Aus Kammern und Verbänden

Neu in der Kammerversammlung

In seinen Grußworten stellte der Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, Lutz Engelen, in Aussicht, dass frisch approbierte Apothekerinnen und Apotheker ihre berufliche Laufbahn nicht unbedingt im gleichen pharmazeutischen Bereich abschließen werden, den sie für den Einstieg ins Berufsleben wählen, denn die Kontinuität in Bezug auf das Tätigkeitsgebiet werde abnehmen. Sich wandelnde Strukturen im Gesundheitswesen erfordern eine größere Flexibilität sowie eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Berufsbildes. Engelen dankte den Referenten, von denen die meisten das "Forum Beruf" schon seit mehreren Jahren mit gestalten und sich die Zeit nehmen, dem pharmazeutischen Nachwuchs Rede und Antwort zu stehen.

Für die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft begrüßte Juniorprofessorin Dr. Nora Urbanetz die Pharmaziestudierenden und stellte ihnen die seit 1890 bestehende, heute 8000 Mitglieder zählende wissenschaftliche Gesellschaft näher vor.

In fünfminütigen, sehr praxisnahen und anschaulichen Kurzpräsentationen berichteten acht Apothekerinnen und Apotheker und ein Hochschullehrer aus sieben verschiedenen pharmazeutischen Tätigkeitsfeldern.

Offizinpharmazie mit Zusatzqualifikationen

Den Auftakt machten Elisabeth Thesing-Bleck, angestellte Apothekerin und Vizepräsidentin der Apothekerkammer Nordrhein, und Manfred Krüger, Apothekenleiter und Landesbeauftragter Pharmazeutische Betreuung der Apothekerkammer Nordrhein. Als großes Plus der Offizinpharmazie und des Apothekerberufs insgesamt hob Thesing-Bleck hervor, dass er eine äußerst flexible Anpassung an individuell sich ändernde Lebensumstände ermögliche. In kaum einem anderen Beruf mit Hochschulausbildung seien Tätigkeitsort, Tätigkeitsumfang und -zeitrahmen ähnlich variabel. Hinzu komme im Gebiet Offizinpharmazie, dass ein Arbeitsplatzwechsel auch in späteren Abschnitten des Berufslebens in aller Regel unproblematisch ist, weil die Betriebe ähnlich strukturiert und damit die Tätigkeitsabläufe gleichartig sind.

In Bezug auf mögliche Zusatzqualifikationen verwies Thesing-Bleck auf die Weiterbildung sowie ergänzende Zusatzbezeichnungen wie Ernährungsberatung, Naturheilmittel und Homöopathie, Onkologische Pharmazie. Weiterhin nannte sie die Angebote der Universitäten in Klinischer Pharmazie, die Public-Health-Studiengänge sowie den PharmD-Studiengang, ein Fern-Aufbaustudium an der Universität Florida in Kooperation mit den Apothekerkammern Bayern und Nordrhein.

Chancen der Pharmazeutischen Betreuung

Manfred Krüger legte den Schwerpunkt seines Referates auf die Pharmazeutische Betreuung. Er berichtete, dass das britische Gesundheitsministerium die dortige Standesvertretung der Apotheker aufgefordert habe, Konzepte vorzulegen, wie sie sich intensiver in die Therapie chronisch kranker Menschen einbringen könnten. Nach seiner Einschätzung könnten Apotheker einen größeren Beitrag zur Optimierung von Medikationen und zur Senkung von Kosten leisten. Das Präventionsgesetz werde den Apothekern das neue Betätigungsfeld des Präventionsmanagements eröffnen. Mit Hilfe der elektronischen Gesundheitskarte könnten sie in Zukunft den Patienten umfangreichere Serviceleistungen beim Medikationsmanagement anbieten. Die Bedeutung der Selbstmedikation nehme weiter zu; hier habe die öffentliche Apotheke gegenüber Telefonhotlines oder Call Centern den entscheidenden Vorteil des persönlichen Kontaktes. Im persönlichen Beratungsgespräch öffne sich der Patient eher und könne gezielter beraten werden.

Abschließend berichtete Krüger von seinen Erfahrungen im Qualitätszirkel Diabetes in Krefeld. Dort werden Fälle analysiert und optimiert, sodass bis zu 20% der Kosten eingespart werden können.

Krankenhaus und Pharmazeutische Industrie

Dr. Christian Franken, Leiter der Krankenhausapotheke des Universitätsklinikums Düsseldorf, stellte das vielseitige Profil des Krankenhausapothekers vor. Es umfasst die Logistik von Arzneimitteln und Medizinprodukten, die Arzneimittelinformation, die Herstellung von z. B. Zytostatika oder Antiinfektiva, die Pharmazeutische Analytik, den strategischen Einkauf, das Controlling, die Unterstützung bei der Durchführung klinischer Studien und Stationsprojekte. Eine Promotion sei immer dann von Vorteil, wenn das Promotionsthema zum Tätigkeitsgebiet Krankenhausapotheke passt.

