Medizin

Was sind eigentlich ...Hammerund Krallenzehen?

Hammerzehen und Krallenzehen treten oftmals gemeinsam mit anderen Fuß- beziehungsweise Zehenfehlstellungen wie dem Hallux valgus und dem Spreizfuß auf. Charakterisiert werden die Hammerzehen durch die isolierte maximale Beugung des Zehs im Endgelenk, während das Typische an Krallenzehen die Überstreckung des Grundgelenks bei gebeugtem Mittel- und Zehenendgelenk ist.
Hühneraugen können sich zu schmerzhaften Begleitern von Hammer- und Krallenzehen entwickeln. Mit der Beseitigung der Fehlstellung lässt sich das Problem lösen.
Foto: SPL/Agentur Focus

Wenn sich die Zehen krümmen

Zu Beginn der Erkrankung besteht noch die Möglichkeit, den betroffenen Zeh manuell wieder in die reguläre Position zurückzuführen. Mit Voranschreiten der Erkrankung kommt es jedoch zu einer fortschreitenden Versteifung der Gelenke, wodurch die Zehe nicht mehr bewegt werden kann. Insgesamt gibt es Hammerzehen häufiger als Krallenzehen.

In sehr seltenen Fällen sind diese Zehenfehlstellungen angeboren. Am häufigsten entwickeln sich die Zehenfehlstellungen im fortgeschrittenen Alter, meist als Begleiterscheinung eines bestehenden Spreizfußes. Die chronische Fehlbelastung des Fußquergewölbes führt zu einer Reduktion der Vorfußspannung, wodurch der Fuß absinkt. Als Folge dessen weichen die Zehen auseinander und gelangen in eine Fehlstellung. Hierdurch ändern sich die Zugrichtungen der Fußmuskeln und Sehnen. Hinzukommende Muskelkontrakturen sowie die veränderten Zugverhältnisse bewirken die hammer- oder krallenähnliche Verkrümmung der Zehen. Auch Erkrankungen des Zentralnervensystems und Verletzungen an Muskeln und Nerven des Unterschenkels oder Fußes können zu derartigen Fehlstellungen führen, sind aber eine eher seltene Ursache. Auch in Verbindung mit entzündlichen Erkrankungen/chronischer Polyarthritis werden Hammer- und Krallenzehen gefunden.

Eine andere Ursache betrifft mehr die Damen als die Herren – das Tragen von unpassenden und zu engen Schuhen, verbunden mit einem hohen Absatz. Da die Zehen im Schuh keinen Platz zum Ausweichen haben, drücken sie permanent gegen die Schuhinnenseite. Durch diesen andauernden Druck bilden sich meist auch hartnäckige Hornhautschwielen (Hühneraugen, Klavus) an Zehen und Fußballen. Diese können sich entzünden und bei jedem Schritt starke Schmerzen verursachen. In seltenen Fällen luxieren die Zehen komplett aus dem Grundgelenk, wodurch eine regelrechte Funktion der Zehen nicht mehr möglich ist.

Ein Blick genügt!

Hammer- und Krallenzehen sehen so typisch aus, dass "ein Blick genügt", um die korrekte Diagnose stellen zu können. Dieser Blick kann beispielsweise auch in der Apotheke erfolgen mit anschließender Beratung zu den konservativen Therapiemaßnahmen.

Bequeme Schuhe und Orthesen entlasten

Für die Behandlung stehen konservative und operative Möglichkeiten zur Verfügung. Empfehlenswert sind auf jeden Fall bequemere Schuhe mit weicherem Leder beziehungsweise vorne offene Schuhe. Dadurch werden die Druckstellen und beginnende Fehlstellungen entlastet. Einlagen oder eine individuelle Schuhanpassung können ein Fortschreiten der Erkrankung verzögern und die Beschwerden lindern. Auch kleinere Zehenkorrektur-Orthesen können die Symptomatik deutlich verringern und den Fortschritt der Zehenfehlstellung verlangsamen. Meistens bestehen die Orthesen aus Silikon, welche eine Remobilisation der Phalangealgelenke bewirken. Leider sind diese Orthesen bei der Ärzteschaft meist unbekannt. Gezielte Beratung in der Apotheke ist in diesem Fall sehr wichtig. Die Orthese wird einfach über die betroffenen Zehen gestülpt und ist in der Regel kaum zu spüren. Auch vor Druck schützende Filzringe, Gummipolster können hier eine gewisse Hilfe bringen.

