Kommentar
In diesem Jahr war er wieder da, ein Antrag, der schon früher, in den achtziger Jahren, gestellt worden war: die Aufforderung zur Gründung eines Instituts oder einer Stiftung zur Bewertung von Arzneimitteln. In diesem Jahr stellte die Landesapothekerkammer Brandenburg den Antrag, die Hauptversammlung möge die Gründung einer Stiftung "Arzneimitteltest deutscher Apotheker" zur Bewertung von Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln beschließen. Super! Endlich! Nur leider schnellschussartig formuliert und damit fand der an und für sich tolle Antrag, knapp an der Ablehnung vorbei, seinen Weg nur in einen Ausschuss. Was hoffentlich nicht einer "Beerdigung erster Klasse", wie es so schön heißt, gleichkommt. Denn der Inhalt dieses Antrags könnte nach meiner Einschätzung zukunftsweisend sein. Oder anders gesagt: Hätten wir eine solche Stiftung schon in den achtziger Jahren aufgebaut, hätten wir heute in der Bevölkerung und in den Medien womöglich ein anderes Image.
Wenn es heute um die Bewertung von Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmittel geht, wenden sich die Medien an die Stiftung Warentest, an Ökotest oder an die einschlägig bekannten, von den Medien ernannten Arzneimittelkritiker wie Schönhöfer und Glaeske, die einer bestimmten ideologischen Richtung zuzuordnen sind. Hier fehlt eindeutig unsere Stiftung. Wir bezeichnen uns selbst als Arzneifachleute, wir reklamieren für uns die Arzneimittelbewertung, -information und -beratung. Aber wir trauen uns nicht, mit unserer Bewertung an die Öffentlichkeit. Das muss sich ändern. Von wem soll eine fachgerechte und neutrale Bewertung denn sonst kommen wenn nicht von uns Apothekern? Es gäbe keine bessere Öffentlichkeitsarbeit.
Schade nur, dass der Antrag so formuliert war, dass sofort die Gründung beschlossen werden sollte. Dazu kann die Hauptversammlung nicht in der Lage sein. Denn um eine Gründung zu beschließen, sollte man sich vorher schon Gedanken gemacht haben, wie eine solche Stiftung aufgebaut ist, wie sie finanziert wird, welches Konzept sie verfolgt, wie sie arbeiten soll. Man hätte sich überlegen müssen, ob bereits vorhandene Strukturen integriert oder umfunktioniert werden könnten. So besitzen wir beispielsweise das DAPI, das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut, das in seiner Satzung Aufgaben enthält, die bereits in die Richtung einer Arzneimittelbewertung gehen, aber das heute andere Aufgaben wahrnimmt. Es wäre besser gewesen, eine Arbeitsgruppe oder einen Ausschuss zu fordern, der die Gründung einer solchen Stiftung vorbereiten soll.
Wie auch immer – ich halte den Aufbau einer Institution zur Bewertung von Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln für uns Apotheker für zukunftsweisend, ja fast überlebenswichtig, wenn wir die Arzneimittelfachleute bleiben wollen. Diese Stiftung muss kommen! Sie muss sich rasch bei allen Medien und in der Politik einen Namen machen, damit keiner, der etwas zur Bewertung eines Arzneimittels wissen möchte, daran vorbei kommt. Gerade im Dschungel der Nahrungsergänzungsmittel brauchen die Öffentlichkeit, aber auch wir Apotheker selbst, einen Kompass: die Stiftung Arzneimitteltest deutscher Apotheker. Dieser Antrag darf nicht im Ausschuss sterben.
Peter Ditzel
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