphismus eine klare pathogenetische Bedeutung im Abortgeschehen zukommt", so Pietrzik. Auch die heterozygoten Frauen, die einen Anteil von 40% der weiblichen Bevölkerung ausmachen, haben ein leicht erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen. Der Ersatz oder partielle Austausch von Folsäure durch das biologisch aktive L-Methylfolat (Metafolin® als stabile Calciumverbindung von 5-MTHF) eröffnet die Möglichkeit einer wirksamen Prävention auch bei Frauen mit MTHFR-Polymorphismus. Pietrzik plädierte daher zur Ausschöpfung des höchstmöglichen Präventionspotenzials für den Einsatz eines "gemischten Doppels" von 200 µg Folsäure und einer äquimolaren Menge an L-Methylfolat.
200 mg Docosahexaensäure täglich
Als wichtig gilt auch die ausreichende Versorgung der Mutter, und damit des Kinds, mit der langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäure Docosahexaensäure (DHA). DHA ist ein essenzieller Baustein aller Zellmembranen und fettreichen Gewebe. Schon im Mutterleib beeinflusst Docosahexaensäure die Entwicklung des Nervensystems. Das setzt sich während der Stillzeit fort. Gehirn, Nervengewebe und Photorezeptoren benötigen im letzten Schwangerschaftsdrittel und in den ersten Lebensmonaten besonders viel DHA. "Damit sich das Kind kognitiv, motorisch und visuell gut entwickelt, muss es ausreichend mit der ungesättigten Fettsäure DHA über die Plazenta und die Muttermilch versorgt sein", betonte deshalb Prof. Dr. Berthold Koletzko, Dr. von Haunersches Kinderspital, München. Niedergeschlagen hat sich dies auch in einer neuen internationalen Empfehlung. Die im Rahmen einer von der Europäischen Kommission unterstützten Konsensuskonferenz des Forschungsnetzwerkes Perinatal Lipid Nutrition (PERLIP) erarbeitete und auf dem Kongress der International Society for the study of fatty acids & lipids 2006 in Australien bestätigte Empfehlung sieht vor, dass Frauen während Schwangerschaft und Stillzeit täglich mindestens 200 mg Docosahexaensäure aufnehmen sollten. DHA wird im Fettgewebe der Mutter gespeichert und bei Bedarf mobilisiert. Der überwiegende Anteil stammt also nicht aus der aktuell verzehrten Nahrung, sondern aus den mütterlichen Körperspeichern. Es ist daher sinnvoll, dass Schwangere frühzeitig eine ausreichende DHA-Menge aufnehmen und dies bis zum Ende der Stillzeit durchführen.
Damit Babies besser sehen können
Dass Docosahexaensäure Babies psychomotorisch und kognitiv fit macht, zeigen verschiedene Untersuchungen. In einer randomisierten Doppelblindstudie erhielten 195 stillende Frauen über die ersten vier Monate nach der Geburt entweder täglich 200 mg Docosahexaensäure oder Placebo. Unter Docosahexaensäure stieg nicht nur der DHA-Gehalt in der Muttermilch und im Blut des Kindes an. Auch die psychomotorische Entwicklung der DHA-Kinder war nach 2,5 Jahren um etwa 10% verbessert. Sogar im Alter von fünf Jahren war die Aufmerksamkeit dieser Kinder noch deutlich höher. In einer Studie mit 11.800 schwangeren Frauen wurde über eine Zeitraum von acht Jahren ein Zusammenhang zwischen erhöhtem Fischkonsum – und damit besserer DHA-Versorgung – mit besseren Ergebnissen des verbalen IQ, der feinmotorischen und der sozialen Entwicklung verbunden. Zudem beeinflusst Docosahexaensäure auch die Sehschärfe des Babys. So zeigte eine doppeltmaskierte, randomisierte klinische Kontrollstudie, dass bei reifgeborenen Säuglingen die Sehschärfenentwicklung bis zum Ende des ersten Lebensjahres durch zusätzliche DHA-Zufuhr signifikant besser war. In einer weiteren Untersuchung konnte belegt werden, dass zwei Monate nach der Geburt und nach einem Jahr diejenigen gestillten Kinder eine signifikant bessere Sehschärfe entwickelten, deren Mütter besser mit DHA versorgt waren. Auch das räumlich Sehen wird laut einer britischen Kohortenstudie durch DHA günstig beeinflusst. Kommt zweimal wöchentlich Seefisch auf den Tisch, lässt sich der Bedarf an DHA decken. Lachs, Hering und Makrele bieten sich an, während bei Thunfisch und Schwertfisch aufgrund der hohen Schadstoffbelastung eher Vorsicht geboten ist. Frauen, die ihre Ernährung nicht entsprechend umstellen möchten, können DHA in entsprechenden Mengen substituieren.
Komplettes Versorgungskonzept
Femibion® 400 Folsäure plus Metafolin® + DHA, das seit dem 15. Juni 2007 exklusiv in Apotheken zur Verfügung steht, wird diesen neuesten Erkenntnissen gerecht. Das diätetische Lebensmittel wird empfohlen zur Versorgung der schwangeren und stillenden Frau ab der 13. Schwangerschaftswoche bis zum Ende der Stillzeit. Eine Tablette enthält insgesamt 400 µg Folat (200 µg Folsäure plus 208 µg Methylfolat) sowie 150 µg Jod und verschiedene Vitamine. Eine Kapsel enthält 200 mg DHA, Es wird empfohlen täglich je eine Tablette und eine Kapsel zu einer Hauptmahlzeit mit kalter Flüssigkeit einzunehmen. Diese empfohlene tägliche Verzehrsmenge sollte nicht überschritten werden.
QuelleProf. Dr. Klaus Pietrzik, Bonn; Prof. Dr. Berthold Koletzko, München. "Neue Erkenntnisse zu DHA und Metafolin – Babies nicht nur gesund, sondern auch gescheit", München, 7. Mai 2007, veranstaltet von der Merck Selbstmedikation GmbH, Darmstadt.Apothekerin Dr. Beate Fessler
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