Arzneimittel und Therapie

Neues Oxytocin-Analogon Carbetocin

Das zyklische Oligopeptid Carbetocin (Pabal®) ist ein Oxytocin-Analogon, das zur Vorbeugung von Uterusatonie nach Kaiserschnittgeburt unter epiduraler oder spinaler Anästhesie eingesetzt wird. Die pharmakologischen und klinischen Eigenschaften von Carbetocin entsprechen denen eines lang wirkenden Oxytocin-Agonisten.

Das zyklische Oligopeptid Carbetocin (Pabal®) ist ein synthetisches Derivat des Hormons Oxytocin. Es unterscheidet sich von Oxytocin durch einige strukturelle Besonderheiten: Anstelle der Cystein-Gruppe befindet sich an Position 1 ein Wasserstoffatom, die Disulfidbrücke wird durch eine Thioether-Brücke ersetzt, und an Position 2 befindet sich eine Methyloxyl-Gruppe anstelle von Tyrosin.

Länger wirksam als Oxytocin

Carbetocin wird zur Vorbeugung einer Uterusatonie nach einer Kaiserschnittgeburt unter epiduraler oder spinaler Anästhesie eingesetzt, also wenn sich die Gebärmutter nach der Geburt nicht ausreichend zusammenzieht, um die durch die Ablösung der Plazenta bedingte Blutung zum Stillstand zu bringen.

Carbetocin hat grundsätzlich die gleichen Eigenschaften wie Oxytocin, es ist jedoch wesentlich stabiler und hat somit eine längere Wirkungsdauer als das originäre Oxytocin. Wie Oxytocin bindet Carbetocin selektiv an Oxytocin-Rezeptoren im glatten Uterusmuskel, stimuliert rhythmische Kontraktionen des Uterus, steigert die Frequenz bereits vorhandener Kontraktionen und erhöht den Tonus der Uterusmuskulatur. Post partum kann Carbetocin Rate und Stärke der spontanen uterinen Kontraktionen steigern. Nach Carbetocin-Gabe beginnen die uterinen Kontraktionen rasch mit einer starken Kontraktion innerhalb von zwei Minuten. Eine einmalige intravenöse Dosis von 100 µg Carbetocin nach der Geburt ist ausreichend, um adäquate uterine Kontraktionen zu erreichen, die Uterusatonie und übermäßige Blutungen verhindern.

In den Studien, die zur Zulassung führten, benötigten die Frauen, die Carbetocin erhalten hatten, signifikant weniger zusätzliche Arzneimittel, wie Oxytocin, Methylergometrin oder Prostaglandine als die Frauen in der Oxytocin-Gruppe.

Einmalige intravenöse Injektion

1 ml Pabal® mit 100 µg Carbetocin wird einmalig intravenös in einer Klinik unter ärztlicher Aufsicht injiziert. In der Regel reicht eine einmalige intravenöse Dosis von 100 µg aus, um die Uterusatonie und übermäßige Blutungen zu verhindern. Dies ist mit einer Oxytocin-Infusion über mehrere Stunden vergleichbar.

Nach intravenöser Verabreichung weist Carbetocin eine biphasische Elimination mit linearer Pharmakokinetik im Dosisbereich von 400 bis 800 µg auf. Die terminale Eliminationshalbwertszeit beträgt rund 40 Minuten. Die renale Clearance der unveränderten Form ist niedrig; weniger als 1% der injizierten Dosis werden unverändert über die Nieren ausgeschieden.

Weitere Dosen von Carbetocin dürfen nicht verabreicht werden. Sollten die uterinen Blutungen nach Verabreichung von Carbetocin anhalten, muss die Ursache festgestellt werden. Eventuelle Ursachen könnten Reste der Plazenta, unzureichende Ausräumung oder operative Versorgung des Uterus oder Blutgerinnungsstörungen sein. Bei fortgesetzter Uterushypotonie oder -atonie und darauf folgenden exzessiven Blutungen sollten die zusätzliche Behandlung mit Oxytocin und/oder Ergometrin in Betracht gezogen werden.

Die Wirkung von Carbetocin nach einer Vaginalgeburt wurde nicht untersucht.

Nicht vor der Geburt anwenden

Carbetocin darf nicht vor der Geburt des Kindes angewendet werden, da die uterotone Wirkung von Carbetocin nach einer Bolus-Injektion über mehrere Stunden anhält; im Gegensatz zur schnellen Abnahme der Wirkung von Oxytocin nach Beendigung der Infusion. Es darf auch nicht zur Wehenauslösung eingesetzt werden.

Bei Nieren- oder Lebererkrankungen, Präeklampsie und Eklampsie, Epilepsie und schwerwiegenden kardiovaskulären Erkrankungen ist Carbetocin kontraindiziert.

