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- DAZ 33/2007
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Damit nicht schief geht, wasschief gehen kann
Arzneimittel sind Waren besonderer Art. Der Gesetzgeber sieht umfangreiche und kostenintensive Maßnahmen zur Qualitätssicherung während des gesamten Lebenszyklus von der Herstellung über Transport und Lagerung bis hin zum therapeutischen Einsatz vor. Begleitet wird dieser Weg von qualifizierten Personen. Immer, nein nicht immer. Es gibt da eine Lücke im System, die heißt Patient. Er ist kein Fachmann und sein Handeln lässt sich nicht durch Leitlinien reglementieren. Trotzdem wollen wir, dass in seinem Verantwortungsbereich nichts schief geht.
Dass sehr viel schief gehen kann und was man proaktiv dagegen unternehmen kann, zeigt Wolfgang Kircher in der 3. Auflage seines schon fast als Klassiker zu bezeichnenden Buchs "Arzneiformen richtig anwenden".
Das bereits beim erstmaligen Erscheinen des Buches bewährte Konzept hat sich nicht geändert, der Umfang dieser komplett überarbeiteten Neuauflage jedoch deutlich. Außerdem ist ein ganz neues Kapitel ist hinzugekommen. Mit Einleitung und zwei einführenden Kapiteln zu Fehlern bei der Handhabung und zur Unterweisung von Patienten im Umgang mit Arzneiformen umfasst das Buch insgesamt 14 Kapitel.
Den Hauptteil machen die zehn Kapitel aus, in denen praxisrelevante Informationen bezüglich Aufbewahrung und Anwendung zu allen apothekenüblichen Darreichungsformen gegeben werden. Dabei wurden Dinge nicht wahllos zusammengetragen, sondern der Autor hat sinnvoll selektiert und liefert sozusagen mundgerecht Material zur unmittelbaren Nutzung in der täglichen Praxis bei der Pharmazeutischen Betreuung.
Neu hinzugekommen ist Kapitel 4: Ergonomische und audiologische Aspekte der Handhabung von Arzneiformen. Dies ist ein bisher nur unzureichend beachtetes Gebiet, obwohl genau hier in der Praxis oftmals der Schuh drückt. Das Thema ist sehr anschaulich und gut nachvollziehbar aufbereitet. Einige der Daten und Erkenntnisse stammen aus Untersuchungen, die Wolfgang Kircher selbst oder in Kooperation beispielsweise mit Hochschulinstituten durchgeführt hat.
Allen Kapiteln merkt man die Verbundenheit zum Beruf, die Liebe zur Pharmazeutischen Technologie und das tägliche Engagement in der Offizin an.
Die enorme Recherchearbeit, die das Hintergrundwissen für dieses Buch liefert, kann man ermessen, wenn man das Literaturverzeichnis nutzt, das sich auf einer beigelegten CD befindet. Eine unglaubliche Zahl von etwa 1300 Zitaten ist dort aufgeführt und erlaubt demjenigen, der noch tiefer in die Materie einsteigen möchte, den raschen Zugriff auf Primärquellen.
Die Abtrennung der Literaturzitate vom Buch ist ungewohnt und mag auf den ersten Blick etwas umständlich anmuten. Wenn man sich aber vorstellt, die enorme Anzahl an Literaturverweisen wäre im Buch geblieben, so hätte dies das Werk ernorm aufgebläht und die einfache Handhabung in der Praxis erschwert. Wer sich auf der anderen Seite in ruhiger Stunde zum Literaturstudium zurückzieht, für den ist die gefundene Lösung sicherlich kein Hemmnis.
Mit Blick auf die nächste Ausgabe ergibt sich die Bitte an den Verlag, wenn die Menge an Information weiter zunehmen sollte, dies nicht durch eine noch kleinere Schrift oder dünneres Papier verbunden mit einem weniger satt schwarzen Druck zu kompensieren.
Trotz dieser zaghaften Kritik ist dieses Buch ohne Einschränkung zu empfehlen. Es ist ein Muss für jeden – Apotheker und PTA – der seinen Beratungsauftrag in der Apotheke ernst nimmt. Ebenso sollte es für alle Pharmaziepraktikanten während des Praktischen Jahres und insbesondere bei der Vorbereitung zum 3. Staatsexamen ein ständiger Begleiter sein. Für Studium und Berufsausbildung ist es eine praxisorientierte Abrundung zu den Standardwerken zur Pharmazeutischen Technologie.
Prof. Dr. Rolf Daniels, Pharmazeutische Technologie, Eberhard-Karls-Universtität Tübingen
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