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Rabattverträge

Kräftig aufgestockt

(diz). Nachdem sich die großen Generikahersteller an der Ausschreibung der AOK für die Rabattverträge zunächst nicht beteiligt hatten, schloss die AOK ihre ersten Verträge mit Generikaherstellern, die den Markt bisher nur zu einem kleinen Prozentsatz belieferten – in der Hoffnung, die Kapazitätsaufstockung gelingt. Wie von Experten vorhergesehen, ging dies jedoch zunächst in die Hose. Die AOK zog erste Konsequenzen und kündigte zum 1. Juni zwei Verträge fristlos. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer eines betroffenen Unternehmens, der Firma Actavis.

Einer Auswertung des Deutschen Arzneiprüfungsinstitut (DAPI) zufolge konnten viele der Firmen, die mit der AOK Rabattverträge abgeschlossen hatten, den Markt nur zu einem äußerst geringen Prozentsatz beliefern. Das Desaster, die Unzufriedenheit von Patienten, Ärzten und Apothekern war vorhersehbar. Mit der Kündigung zweier Produkte Anfang Juni, bei denen es zu Lieferschwierigkeiten gekommen war, setzte die AOK Zeichen. Wir fragten bei der Firma Actavis nach, deren Produkt Molsidomin von der Kündigung betroffen war. Die Actavis Deutschland GmbH gehört zur international tätigen Actavis Group, einem isländischen Generikahersteller. Geschäftsführer der deutschen Niederlassung ist seit 2007 Dr. Roland Hendlmeier.

DAZ Auf Ihrer Internetseite erklären Sie den Namen des isländischen Unternehmens Actavis mit "Taten, Werke, Kraft". Herr Hendlmeier, ist dem Generikahersteller bei den AOK-Verträgen die Kraft ausgegangen? Hat sich Actavis ein wenig übernommen?

Hendlmeier: Actavis ist nach wie vor ein Unternehmen mit kraftvollem Tatendrang. Wir sind weiterhin ein verlässlicher Partner der AOK, und ich bin sicher, dass die AOK dies genauso sieht. Immerhin liefern wir im Rahmen der Verträge verlässlich 15 Medikamente und damit mehr als nahezu alle anderen Wettbewerber

DAZ Bei 16 von insgesamt 43 Wirkstoffen kam Actavis zum Zug. Sichtlich haben Sie der AOK hervorragende Rabatte geboten. Wenn aber die Lieferfähigkeit in nicht ausreichendem Maß gegeben ist, könnten Sie sich damit unter Umständen einen Bärendienst erwiesen haben. Haben Sie zu voreilig den Vertrag unterzeichnet?

Hendlmeier: Wir haben den Vertrag nicht zu voreilig geschlossen. Wir bedauern, dass es vereinzelt zu Problemen bei der Lieferfähigkeit gekommen ist. Aber vergessen Sie bitte nicht: Wir haben erst am 5. Februar erfahren, bei welchen Produkten wir Vertragspartner sind. Normalerweise werden für die Beschaffung zusätzlicher Warenmengen zwischen vier und sechs Monaten benötigt. Durch eine riesige Kraftanstrengung haben wir es geschafft, in den meisten Fällen innerhalb weniger Wochen enorme Zusatzmengen bereitzustellen.

DAZ Für Außenstehende zeichnet sich die Lage so ab, dass möglicherweise so manche Firma, die bereits aufgrund der bisherigen Marktpräsenz nicht lieferfähig sein konnte, einfach den Vertrag unterzeichnete, um mitspielen zu können. Hauptsache dabei, der Markt wird es schon richten und die Produktion kann dann in einem halben Jahr nachziehen. Die Leidtragenden sind Patienten und Apotheker. Hat sich Actavis hier zu weit aus dem Fenster gelehnt?

Hendlmeier: Actavis hat sich keineswegs zu weit aus dem Fenster gelehnt. Wir haben unser Angebot – wie gefordert – bereits im November letzten Jahres an die AOK geschickt. Erst sehr viel später haben sich die Rahmenbedingungen – durch die Aufnahme der Substitutionsverpflichtung der Apotheker in das GKV-WSG – entscheidend verändert. Zusammen mit der späten Information über die Rabattprodukte hat dies zu den Startschwierigkeiten geführt.

DAZ Mit der Kündigung für Ihren Wirkstoff Molsidomin hat die AOK Zeichen gesetzt. Actavis konnte die Lieferfähigkeit trotz vorheriger Abmahnung nicht mehr sicherstellen. Zum Glück darf der Apotheker ein gleichwertiges Präparat eines anderen Herstellers substituieren. Patienten und Apotheker können kein Verständnis dafür haben, wenn die Verträge nicht erfüllt werden können. Wie Sie selbst schreiben, haben Sie der AOK zuletzt Mitte Juni eine verbindliche Garantie für die Lieferfähigkeit von Molsidomin gegeben. Das ist nach unserer Rechnung zweieinhalb Monate zu spät. Ist das verantwortungsvoll oder nur im Firmeninteresse gedacht?

Hendlmeier: Ich verstehe nicht, worauf sich Ihre Rechnung bezieht. Fakt ist, dass wir bei Molsidomin das ca. 14 Fache unseres normalen Monatsumsatzes im April verkauft haben und das Produkt bis Mitte Mai im Großhandel verfügbar war. Wir haben von der AOK eine Frist von zehn Tagen zur Wiederherstellung der Lieferfähigkeit von Molsidomin erhalten. Wir wären rund zwei Wochen nach Fristende wieder voll lieferfähig gewesen. Ich kann aber die Verärgerung von Patienten und Apothekern verstehen, wenn ein Medikament nicht verfügbar ist. Allerdings handelt es sich hier um Einzelfälle und nicht um ein Massenphänomen, wie einige der Öffentlichkeit immer wieder Glauben machen wollen.

DAZ Wie will Actavis in Zukunft sicherstellen, dass die betroffenen Präparate verfügbar sind? Wurden die Kapazitäten aufgestockt?

Hendlmeier: Sofort nach Kenntnis der Rabattprodukte haben wir reagiert, indem wir große Zusatzmengen bestellt haben. Weiterhin haben wir alles getan, um die Beschaffungszeit soweit wie möglich zu verkürzen, ohne die Qualität einzuschränken. Dabei hilft es uns natürlich, dass wir Teil eines weltweit agierenden Konzerns sind. Wir haben uns auf die neue Bedarfssituation eingestellt, und sind sicher, die Versorgung bis Vertragsende kontinuierlich sicherstellen zu können.

DAZ Vielen Dank für das Gespräch.

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