Dr. Andreas Ohm, Bayer HealthCare AG, gab einen Überblick über die Haupttätigkeitsfelder in der Pharmazeutischen Industrie: Arzneimittelentwicklung, Arzneimittelzulassung und Arzneimittelproduktion. Zu den empfohlenen, zusätzlichen Qualifikationen gehören Teamfähigkeit, Effizienz und Strukturierungsvermögen, um Ziele unter Zeitdruck erreichen zu können, sowie (insbesondere in den Bereichen Arzneiformenentwicklung und -analytik und Pharmakokinetik) eine Promotion. Gute Englischkenntnisse sind in international agierenden, größeren Unternehmen unerlässlich. In der Pharmazeutischen Industrie gebe es auch Tätigkeiten in Teilzeit, jedoch nicht in Leitungspositionen.

Behörden, Bundeswehr, Krankenkasse

Kreispharmaziedirektor Heinrich Lauf erläuterte die Berufschancen bei den Behörden und sprach insbesondere über die Aufgaben der Amtsapotheker in Nordrhein-Westfalen. Eine Promotion oder ein zusätzliches Studium der Lebensmittelchemie seien für dieses Gebiet nicht erforderlich. Eine dreijährige Weiterbildung zum Fachapotheker für Öffentliches Gesundheitswesen sollte dagegen berufsbegleitend absolviert werden. Zu den Aufgaben der Amtsapotheker gehören u. a. die Erteilung von Apothekenbetriebserlaubnissen, die Genehmigung von Versorgungsverträgen für die Arzneimittelversorgung von Krankenhäusern und Heimen, die Inspektion von Apotheken, Krankenhäusern, Arztpraxen etc., das Schreiben von Gutachten, der Vorsitz bei PTA-Prüfungen und sozialpharmazeutische Fragestellungen, z. B. die Erhebung von Daten zum Arzneimittelverbrauch.

Oberfeldapotheker Thomas Bertelmann stellte den Bereich Bundeswehrpharmazie vor. Die Tätigkeiten einer Apothekerin oder eines Apothekers als Sanitätsoffizier in der Bundeswehr decken das gesamte Spektrum der Pharmazie ab, insbesondere die Bereiche Arzneimittelabgabe und Arzneimittelinformation, aber auch Arzneimittelentwicklung, -herstellung und -prüfung sowie alle Aufgaben der Klinischen Pharmazie. Zusätzlich erfüllen Apotheker in der Bundeswehr Aufgaben der lebensmittelchemischen Überwachung und übernehmen als Logistiker des Sanitätsdienstes die Verantwortung für die Versorgung mit Arzneimitteln und Medizinprodukten, bis hin zu Einsätzen im Ausland. Wer sich für eine pharmazeutische Tätigkeit bei der Bundeswehr interessiert, sollte Neugierde und die Bereitschaft zum Blick über den Tellerrand mitbringen. Eine Tätigkeit in Vollzeit ist die Regel, eine Teilzeitbeschäftigung jedoch nicht unmöglich.

Dr. Anette Zawinell vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Bonn gab einen Überblick über die beruflichen Perspektiven in den Institutionen des Gesundheitssystems und berichtete insbesondere über Forschungsbereiche und arzneimittelbezogene Projekte des WIdO. Wer sich für eine Tätigkeit im Bereich Gesundheitspolitik interessiert, sollte Struktur und Funktionsweise des Gesundheitssystems kennen, keine Angst vor großen Datenmengen haben und gern interdisziplinär arbeiten. Eine Promotion sei nicht Voraussetzung. Zusätzliche Qualifikationen z. B. in Statistik oder ein Public-Health-Studiengang erleichtern den Einstieg.

Hochschulpharmazie

Abschließend referierten Prof. Dr. Joachim Jose und die Doktorandin Caroline Kablitz, beide Universität Düsseldorf, über die Chancen in der Wissenschaft. Jose empfahl, eine Promotionsarbeit nicht halbherzig anzugehen. Sie erfordere Disziplin und Ausdauer. Wer zuvor bereits eine Diplomarbeit angefertigt hat, könne besser einschätzen, was im Rahmen einer Doktorarbeit auf ihn zukommt. Ein Auslandsaufenthalt sei sehr zu empfehlen, egal ob vor, während oder nach dem Promotionsstudium. Kablitz ergänzte, dass eine Doktorarbeit über die zusätzliche berufliche Qualifikation hinaus auch eine große persönliche Bereicherung sei.

Anschließend nutzten die Studierenden ausgiebig die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit den Referenten. Die Folien der Kurzpräsentationen und weitere Informationen zu pharmazeutischen Tätigkeitsbereichen befinden sich auf der Website der Apothekerkammer Nordrhein (siehe Kasten).

Dr. Sabine Viefhues E-Mail: s.viefhues@aknr.de

Frau Katrin Schlünsen ist aus der Kammerversammlung der Apothekerkammer Niedersachsen ausgeschieden. Nachfolgerin ist Frau Monika Holdgrün-Fabian, Hannover, Gruppe "Frischer Wind für die Pharmazie", Wahlkreis I Hannover – Nichtselbstständige.

Folien der Kurzpräsentationen:
www.aknr.de, Rubrik Forum Beruf, Veranstaltung "Forum Beruf"
Interviews mit Apothekern außerhalb der klassischen Tätigkeitsfelder:
www.aknr.de, Rubrik Forum Beruf, Tätigkeitsfelder

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