Zehengymnastik zum Erhalt der muskulären Balance, der Beweglichkeit der betroffenen Gelenke und somit Verhütung kontrakter Fehlstellung kann ebenfalls kurz- bis mittelfristig hilfreich sein.

Problem Hühneraugen

Gegen die Hühneraugen können Salicylsäure-Pflaster eingesetzt werden. Aber auch andere Salben, Cremes oder Tinkturen wie Aloe vera als Salbe oder Creme, Propolis-Tinktur oder auch die Ameisensäure (Acid. formicicum) helfen bei der Behandlung.

Allerdings werden Hühneraugen ohne eine Beseitigung der Ursache (Zehenfehlstellung und der meist zugrunde liegenden Fußfehlform) immer wieder auftreten. Pflaster oder andere Hilfsmittel allein können ein Wiederentstehen leider nicht verhindern.

Manchmal hilft nur die Operation

Ziel der operativen Behandlung ist die weitgehende Wiederherstellung der Zehenfunktion und die Beseitigung der schmerzhaften Druckstellen. Durch den Eingriff bessert sich auch das kosmetische Ergebnis. Einige operative Möglichkeiten stehen zur Verfügung.

Ist die Fehlstellung nur gering ausgeprägt, genügt die operative Verlagerung der langen Strecksehnen. Besteht die Erkrankung schon sehr lange und haben sich die Zehen stark verformt, müssen auch Anteile der Zehenknochen (Köpfchen des Mittelgliedes oder des Mittelfußknochens) entfernt werden, damit eine Begradigung der Zehe erreicht werden kann. Diese Maßnahme ist häufig nur wirkungsvoll, wenn gleichzeitig eine Sehnenverlängerung vorgenommen wird. Dadurch können Druckstellen und Hühneraugen entlastet und zur Abheilung gebracht werden. Der Eingriff kann ambulant oder stationär durchgeführt werden.

Vor der Operation sollte eine Röntgenaufnahme erfolgen. Hiermit können eine eventuell bestehende Zehenluxation oder verschleißbedingte Gelenkveränderungen nachgewiesen werden.

Quelle

Krämer J, Grifka J, Kalteis T: Orthopädie. Springer Verlag, Berlin 2004.

Hüter-Becker A, Dölken M: Physiotherapie in der Orthopädie. Thieme Verlag, Stuttgart 2004.

Dr. Ingo Blank, Gärtringen

w Internet-Tipps:

www.khwels.at/khwels/

resources/8883843253449 5031_332834731433330413.pdf

www.orthopaedie-bamberg.com/pdf/fusschirurgie.pdf

Die häufigsten Operationstechniken

Operation nach Hohmann

Das Köpfchen des Grundgliedes wird entfernt und die verkürzte Beugesehne aufgedehnt. Ein Pflasterzügelverband beziehungsweise ein im Verlauf der Zehenlängsachse eingebrachter Kirschnerdraht stabilisiert das Operationsgebiet. Dieser Draht kann nach ca. 14 Tagen entfernt werden.
Operation nach Weil

Luxationen im Bereich der Zehengrundgelenke werden durch eine verkürzende Verschiebeosteotomie der Mittelfußknochen in ihrer Stellung korrigiert. Stabilisiert wird mittels Minischrauben, die in der Regel nicht entfernt werden.
Operative Korrektur durch Beugesehnenumlenkung

Stellungskorrektur durch gelenkerhaltende Sehnenumlenkungsoperation. Dabei wird die Zugrichtung der Sehnen verändert, um die Zehenstellung zu korrigieren. Bei dieser Operation wird kein Metall zur Stabilisierung eingesetzt.
Hammerzehen oder Krallenzehen sind im Mittel- oder Endgelenk stark gebeugte Zehen, die häufig mit einer dicken Hornhautschwiele einhergehen. Gleichzeitig entsteht im Zehengrundgelenk eine Überstreckung. Die Hornhautschwiele hat Hautreizungen und Entzündungen zur Folge.

[nach www.orthopaedie-bamberg.com/pdf/fusschirurgie.pdf].

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