Arzneimittel und Therapie

Zulassungserweiterung

Teriparatid zur Behandlung der Osteoporose des Mannes

Das Parathormon-Fragment rhPTH (1-34) Teriparatid (Forsteo®) hat die Zulassung zur Behandlung der Osteoporose bei Männern mit einem hohen Frakturrisiko von der Europäischen Kommission erhalten. Damit steht auch für die Behandlung der Osteoporose von Männern ein osteoanabol wirksames Medikament zur Verfügung.

Gleichzeitig erweitert die Europäische Kommission die Indikationen von Teriparatid um den Nachweis der signifikanten Reduktion von extravertebralen Frakturen bei postmenopausalen Frauen.

Grundlage für die Zulassung war eine Studie, in die 437 Männer im Alter von 30 bis 85 Jahren mit idiopathischer oder hypogondaler Osteoporose eingeschlossen waren. Sie erhielten über einen Zeitraum von etwa einem Jahr entweder täglich subkutan 20 µg (Zulassungsdosis) bzw. 40 µg Teriparatid oder Placebo sowie eine Basistherapie mit Calcium (1000 mg/Tag) und Vitamin D 3 (400 bis 1200 IE).

Bereits drei Monate nach Therapiebeginn stieg die Knochenmineraldichte an der Lendenwirbelsäule unter Teriparatid signifikant gegenüber Placebo an. Am Therapieende betrug der durchschnittliche Knochenmineraldichteanstieg in der 20 µg Teriparatid-Gruppe 5,9% gegenüber Placebo. Die Wirkung von Teriparatid wurde auch anhand biochemischer Marker des Knochenstoffwechsels nachgewiesen. Bereits nach einem Monat Therapie zeigte sich ein deutlicher Anstieg des Knochenaufbaumarkers Knochenspezifische Alkalische Phosphatase. Sie nahm in der 20-µg-Gruppe nach zwölf Monaten um 29% gegenüber dem Ausgangswert zu. Gleichzeitig stiegen auch die Knochenabbaumarker an, was auf einen umfassenden Knochenumbau- und Erneuerungsprozess schließen lässt. Die Zunahme der Knochenmineraldichte weist dabei auf ein positives Verhältnis zwischen Auf- und Abbau von Knochengewebe, so das Fazit der Studienleiter.

Nachhaltige Fraktursenkung

Bei 279 Teilnehmern der Studie wurden nach Beendigung der Teriparatid-Therapie und nach weiteren 18 Monaten Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule genommen. In dieser Zeit wurden die Patienten gemäß des klinischen Standards behandelt. Dabei erhielten Patienten der ehemaligen Placebo-Gruppe deutlich häufiger eine Osteoporosetherapie mit Bisphosphonaten. Unabhängig von der Folgetherapie erlitten die vorab mit Teriparatid behandelten Männer deutlich weniger neue Wirbelkörperfrakturen als die nicht vorbehandelten Männer. So war das relative Risiko für neue mittelschwere und schwere Frakturen in der gepoolten ehemaligen Teriparatid-Gruppe um 83% niedriger als in der ehemaligen Placebo-Gruppe. Eine osteoanabole Behandlung scheint vor allem angezeigt bei Männern mit manifester Osteoporose, die trotz leitliniengerechter Behandlung weitere Frakturen erleiden oder bei denen die Knochenmineraldichte weiter abnimmt. Aber auch Männer mit hohem Frakturrisiko können nach intensiver Überprüfung aller verfügbaren therapeutischen Alternativen erheblich vom Knochenneuaufbau durch Teriparatid profitieren.

Osteoporose des Mannes

Da der Mann auch durch sein Sexualhormon Testosteron eine größere Knochenmasse aufbaut und – sofern nicht krankheitsbedingt ein Verlust auftritt – das Testosteron lebenslänglich behält, ist die Prävalenz und Inzidenz der Osteoporose bei Männern deutlich niedriger als bei Frauen. Beim Mann sind ca. 40% primäre und 60% sekundäre Osteoporosen. Von einer primären Osteoporose spricht man, wenn keine krankhaften Ursachen nachzuweisen sind. Hierunter fallen die postmenopausale Osteoporose der Frau, die idiopathische und die senile Osteoporose. Bei der sekundären Osteoporose sind eine andere Erkrankung oder ihre Therapie als Ursache auszumachen. Bei Frauen handelt es sich in bis zu 90% der Fälle um eine primäre Osteoporose. Sekundäre Osteoporoseformen treten beim Mann relativ häufiger auf als bei der Frau. Die Datenlage hinsichtlich Diagnostik und Therapie der Osteoporose beim Mann weist große Lücken auf: Für die idiopathische, primäre Osteoporose des Mannes liegen bisher aus klinischen Studien nur Hinweise für günstige Wirkungen von Etidronat, Alendronat und Fluorid auf die Knochendichte, für Alendronat auch auf Wirbelfrakturen vor. Große kontrollierte klinische Studien zur Frakturreduktion als primärem Endpunkt gibt es für Männer bislang nicht. Daher muss bei der Behandlung der Osteoporose des Mannes auf die Prinzipien der Osteoporosetherapie einschließlich der Ergebnisse klinischer Studien bei Frauen zurückgegriffen werden. Antiosteoporotika, von Alendronat und Calciumpräparaten abgesehen, sind bisher in der Regel nur für die Prävention und Behandlung der Osteoporose bei Frauen zugelassen.

Steigerung der Osteoblastenaktivität

Seit 2003 steht mit Teriparatid ein Wirkstoff in der Osteoporosetherapie zur Verfügung, der ein Abkömmling des körpereigenen Parathormons ist. Das aus 84 Aminosäuren bestehende endogene Parathormon (PTH) ist der Hauptregulator des Calcium- und Phosphatstoffwechsels in Knochen und Niere. Das Fragment rhPTH(1-34) ist das aktive Fragment (1-34) des endogenen humanen Parathormons. Die physiologische Wirkung von PTH umfasst die Stimulation der Knochenbildung durch direkte Wirkung auf die knochenbildenden Osteoblasten. Indirekt bewirkt es eine Steigerung der intestinalen Calciumabsorption, eine Steigerung der tubulären Calcium-Reabsorption und der renalen Phosphat-Ausscheidung.

Quelle

Pressemitteilung der Lilly Deutschland GmbH vom 23. Juli 2007.

Empfehlungen zur Prävention und Therapie der Osteoporose. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Arzneiverordnung in der Praxis (2003).

ck
Foto: Imago
Osteoporose des Mannes Bisher musste bei der Behandlung der Osteoporose des Mannes auf die Prinzipien der Osteoporosetherapie bei Frauen zurückgegriffen werden. Jetzt wurde auch für die Behandlung der Osteoporose von Männern einem osteoanabol wirksamen Wirkstoff die Zulassung erteilt.

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