Medizin

Was ist eigentlich ...ein Fersensporn?

Schmerzen an den Gelenken oder den Knochen gehören zu den häufigsten überhaupt. Vielleicht kommt demnächst ein Kunde zu Ihnen, der berichtet, er habe sich einen Fersensporn gelaufen oder ein anderer Kunde klagt über stechende Schmerzen an der Ferse und im Internet habe er gelesen, dass es sich hierbei meistens um einen Fersensporn handelt. In diesen Fällen sollten Sie wissen, was es mit diesem Fersensporn auf sich hat und wie er behandelt wird. Dieser Artikel gibt Ihnen das nötige Rüstzeug dazu.
Fersenspornübungen - mehrmals täglich durchgeführt, sollen zusammen mit Fersenpolster Überlastungsentzündungen beim plantaren Fersensporn bekämpfen. [Nach Trnka, H.-J.; Kristen, K. H., Fußzentrum Wien].

Stechende Schmerzen in der Ferse

Bei einem Fersensporn (Kalkaneussporn) handelt es sich um einen nicht-natürlichen Knochenauswuchs im Ansatzbereich eines Muskels (Sehnenplatte) am Kalkaneus (Fersenbein). An ihm setzen zahlreiche Bänder, Sehnen und Muskeln an: Hinten die Achillessehne, unten kleine Fußmuskeln sowie die für die Längsgewölbespannung des Fußes verantwortliche Plantarfaszie (Plantaraponeurose). Zehenwärts schließen sich die Fußwurzelknochen an, nach oben das Sprungbein (Talus).

Fersensporne bilden sich hauptsächlich an zwei typischen Stellen. Entweder handelt es sich um einen hinteren oberen Fersensporn (Ansatz der Achillessehne = Haglund-Exostose) oder um einen hinteren unteren Fersensporn (unterhalb der Ferse = plantarer Fersensporn). Die Haglund-Ferse (Haglund-Exostose) ist angeboren und muss nicht zwingend zu Beschwerden führen. Der plantare Fersensporn bildet sich durch eine dauerhafte Fehl- und Überbelastung.

Würde man 100 Personen untersuchen, könnte sicherlich bei zehn von ihnen ein Fersensporn nachgewiesen werden. Das Durchschnittsalter der Erkrankung liegt zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Da sich der Sporn nicht immer schmerzhaft bemerkbar macht, ist seine Entdeckung häufig ein Zufallsbefund im Rahmen einer Röntgenuntersuchung des Fußes wegen anderer Beschwerden. Frauen sind öfter betroffen als Männer, der plantare Fersensporn ist häufiger als die Haglund-Exostose.

Wie kommt es zu den Schmerzen?

Dauerhaft erhöhte Druck- und Zugbelastung der Sehnenansätze am Fersenbeinkörper führen im Rahmen einer chronischen Überbelastung zu kleinen Rissen der Plantarfaszie. Folge ist eine Reizung der Knochenhaut und des umliegenden Gewebes sowie eine Entzündung. An dieser Stelle lagert der Körper aus irgendeinem Grund Kalk ab. Dieser Vorgang geschieht immer wieder. Mit der Zeit bildet sich entlang der Sehnen der Fersensporn.

Überbelastungen entstehen beispielsweise durch unpassendes Schuhwerk, häufigen und ausdauernden Sport, Übergewicht (Adipositas) und schwere körperliche Arbeiten oder langes Stehen am Arbeitsplatz. Auch bei der Haglund-Exostose kann falsches Schuhwerk die Ursache für Beschwerden sein. Der Schuhrand reibt ständig an der Achillessehne. Folge ist eine Entzündung.

Aber auch Fußfehlstellungen wie der Knick-Senkfuß führen zu einer vermehrten Zugbelastung am Ansatz der Fußsohle. Der vermehrte Zug kann eine Verknöcherung des Ansatzgebiets dieser Sehnen verursachen mit der Folge eines unteren (plantaren) Fersensporns.

