Deutscher Apothekertag 2007

Expopharm-Eröffnung

Der Andrang bei der Expopharm 2007 hat nach Angaben des Veranstalters, der Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker (WuV), alle Erwartungen übertroffen. Laut WuV kamen über 26.000 Gäste aus dem In- und Ausland, erwartet worden waren rund 25.000 Besucher.

Rabattverträge bereiten Bauchschmerzen

(ghb). Die Eröffnungsveranstaltung der Expopharm 2007 nutzten die Redner von Verbänden und Industrie zu einer gesundheitspolitischen Standortbestimmung. Dabei war die Kritik an den Rabattverträgen der gemeinsame Nenner.

Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Hermann S. Keller, bezichtigte die AOK des Spiels mit falschen Zahlen: Nach wie vor gibt es Lieferengpässe bei den Rabattarzneimitteln, betonte Keller. Gleichzeitig behauptet die AOK allerdings öffentlich, dass die Lieferfähigkeit der Vertragsarzneien bei 100% liegt (siehe: www.aok-rabattpartner.de). Wenn 11 AOK-Rabattpartner behaupten, voll lieferfähig zu sein, sage das nichts darüber aus, ob Großhandel und 21.500 Apotheken am Ende auch beliefert werden, so der DAV-Chef.

Was die Apotheker fordern

Welche Schritte der DAV jetzt ergreifen will, machte Keller konkret. Er forderte:

  • Eine Abgabegebühr und Kostenersatz für EDV-Leistungen,
  • eine Quotenregelung für Akutarzneimittel, besonders für den Notdienst,
  • pro Wirkstoff die Auswahl zwischen mindestens drei Herstellern,
  • indikationsgerechte Auswahlmöglichkeiten,
  • angemessene Übergangsfristen bei der Neuausschreibung der Verträge.

Ein weiteres Ärgernis der Rabattverträge ist für Keller die Geheimhaltung der Rabattergebnisse. So weist die GKV für das erste Halbjahr 2007 einen Anstieg der Arzneimittelkosten von 5,2 Prozent aus. Die Hälfte davon geht auf das Konto der Mehrwertsteuererhöhung. Ob die andere Hälfte wirklich von den Kassen bezahlt wird, liegt im Dunkeln. Diese Zahlen beinhalten nicht die Kostenersparnis durch die Rabattverträge, die die Kassen unter Verschluss halten, empörte sich Keller.

Angriff auf die Compliance

Den Vorsitzenden des Arzneimittelherstellerverbandes BAH, Hans-Georg Hoffmann, graust es bereits vor der nächsten Stufe der Rabattverträge. Wenn am 1. Januar die Krankenkassen im Zuge der neuen Ausschreibung die Anbieter wechseln, werden Patienten, die ohnehin nicht mehr ihr gewohntes Medikament erhalten, wiederum umgestellt werden müssen. Gerade bei älteren Patienten sei dies ein Angriff auf die Compliance.

Sparen ohne Belohnung

Dass diese Umstellung einen gestiegenen Erklärungs- und Beratungsbedarf mit sich bringt, erläuterte der Vorsitzende des Großhandelsverbandes PHAGRO, Dr. Thomas Trümper. Ohne vernünftigen Dialog mit Großhandel und Apothekern seien die Verträge zustande gekommen, kritisierte Trümper. Wer den Mehraufwand hat, ist für den PHAGRO-Chef klar: Die Apotheker und die anderen Leistungserbringer im Gesundheitswesen ermöglichen die Einsparungen der Kassen durch mehr Leistung, ohne an den Erfolgen der Sparmaßnahmen beteiligt zu werden – die erwähnte Geheimhaltung der Sparerfolge macht es möglich.

Verstoß gegen Kartellrecht

Dass die Rabattverträge künftig nicht mehr so ausgeschrieben werden können wie bisher, erläuterte Prof. Dr. Michael Habs, Vorstandsmitglied des Industrie-Bundesverbandes BPI. Ab der Schwelle von 211.000 Euro müssten die Verträge nach geltendem Kartellrecht europaweit ausgeschrieben werden. Für einen fairen Wettbewerb im Gesundheitswesen forderte der BPI-Vorstand, die Gesetzlichen Krankenkassen in echte Unternehmen umzuwandeln.

Zusätzlich zum fehlenden Wettbewerb der Kassen werde der (durch die Rabattverträge mit initiierte) Verdrängungswettbewerb der Arzneimittelhersteller die Situation der GKV noch verschärfen. Kurzfristig mögen die Rabatte die Preise senken, doch wird ein unter wenigen Herstellern aufgeteilter Markt in Zukunft zu steigenden Preisen führen, prophezeite Habs.

Dubioser Off-Label-Einsatz

Das chaotische Durcheinander von Überregulierung und freiem Markt im Gesundheitswesen kritisierte auch Dr. Peter Maag vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA). Dafür seien die Rabattverträge ebenso Beleg wie die neue Praxis der Krankenkassen, Medikamente im Off-Label-Use zu erstatten und ein erprobtes Originalpräparat damit de facto aus dem Markt zu drängen. Für kommende Zeiten solle die Apotheke aber keine Furcht vor neuen Wegen haben, so Maag. Denn dafür seien die deutschen Pharmazeuten bestens gerüstet.

Deutlich mehr Besucher

Bei der Eröffnung zeigte sich der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Keller, zufrieden mit den Zahlen. So stellten in diesem Jahr 471 Aussteller auf über 22.000 Quadratmetern ihre Produkte rund um die Pharmazie und die Gesundheitsindustrie aus. Damit lag die Expopharm zwar bei den Ausstellern unter den Zahlen des Vorjahres (493 Hersteller). Allerdings sind die rund 26.000 Besucher eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr (20.000). Die Messe ist die wichtigste pharmazeutische Ausstellung in Deutschland.

| 4498 | Deutsche Apotheker Zeitung | 147. Jahrgang

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