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Prisma
Bluttest statt Darmspiegelung
Neue Perspektiven in der Darmkrebsdiagnostik
Wie britische Wissenschaftler in "The Lancet" berichten, gilt bei Russen zwischen 25 und 54 Jahren der zu häufige Griff zu Hochprozentigem als Todesursache Nummer eins. Die Forscher analysierten Daten von 1750 verstorbenen Bewohnern einer russischen Industriestadt und verglichen sie mit denen lebender Männer gleichen Alters. Dabei zeigte sich bei exzessiven Trinkern eine sechsfach höhere Sterblichkeit. Vor allem der Genuss von "nicht trinkbaren" Alkoholika ließ das Todesrisiko stark ansteigen. Neben herkömmlichen Alkoholika suchen bevorzugt Menschen aus sozial schwachen Schichten den Rausch in "nicht für den Verzehr gedachten" Produkten wie Parfum oder äußerlich anzuwendenden Arzneimitteln. Diese weisen oft Alkoholgehalte zwischen 60 und 97 Volumenprozent Alkohol auf. war
Quelle: Leon, D. A. et al.: Lancet 369, 2001-2009 (2007).Verallgemeinerte Reziprozität bedeutet für ein Individuum, dass eine zurückliegende Interaktion mit einem anderen Individuum das Verhalten der gesamten Gemeinschaft widerspiegelt. Dieser Mechanismus wurde bei Tieren offenbar bislang unterschätzt, obwohl Evolutionsbiologen seit langem rätseln, warum Tiere kooperieren. Nach Darwin sind alle Lebewesen dazu bestimmt, ihre individuellen Chancen auf Überleben zu trimmen. Daher stellt sich die Frage, warum Tiere Akte der Großzügigkeit liefern. Am ehesten verständlich ist es, wenn dies im Kreis der Familie geschieht. Unklar ist jedoch, welcher Nutzen hinter der Hilfe für einen Sippen- oder Familienfremden steht. Wird das Prinzip der Verallgemeinerten Reziprozität hier herangezogen, ist die Überlegung die, dass auch eine solche Unterstützung in Zukunft dazu führen könnte, dass einem selbst geholfen wird. ral
Quelle: Taborsky, M., Rutte, C.: PloS. Biol. 5 (7), e196 (2007).Wissenschaftler der Universität Heidelberg haben mit Hilfe der so genannten Kryo-Elektronentomografie zum ersten Mal komplette einzellige Lebewesen mit Zellkern und Zellmembran untersucht. Dabei entdeckten sie bislang unbekannte Strukturen im Zellskelett der Erreger von Malaria und Toxoplasmose. Für die Untersuchung wurden die Erreger blitzartig auf minus 196 Grad Celsius eingefroren, um die räumliche Anordnung aller Zellbestandteile zu erhalten, und anschließend im Elektronenmikroskop aus verschiedenen Richtungen angestrahlt. Die rechnerische Auswertung der Bilddaten lieferte ein dreidimensionales Modell mit Nanometer-kleinster Auflösung. Ziel der Wissenschaft ist es, mit diesen Erkenntnissen Medikamente zu entwickeln, die punktgenau an bestimmten Zellstrukturen angreifen. Somit ließen sich Parasiten zerstören, ohne die körpereigenen Zellen zu schädigen. war
Quelle: Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg, 19.6.2007In Industrieländern, in denen die Rinderbestände weitgehend tuberkulosefrei sind und Milch pasteurisiert wird, sind Infektionen von Menschen mit dem Erreger Mycobacterium bovis inzwischen sehr selten geworden. Ein gewisses Risiko besteht für Tierärzte, Farmer und Beschäftigte in Schlachthöfen. Das Magazin "The Lancet" berichtete kürzlich von sechs Erkrankungen in Zentralengland, bei denen die Ansteckung von Mensch zu Mensch erfolgt sein muss, da nachweislich nur einer der Patienten mit infizierten Tieren in Kontakt gekommen war.
Wie die Untersuchungen ergaben, standen die Betroffenen über den Besuch gleicher Bars oder Nachtclubs in sozialer Verbindung zueinander. Nach Anfertigung eines genetischen Fingerabdrucks des Bakteriums zeigten sich bei allen Personen identische Erregerprofile. Vier der sechs Patienten wiesen eine geschwächte Immunabwehr auf, was laut Aussage der Wissenschaftler den Ausbruch der Tuberkulose vermutlich begünstigte. Bei fünf Personen wurden pulmonale Erkrankungen festgestellt, ein Patient starb an einer durch das Mycobacterium bovis ausgelösten Hirnhautentzündung. Auch wenn bislang mit vermehrter Häufigkeit von Rindertuberkulose in Großbritanniens Rinderherden keine analoge Steigerung der Tuberkulosefälle beim Menschen beobachtet wurde, mahnen die Wissenschaftler zur Vorsicht. Der Umgang mit M. bovis sollte ebenso sorgfältig erfolgen, wie er auch bei Infektion mit M. tuberculosis gepflegt wird. war
Quelle: J. T. Evans et al.: Lancet 369 (9569), 1270-1275 (2007).Mediziner um Robert Getzenberg von der John Hopkins Universität Baltimore haben einen Bluttest für Darmkrebs und seine Vorstufen entwickelt. In ersten Untersuchungen konnten damit 91 Prozent der Krebserkrankungen bei Patienten anhand von zwei charakteristischen Proteinen im Blut erkannt werden. Dieser Test könnte möglicherweise in Zukunft die von vielen Patienten als unangenehm empfundene Darmspiegelung, die bislang für die Diagnostik eingesetzt wird, ersetzen.
In ihren Untersuchungen analysierten die Wissenschaftler das Blut von Darmkrebspatienten auf charakteristische Inhaltstoffe. Dabei stießen sie auf die beiden Proteine CCSA-3 und CCSA-4. Beide sind am Aufbau des Zellgewebes von Tumoren und ihren Vorstufen, den Darmpolypen, beteiligt und gelangen nach Absterben der Krebszellen ins Blut. Die Wissenschaftler untersuchten das Blut von 28 Darmkrebspatienten und 107 Probanden aus einer Vergleichsgruppe, die sich im Rahmen der Krebsvorsorge einer Darmspiegelung unterzogen hatten. Beide Proteine konnten als Marker für den Darmkrebs bei allen Darmkrebspatienten gefunden werden. In der Vergleichsgruppe konnten 14 Personen mit fortgeschrittenen Darmpolypen identifiziert werden; die Darmspiegelung ergab jedoch 18 Neuerkrankungen. Den Forschern zufolge ist der Bluttest in 42 von 46 Fällen treffsicher. Sie hoffen damit eine kostengünstigere Alternative zu den aufwendigen Darmspiegelungen entwickeln zu können. Doch bis es soweit ist, muss noch bewiesen werden, dass der Test auch der Bestimmungsmethode von Blut im Stuhl überlegen ist. Daher planen Getzenberg und sein Forscherteam weitere Untersuchungen in mehreren Krankenhäusern. ka
Quelle: Getzenberg, R. et al.: Cancer Res. 67 (12), 5600-5605 (2007).
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