Typisch: Anlaufschmerz am Morgen

Beim plantaren Fersensporn sind stechende, belastungsabhängige Fußsohlenschmerzen typisch. Besonders charakteristisch ist der morgendliche Anlaufschmerz, der sich im Laufe des Tages aber bessert. Die schmerzfreie Gehstrecke ist deutlich eingeschränkt. Bei der Untersuchung des Fußes lässt sich ein Druckschmerz an entsprechender Stelle auslösen. Um dem Schmerz zu entgehen, gewöhnen sich manche Betroffene an, über die Außenseite des Fußes zu laufen.

Bei der Haglund-Exostose lässt sich ein Druckschmerz beim Abtasten der Achillessehne auslösen. Zudem schränken Belastungsschmerzen die Gehstrecke ein. Durch den Druck des Schuhrands ist die Haut über der Achillessehne gerötet und entzündet.

Die Diagnose lässt sich leicht stellen. Entscheidende Hinweise ergibt die Anamnese mit den typischen Symptomen. Zur letzten Sicherheit werden Röntgenbilder angefertigt, die den Knochensporn zeigen.

Viele konservative Behandlungsoptionen

Der Literatur sind über 40 konservative Behandlungsvorschläge zu entnehmen. Deren Ziel bleibt dabei aber stets nur die symptomatische Beseitigung des Reizzustandes. Am Anfang der Behandlung steht im Falle eines Übergewichtes die Gewichtsreduktion. Ergänzend sollte generell eine Verminderung der körperlichen Belastung angestrebt werden.

Einlagen sorgen für Druckentlastung

Am häufigsten eingesetzt werden Einlagen. Diese Einlagen werden so angepasst, dass sie im Bereich des Sporns eine Aussparung aufweisen. Damit sorgen sie für eine Druckentlastung. Weiterhin muss mit diesen Einlagen das Fußlängsgewölbe abgestützt werden, die Polsterung des Sporns alleine reicht meistens nicht aus. Zur Schmerzlinderung eignen sich nichtsteroidale Antirheumatika. Verordnet werden auch krankengymnastische Übungen zur Dehnung von Wade und Fußsohle, Eisapplikationen zur Schmerzlinderung, Entzündungshemmung und Abschwellung sowie Cortisoninjektionen. Diese sind jedoch sehr schmerzhaft, da das Cortison, vermischt mit einem Lokalanästhetikum, direkt durch die Haut der Fußsohle an die Entzündung des Muskelansatzes gebracht werden muss. Der Nutzen ist zeitlich begrenzt.

Mithilfe von extrakorporalen Stoßwellen (energiereiche Ultraschallwellen) werden Blutgefäße zum Wachstum angeregt und die Entzündung gelindert. Außerdem werden Kalkablagerungen abgetragen und somit eine Schmerzreduktion induziert. Die Kosten muss der Patient derzeit noch selbst übernehmen. Eine weitere erprobte Therapiemethode bei der Behandlung des Fersenspornes besteht in der Röntgenbestrahlung. Eingesetzt werden Elektronen- oder Photonenstrahlung bzw. Röntgenstrahlung höherer Energie. Die Therapie ist schmerzfrei.

Lange Erholungsphase nach Operation

Einige Ärzte schwören nach wie vor auf die klassische Operation. Dabei erfolgt eine Ablösung der Plantarfaszie in der Ansatzregion am Kalkaneus. Neuerdings ist dies auch endoskopisch möglich. Allerdings kann es wie bei jeder Operation zu Wundheilungsstörungen und Narbenbildungen kommen. Deshalb sollte die Operation wohl überlegt sein. Der Entschluss zur Operation sollte frühestens neun bis zwölf Monate nach Versagen der konservativen Therapie in Erwägung gezogen werden.

Insgesamt gesehen ist die Prognose eines Fersensporns gut. Über 95 Prozent aller Erkrankten erfahren unter der konservativen Therapie eine Schmerzreduktion beziehungsweise Ausheilung. Beim Rest kann sich nach erfolgloser konservativer Therapie die Operation anschließen. Die Heilungsraten liegen hier bei 80 bis 90 Prozent, allerdings muss mit einer sehr langen Erholungsphase gerechnet werden.

Quelle

Wülker, N. (Hrsg): Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag, Stuttgart 2005

Krämer, J. Grifka, J. Kalteis, T. Orthopädie. Springer Verlag, Berlin 2004

Dr. Ingo Blank, Gärtringen

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