Prisma

Psychologie

Blutfilter einer Dialysemaschine Nicht nur Nierenpatienten, auch Alzheimerkranke sollen von einer Blutreinigung profitieren.
Foto: Fresenius Medical Care

Bereits Babys besitzen Einfühlungsvermögen

Italienische Forscher haben bei Kindern mit einer Diarrhö verschiedene Probiotika getestet und bescheinigen den Präparaten größtenteils schlechte Noten.

571 Kinder im Alter zwischen drei Monaten und drei Jahren, die aufgrund einer akuten Diarrhö ärztlich behandelt wurden, waren in die Studie eingeschlossen. Ein Teil erhielt ein Probiotikum, bei einer Vergleichsgruppe wurde nur der Flüssigkeitsverlust kompensiert. Im Test waren Präparate mit Lactobacillus rhamnosus GG, Bacillus clausii, Enterococcus faecium SF68, eine Mischung aus Lactobacillus delbrueckii, Streptococcus thermophilus, Lactobacillus acidophilus und Bifidobacterium bifidum sowie die Hefeart Saccharomyces boulardii. Von den fünf Probiotika waren laut den Studienautoren nur Lactobacillus GG und die Bakterienmischung in der Lage, den Krankheitsverlauf zu verkürzen. Die Forscher fordern nun, dass Kinderärzte nur Präparate verschreiben sollten, deren Wirkung sich in einem derartigen Vergleichstest gezeigt hat, und dass diese Probiotika als Arzneimittel eingestuft werden. ral

Quelle: Canini, R. B. et al.: Brit. Med. J., Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1136/bmj.39272.581736.55

ACE-Hemmer kennt man bislang eigentlich nur als Arzneimittel gegen eine Hypertonie. Möglicherweise eignen sie sich jedoch auch zur Behandlung eines Magenkarzinoms.

Deutsche Wissenschaftler untersuchen derzeit die Einsetzbarkeit von ACE-Hemmern bei Magenkrebs. Hintergrund für die Forschungsarbeiten sind Studien, in denen die langfristige Gabe von ACE-Hemmern die Überlebenszeit von Magenkrebs-Patienten verlängerte. "Das bedeutet, dass das Angiotensin-Rezeptorsystem bei Magenkrebs eine Rolle spielen muss", erklärt Christoph Röcken von der Berliner Charité. Gemeinsam mit Münchner Kollegen hat Röcken dies näher untersucht und festgestellt, dass Magenkarzinomzellen Angiotensin-II-Rezeptoren exprimieren. Die Rezeptoren sind laut Röcken für die lymphogene Ausbreitung von Magenkrebs mitverantwortlich. Die Forscher wollen daher prüfen, ob Magenkarzinome bei Nachweis der Rezeptoren im Tumorgewebe mit einer gezielten Blockade des Angiotensin-Rezeptorsystems behandelt werden können. ral

Quelle: Pressemitteilung der Wilhelm-Sander-Stiftung vom 13.8.2007

Lange Zeit hat man vermutet, dass Juckreiz von denselben Haut-Rezeptoren wahrgenommen wird wie Schmerz. Amerikanische Wissenschaftler haben nun jedoch ein eigens für Pruritus zuständiges Gen samt Rezeptor entdeckt.

Die Forscher von der Washington Universität in St. Louis stießen auf ein Gen, das die Baupläne des Gastrin-Releasing-Peptide-Rezeptors (GRPR) beinhaltet. Dieser wird in bestimmten Zellen des Rückenmarks gebildet und leitet den Juckreiz von der Haut an das Gehirn weiter. Ob Schmerz über die gleichen Bahnen verläuft, testeten die Wissenschaftler an spezifischen Knock-out-Mäusen, denen das Gen für GRPR fehlte. Juckreiz auslösende Substanzen erzeugten bei diesen Tieren weniger Kratzbewegungen als bei normalen Mäusen. Hinsichtlich des Schmerzempfindens zeigten sich zwischen Knock-out-Tieren und der Kontrollgruppe jedoch keine Unterschiede.

GRPR ist unter anderem am Tumorwachstum beteiligt. In der Krebsforschung wurden bereits entsprechende Rezeptorantagonisten entwickelt. Diese könnten auch für Patienten mit starkem Juckreiz interessant sein. war

Quelle: Sun, Y.-G., Chen, Z.-F., Nature 448, 700-703 (2007).

Was für Nierenkranke oft die letzte Rettung ist, soll künftig auch Alzheimerpatienten helfen: Amerikanischen Wissenschaftlern ist es im Tierversuch gelungen, die Anzahl an Alzheimer-Plaques im Gehirn zu verringern, indem sie ein Proteinfragment aus dem Blut entfernten.