In Kombination mit Mutterkorn-Alkaloiden wie Methylergometrin können Oxytocin und Carbetocin die blutdrucksteigernde Wirkung dieser Mittel verstärken. Bei gleichzeitiger Gabe von Oxytocin und Methylergometrin nach Carbetocin-Gabe besteht das Risiko einer kumulierten Wirkung. Da Prostaglandine die Wirkung von Oxytocin potenzieren, wird dies auch für Carbetocin erwartet. Es wird daher nicht empfohlen, Prostaglandine und Carbetocin gemeinsam anzuwenden. Sollten sie gleichzeitig verabreicht werden, muss die Patientin sorgfältig überwacht werden.

Einige Inhalationsanästhetika, wie Halothan oder Cyclopropan, können die hypotonische Wirkung verstärken und die Wirkung von Carbetocin im Uterus abschwächen. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Oxytocin wurde Arrhythmie beobachtet.

Die Nebenwirkungen sind mit denen von Oxytocin vergleichbar. Dazu gehören Übelkeit, Bauch- und Kopfschmerzen sowie Hypotonie und Hitzewallungen.

Kein Einfluss auf das Stillen

Während klinischer Studien wurde kein signifikanter Einfluss auf das Einschießen der Muttermilch beobachtet. Bei stillenden Frauen wurden geringe Mengen von Carbetocin in der Muttermilch festgestellt. Die geringen Mengen, die nach einer einmaligen Carbetocin-Injektion in das Kolostrum oder die Muttermilch übergehen und anschließend vom Kind aufgenommen werden, werden vermutlich durch Enzyme im Darm abgebaut.

Quelle

Fachinformation zu Pabal® , Stand Juli 2006.

hel

Steckbrief: Carbetocin


Handelsname: Pabal
Hersteller: Ferring Arzneimittel GmbH, Kiel
Einführungsdatum: 1. Dezember 2006
Zusammensetzung: 100 µg Carbetocin/ml Lösung Oxytocin-Aktivität: ca. 50 I.E. Oxytocin/Ampulle. Sonstige Bestandteile: Natriumchlorid, Essigsäure 99% zur pH-Wert-Einstellung, Wasser für Injektionszwecke.
Packungsgröße, Preise und PZN: 5 Ampullen, 167,71 Euro, PZN 0574942.
Stoffklasse: Hypophysenhormone; Oxytocin-Analogon.ATC-Code: H01BB03.
Indikation: Zur Vorbeugung von Uterusatonie nach einer Kaiserschnittgeburt.
Dosierung: Einmalige Dosis unmittelbar nach einer Kaiserschnittgeburt und vorzugsweise vor der Entfernung der Plazenta.
Gegenanzeigen: Während der Schwangerschaft und der Wehen vor der Geburt des Kindes; Carbetocin darf nicht zur Wehenauslösung angewendet werden; Überempfindlichkeit gegenüber Carbetocin oder Oxytocin; Nieren- oder Lebererkrankungen; Präeklampsie und Eklampsie; schwerwiegende kardiovaskuläre Erkrankungen; Epilepsie.
Nebenwirkungen: Sehr häufig: Übelkeit, Bauchschmerzen; Wärmegefühl; Kopfschmerzen, Tremor; Pruritus; Hypotonie, Hitzewallung. Häufig: metallischer Geschmack, Erbrechen; Anämie; Frösteln, Schmerzen; Rückenschmerzen; Schwindel; Schmerzen im Brustkorb, Dyspnö.
Wechselwirkungen: In Kombination mit Mutterkornalkaloiden wie Methylergometrin können Oxytocin und Carbetocin die blutdrucksteigernde Wirkung dieser Mittel verstärken. Es wird nicht empfohlen, Prostaglandine und Carbetocin gemeinsam anzuwenden. Einige Inhalationsanästhetika, wie Halothan oder Cyclopropan, können die hypotonische Wirkung verstärken und die Wirkung von Carbetocin im Uterus abschwächen. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Oxytocin wurde Arrhythmie beobachtet.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen: Carbetocin darf nicht vor der Geburt des Kindes angewendet werden, da die uterotone Wirkung von Carbetocin nach einer Bolus-Injektion über mehrere Stunden anhält. Carbetocin ist nur zur einmaligen Anwendung bestimmt; bei fortgesetzter Uterushypotonie oder -atonie und darauf folgenden exzessiven Blutungen sollten die zusätzliche Behandlung mit Oxytocin und/oder Ergometrin in Betracht gezogen werden. Carbetocin hat einen antidiuretischen Effekt; daher kann die Möglichkeit einer Hyponatriämie nicht ausgeschlossen werden. Die Wirkung von Carbetocin nach einer Vaginalgeburt wurde nicht untersucht.

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