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- DAZ 29/2007
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Arzneimittel und Therapie
Narbenmanagement
Nicht warten, bis Narben dick und störend sind
Narben sind längst nicht immer nur ein kosmetisches Problem. Sie können mit Reizzuständen und mit funktionellen Beeinträchtigungen verbunden sein, woran bei der Narbenbehandlung nach Operationen oder Traumata rechtzeitig zu denken ist. Denn mittels konservativer Maßnahmen lässt sich die Narbenbildung meist gut beeinflussen. Ist der Prozess jedoch abgeschlossen, die Narbe quasi "ausgebrannt", so hilft oft nur noch die Operation, wenn das Ergebnis der Wundheilung korrigiert werden muss.
Rund 70% der Erwachsenen haben im Verlaufe ihres Lebens kleinere oder auch größere Narben davon getragen. Diese sind meist unauffällig und wenig störend. In etwa 10% der Fälle aber ist die Narbenbildung entstellend und die Betroffenen klagen über Rötungen, Sensibilitätsstörungen und Juckreiz. Frauen sind wie erwartet häufiger mit der Narbenbildung unzufrieden als Männer, doch auch beim "starken Geschlecht" geben 5% an, ihre Narbe als entstellend zu empfinden.
Zu differenzieren ist bei den Narben zwischen der hypertrophen Narbe mit überschießender Bindegewebsreaktion und gesteigerter Bindegewebsproduktion und dem Keloid, das auf dem Boden einer genetischen Prädisposition entsteht und bei dem sich die Wundränder über das Hautniveau erheben, bei dem die Narbe in die gesunde Haut infiltriert und das eine hohe Rezidivtendenz aufweist.
Unsicherheiten bestehen in der Bevölkerung oft darüber, an wem man sich im Falle einer gestörten Narbenbildung wenden sollte. In aller Regel verstehen sich die Dermatologen als primäre Ansprechpartner, wobei einige Hautärzte sogar eine spezielle Narbensprechstunde oder eine "ästhetische Sprechstunde" eingerichtet haben. Denn gegen eine störende Narbenbildung lässt sich auch konservativ einiges unternehmen und das umso besser, je früher steuernd in den Prozess der Wundheilung eingegriffen wird. Hilfreich ist eine lokale Salbenmassage mit anschließendem Kältepack, wobei sich der frühzeitige Einsatz eines Narbenspezifikums empfiehlt. So sind zum Beispiel zur Prophylaxe und Behandlung hypertropher, keloidförmiger und bewegungseinschränkender und optisch störender Narben nach Operationen, Amputationen, Unfällen oder Verbrennungen topische Zubereitungen zugelassen, die mit den Bestandteilen Zwiebelextrakt (Extr. Cepae), Allantoin und Heparin-Natrium antiproliferativ, antiphlogistisch und glättend auf das Narbengewebe wirken sollen (z. B. Contratubex®).. Die klinische Wirksamkeit des Präparates bei Verbrennungen ist ebenso in Studien dokumentiert wie bei der Narbenbildung nach Unfällen und Operationen. Die Behandlung ist auch bei älteren Narben oder Dehnungsstreifen noch sinnvoll und kann gegebenenfalls durch eine Ultraschallbehandlung unterstützt werden.
Im Rahmen einer Stufentherapie kann die lokale Narbenbehandlung auch mit Steroiden kombiniert werden. Eine weitere Therapieoption ist die Kryotherapie und in schweren Fällen ist außerdem eine lokale Abtragung der Wunde per Lasertherapie oder sogar eine chirurgische Revision indiziert.
Mit ihren Operationstechniken können die Ärzte ihrerseits dazu beitragen, dass eine solche Situation gar nicht erst auftritt. Es ist deshalb während des Eingriffs auf eine gute Schnittführung entsprechend der Spaltlinien der Haut und auf eine gute Nahttechnik zu achten. Ödemen und Hämatomen ist möglichst vorzubeugen ebenso wie Infektionen, die eine der Hauptursachen einer überstarken Narbenbildung sind. Wichtig ist nach operativen Eingriffen eine konsequente Ruhigstellung und das insbesondere bei Eingriffen im Bereich der Extremitäten, da sonst durch den Aufbau von Spannungsfeldern eine gestörte Wundheilung provoziert werden kann.
Quelle Prof. Dr. Günther Heinrich Willital, Münster; Dr. Matthias Herbst, Darmstadt: "Essentials der Wundheilung und des Narbenmanagements", 26. April 2007, Dresden, veranstaltet von der Merz Pharmaceuticals GmbH, Frankfurt.Christine Vetter, freie Medizinjournalistin
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