Die genaue Ursache einer Alzheimerdemenz ist noch immer unbekannt. Unstrittig ist jedoch, dass es im Verlauf der Erkrankung zur Ablagerung von Amyloid-Plaques im Gehirn kommt, die Neuronen absterben lassen. Viele therapeutische Forschungsansätze zielen daher auf eine Verringerung dieser Plaques ab – auch die von Berislav Zlokovic nun veröffentlichte Methode. Anders als die meisten Kollegen setzt Zlokovic allerdings nicht im Gehirn an, sondern im Blut. Wie er in "Nature Medicine" schreibt, ist es ihm gelungen, das Hauptfragment der Amyloid-Plaques, Abeta, aus dem Blut zu entfernen. Abeta wird bei Gesunden dank dem Protein sLRP zu bis zu 90 Prozent abgefangen und unschädlich gemacht. Bei Alzheimerpatienten ist dieser Entgiftungsprozess jedoch stark beeinträchtigt, was zu einer drei- bis vierfach erhöhten Abetakonzentration im Blut führt – ein Zustand, der in früheren Studien bereits mit einer Zunahme der Alzheimer-Plaques im Gehirn in Verbindung gebracht worden war. Zlokovics These lautete: Wenn eine erhöhte Abetakonzentration im Blut mit einer Zunahme an Amyloid-Plaques im Gehirn einhergeht, müsste umgekehrt die Abnahme von Abeta im Blut zu einer Verringerung der Plaquebildung führen. Um dies zu verifizieren, verabreichte Zlokovics Mäusen eine künstliche sLRP-Variante, die in der Lage war, große Mengen an Abeta aus dem Blut zu entfernen. Das Ergebnis: Sowohl im Blut als auch im Gehirn der Tiere verringerte sich die Abeta-Konzentration um bis zu 90 Prozent. Gleichzeitig verbesserten sich Erinnerungsvermögen und Lernfähigkeit der Tiere derart, dass sie sich kaum noch von gesunden Mäusen unterschieden. Die Methode soll nun möglichst bald in klinischen Studien untersucht werden. ral

Quelle: Sagare, A. et al.: Nature Medicine, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/nm1635

Die Fähigkeit, sich in andere hineinversetzen zu können, zu erahnen, was sie denken und wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten, ist Voraussetzung für das menschliche Zusammenleben. Offenbar entwickelt der Mensch diese Fähigkeit schon sehr früh, wie italienische Forscher nun herausgefunden haben.

Bislang ist unklar, wie sich die Fähigkeit des Einfühlungsvermögens entwickelt und warum manche Menschen davon mehr und andere dafür umso weniger besitzen. Auch wird über den Zeitpunkt, ab dem ein Mensch sich einfühlen kann, gestritten. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass Einfühlungsvermögen angeboren ist, andere meinen, dass Kinder frühestens mit drei bis vier Jahren dazu in der Lage sind. Laut einem Forscherteam um Surian von der Universität von Trento liegt der Beginn des Einfühlungsvermögens irgendwo zwischen diesen beiden Zeitpunkten und die Fähigkeit ist eine Mischung aus genetischer Veranlagung, Umwelteinflüssen und Lernprozessen. Surian und Kollegen zeigten Kleinkindern Trickfilme, in denen eine Raupe nach Essen suchte, wobei sie sich zwischen einem Apfel und einem Stück Käse entscheiden konnte. Im ersten Teil des Versuchs wurde eine Filmsequenz vorgeführt, in der sich die Raupe stets für den Käse entschied. In einer zweiten Sequenz wanderte sie plötzlich zum Apfel. Die Kinder ab einem Alter von ca. 13 Monaten schauten dabei deutlich länger hin, was die Studiendurchführenden als Zeichen von Verwirrung deuteten. Dafür sprach auch ein weiterer Film, in dem zunächst eine Hand erschien, die den Käse hinter einem von zwei Schirmen versteckte, wobei die Raupe zusehen konnte und daher also wusste, wo der Käse sich befand. Wanderte sie dennoch zum anderen Schirm, zeigten die Kinder Erstaunen. Demnach, so die Studienautoren, waren die Kinder in der Lage, der Raupe Denkvermögen zuzuschreiben und sich – ausgehend von der eigenen Erwartungshaltung – vorzustellen, wie sie reagieren müsste. ral

Quelle: Surian, L. et al.: Psychol. Sci. 18 (7), 580-586 (2007).

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