Arzneimittel und Therapie

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Protektive Wirkung von Valsartan bestätigt

Die zusätzliche Gabe von Valsartan (Diovan®) führte bei japanischen Patienten zu einer effektiveren kardiovaskulären Risikoreduktion als eine medikamentöse Therapie ohne den Angiotensin-Rezeptor-Blocker. Der durch Valsartan erzielte Benefit kann nicht ausschließlich durch die Blutdrucksenkung erklärt werden.

Patienten mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen profitieren von einer Therapie mit Angiotensin-II-Rezeptor-Inhibitoren. Ob diese überwiegend im Westen festgestellten Befunde auch auf die japanische Bevölkerung übertragbar sind, wurde in einer großen, multizentrischen Studie untersucht. Die Beantwortung der Frage, ob Angiotensin-Rezeptor-Blocker auch bei der asiatischen Population kardioprotektiv wirksam sind, ist von großem Interesse, da cerebrovaskuläre Erkrankungen und insbesondere Schlaganfälle in Japan häufiger auftreten als in Ländern der westlichen Welt. Eine Studie der Jikei-Universität in Tokio – die Jikei Heart Study – sollte untersuchen, ob sich unterschiedliche Therapieregime (einmal mit und einmal ohne Valsartan), die zu einer gleichen Blutdrucksenkung führen, im Hinblick auf kardiovaskuläre Ereignisse unterscheiden. Durch diesen Studienaufbau können Rückschlüsse auf mögliche kardioprotektive Wirkungen des Sartans nachgewiesen werden.

Die Untersuchung wurde als kontrollierte, multizentrische, klinische Studie mit PROBE-Desig (prospective randomized open-label blinded endpoint) durchgeführt. An ihr nahmen 3081 Japaner im Alter von 20 bis 79 Jahren teil, die an Hypertonie, koronarer Herzkrankheit und/oder Herzinsuffizienz litten. Die Probanden wurden zusätzlich zur bestehenden Therapie (u. a. mit Calciumkanal-Blockern, ACE-Hemmern, Betablockern, Diuretika, Statinen) mit täglich 40 bis 160 mg Valsartan (Diovan®) oder mit einem anderen Antihypertensivum behandelt, das nicht zur Klasse der Angiotensin-Rezeptor-Blocker gehört.

Der primäre Studienendpunkt war die Kombination aus kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität und wurde mit einer Intention-to-treat-Analyse ermittelt. Die im primären Endpunkt erfassten kardiovaskulären Ereignisse umfassten folgende Parameter: Schlaganfall, transitorische ischämische Attacken, stationäre Aufnahme aufgrund eines Herzinfarkts, Herzinsuffizienz, Angina pectoris, Aortenaneurysma, Arterienverschluss der unteren Extremitäten, Verdoppelung des Serum-Kreatininwertes oder erforderliche Dialyse. Zu Beginn der Studie wiesen die Patienten einen Blutdruck von 139/81 mmHg auf; der Zielwert wurde auf 130/80 mmHg festgelegt. Die Probanden der Valsartan-Gruppe erreichten im Lauf der Studie einen Wert von 131/77 mmHg, die Patienten der Vergleichsgruppe einen Wert von 132/78 mmHg. Das Ziel, bei beiden Gruppen gleiche Blutdruckwerte zu verzeichnen, war somit erreicht.

Vorzeitiger Studienabbruch

Die 2001 begonnene Studie wurde aus ethischen Gründen vorzeitig abgebrochen, da in der Valsartan-Gruppe signifikant weniger kardiovaskuläre Ereignisse aufgetreten waren. Während der durchschnittlichen Beobachtungszeit von 3,1 Jahren waren in der Valsartan-Gruppe 92 primäre Endpunktereignisse aufgetreten; in der Kontroll-Gruppe waren es 149. Das entspricht einer um 39% reduzierten kardiovaskulären Mortalitäts- und Morbiditätsrate unter der zusätzlichen Einnahme von Valsartan (p = 0,0002). Dieser Unterschied war in erster Linie auf eine erheblich niedrigere Inzidenz von Schlaganfällen (relative Risikoreduktion 40%; p = 0,028), Angina pectoris (relative Risikoreduktion 65%; p < 0,0001) und Herzinsuffizienz (relative Risikoreduktion 47%; p = 0,029) zurückzuführen. Bezüglich Mortalität und Verträglichkeit wurden keine Unterschiede zwischen der Valsartan- und der Kontrollgruppe festgestellt.

Kommentar weist auf Schwächen der Studie hin

Ein Kommentator lobt die umfangreiche, in dieser Art in Japan erstmalig durchgeführte Studie, weist aber auch auf ihre Schwächen hin. Bereits das Design schließe ein Bias von Seiten der behandelnden Ärzte nicht aus, was sich in der Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen niederschlagen könne. Auch sei zu beachten, dass die annähernd gleichen Blutdruckwerte in den zwei Gruppen erst nach einer gewissen Zeit erzielt wurden. Somit sei es möglich, dass der Benefit durch die Blutdrucksenkung und nicht aufgrund sonstiger kardioprotektiver Wirkungen erzielt wurde. Auf jeden Fall habe die Studie gezeigt, dass durch eine effektive Blutdrucksenkung kardiovaskuläre Risiken gesenkt werden können.

Quelle

Mochizuki B., et al.: Valsartan in a Japanese population with hypertension and other cardiovascular disease (Jikei Heart Study): a randomised, open-label, blinded endpoint morbidity-mortality study. Lancet 369, 1431-1439 (2007).

Staessen J., et al.: Sum and substance in the Jikei Heart Study. Lancet 369, 1407-1408 (2007).

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
Asiatische Population In Japan treten cerebrovaskuläre Erkrankungen und insbesondere Schlaganfälle häufiger auf als in Ländern der westlichen Welt. Daher ist es von großem Interesse, ob Angiotensin-Rezeptor-Blocker auch bei der asiatischen Population kardioprotektiv wirksam sind.
Foto: Imago

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