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Fremdbesitz
Regulierte Deregulierung
DÜSSELDORF (diz). Die der Pharmagroßhandlung Gehe nahestehenden ISA-Apotheker (acht Mitglieder) rufen zu einer Apothekerinitiative auf: Unter dem Slogan "Arzneimittel aus erster Hand" fordern sie die Einführung einer staatlich regulierten Zulassung für Apotheken. In einer Pressekonferenz am 26. Oktober in Düsseldorf stellten sie ihre Kampagne der Öffentlichkeit vor.
Die ISA-Gruppe (Bundesverband zur Förderung der innovativen inhabergeführten Serviceapotheken Deutschlands) geht davon aus, dass das Fremdbesitzverbot fällt. Dies könnte, so ihre Ansicht, wildwest-ähnliche Strukturen nach sich ziehen, wenn Anbieter wie Drogeriemärkte und Discounter in den Arzneimittelmarkt einsteigen. Deshalb sprechen sie sich für eine "regulierte Deregulierung" aus: Wenn Fremdbesitz möglich ist, soll die Niederlassungsfreiheit abgeschafft werden, die Zulassung von Apotheken sollte dann kontrolliert erfolgen, vergleichbar mit dem bedarfsorientierten Zulassungssystem bei Ärzten und Krankenhäusern. Um dieses Ziel zu erreichen, will man mit der Kampagne "Arzneimittel aus erster Hand" (www.arzneimittel-aus-erster-hand.de) die öffentliche Meinungsbildung in diese Richtung beeinflussen. Zur Unterstützung dieser Vision präsentierten André Blümel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Gehe Pharma Handel GmbH, und Dr. Werner Gajewski, Apotheker und ISA-Sprecher, die Ergebnisse einer Online-Befragung von Verbrauchern. 93% der Befragten sprechen sich dafür aus, dass auch in Zukunft Arzneimittel in die Apotheke gehören, Nur 13% können sich Arzneimittel auch in der Drogerie vorstellen, 3% sogar im Lebensmitteleinzelhandel.
Blümel verwies auf das in seinem Haus erstellte "White Paper", das ein Szenario beim Fall des Verbots aufzeigt. Die Zulassung des Fremdbesitzes, so das Papier, würde eine Deregulierung des Marktes nach sich ziehen: steigende Anzahl von Apotheken, Eintritt finanzkräftiger Unternehmen in den Markt, Zunahme der Apotheken in Ballungsgebieten, Ausdünnung auf dem Lande, Anstieg der Arzneimittelkosten durch Apothekenzunahme, Wertvernichtung bestehender Apotheken. ISA/Gehe setzen sich dafür ein, einer unkontrollierten Einführung von Fremd- und Mehrbesitz entgegenzutreten, indem die Zulassung von Apotheken kontrolliert erfolgt. Gehe/Celesio denken dabei an ein Zulassungssystem, wie es in Großbritannien seit Jahrzehnten funktioniert. Celesio muss es wissen, immerhin betreibt das Unternehmen auf der Insel über 1500 Apotheken und scheint damit gut zu fahren. Man hat ein solches Zulassungssystem für Deutschland bereits rechtlich überprüfen lassen. Auch nach dem Apothekerurteil des Bundesverfassungsgerichts von 1958 sei ein solches System zulässig, wie der Staatsrechtler Professor Rupert Scholz festgestellt habe.
Angesichts der Tatsache, dass Celesio den Fremdbesitz möchte und vorantreibt, erscheint die Initiative seltsam. Warum setzt man sich nicht dafür ein, den Fremdbesitz zu verhindern? Selbst wenn die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs den Fremdbesitz brächte, bedeutete dies nicht, dass am nächsten Tag dm, Schlecker, Rewe und Rossmann Apotheken eröffnen dürften. Die Bundesregierung machte deutlich, dass sie genau die – von Gehe erwarteten – chaotischen Verhältnisse durch ausreichend lange Übergangsfristen verhindern wolle. Dann erst wäre es der richtige Zeitpunkt, Überlegungen für ein Zulassungssystem oder andere Regulierungsmaßnahmen anzustellen. Jetzt mutet eine Initiative "Arzneimittel aus erster Hand" eher an, als wolle man Fakten schaffen in Richtung Mehrbesitz und dann bitte so, dass unsere großen Großhändler nicht in Wettbewerb mit Discountern und Drogeriemärkten treten müssen. Vielleicht formuliert man den Slogan auch um zu "Arzneimittel aus einer Hand", vom Hersteller über den Großhändler bis hin zur Apotheke – alles aus einer Hand.
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