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Deutscher Apothekertag 2007
Lagebericht
Die Politik, so Wolf, hat Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland seit 2004 beim Verkauf und Einkauf konsequent preisneutral gestellt. Damit kann in deutschen Apotheken die Beratung unabhängig vom Packungspreis stattfinden. Der Preiswettbewerb finde da statt, wo die Preise gemacht werden, also zwischen Hersteller und Krankenkassen. Die Apotheker sind von der Politik bewusst in den Qualitätswettbewerb geschickt worden. Und darin sieht Wolf auch die Stärken der Apothekerschaft. "Wir sind", so Wolf, "keine 100%igen Kaufleute und erst recht keine Kapitalmaximierer für Großkonzerne".
Vehement wehrte Wolf sich gegen die Fremdkapitalisierung, gegen Versandhandel und Arzneimittelbelieferung beispielsweise durch Drogeriemärkte.
Wenn man Zustände wie in Norwegen und England verhindern wolle, müsse man die Industrialisierung der Arzneimittelversorgung unterbinden. Es könne nicht sein, dass 90% der Arzneimittelversorgung durch vertikale Konzernzusammenschlüsse abgebildet werden, die dann vorrangig konzerneigene Produkte verkaufen würden. Und es könne ebenso wenig sein, dass der Staat auf der einen Seite Versorgungsoligopole zulässt, mit dem Anspruch Kosten zu senken, um dann aber hinten herum die aussterbende Arzneimittelversorgung an nicht lukrativen Standorten zu subventionieren.
PharmazeutischeMehrwertleistungen
Information und Beratung, Nacht- und Notdienst, Rezepturen, soziale Kompetenz und persönliche Verantwortung führte Wolf als Beispiele für pharmazeutische Mehrwertleistungen an, die weder vom Versandhandel noch von Drogeriemärkten zu erbringen sind. Politik, Versicherte, Kostenträger und Leistungsanbieter könnten sich in Deutschland nicht nur auf eine ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung, sondern auch auf die funktionierende Selbstverwaltung der Apothekerschaft verlassen. Exemplarisch für die Konzepte, mit denen die Apotheker ihre Leistungen nach außen erfahrbar machen wollen, nannte Wolf die Bereiche Qualitätssicherung, diskrete Beratung und Prävention. Dass das System der Qualitätssicherung und Selbstverwaltung greift, zeige der aktuelle Zytostatika-Vorfall. Schließlich sei es die Apothekerschaft gewesen, die zur Aufklärung aktiv beigetragen hat. Und falls sich herausstellen sollte, dass aktiv betrogen worden sei, dann sei ein Berufsverbot die konsequente Folge.
Rabattverträge: Maximale Flexibilität
Vor dem Hintergrund der Rabattvertragsproblematik verwies Wolf darauf, dass nicht nur Apotheker dem Gemeinwohl verpflichtet seien, auch die Krankenkassen hätten den Auftrag, den Versicherten zu dienen. Im Jahr 2008 dürften sich die Startprobleme auf keinen Fall wiederholen. Dort, wo Lieferprobleme bestehen, müssen Apotheker die maximale Flexibilität erhalten. Die Kassen sollten nur solche Rabattpartner wählen, die auch die Versorgung der Patienten am Tage der Verordnung garantieren können. Zudem sei es in erster Linie Aufgabe der Hersteller und Krankenkassen, die Patienten über ihre Rabattvertragsregelungen zu informieren. Darüber hinaus forderte er eine angemessene Vergütung der Apotheker für den durch die Rabattverträge entstandenen Mehraufwand. Und nicht zuletzt forderte Wolf dazu auf, den pharmazeutischen Sachverstand der Apotheker von vorneherein bei der Ausgestaltung der Rabattverträge mit einzubeziehen. Wirklich Sinn machen Rabattverträge nach Ansicht Wolfs erst bei vorgegebener Wirkstoffverordnung. Dieses Vorgehen, flankiert von Zielpreisvereinbarungen, würde sowohl die Krankenkassen entlasten, eine optimale Patientenversorgung sicherstellen und die Vielfalt der Hersteller bewahren.
Probleme auf EU-Ebene …
Wolf beklagte, dass es zu viele nationale Regelungen geben würde, die nicht aufeinander abgestimmt seien. Erschwerend komme hinzu, dass die EU-Kommission ihre Liberalisierungsbestrebungen forciert. Das zeigen die anhängigen und anstehenden Verfahren zum Fremdbesitzverbot gegen Deutschland, Italien, Österreich, Spanien und Frankreich. Er verwies darauf, dass viele weitere EU-Mitgliedstaaten und auch die Bundesregierung das geltende Fremdbesitzverbot mit guten Gründen für europarechtskonform halten. Eine Entscheidung in dieser Frage wird nicht vor Ende 2008 erwartet, politischer Handlungsbedarf besteht nach Meinung Wolfs nicht und vorauseilender Gehorsam sei nicht erforderlich.
… und nationaler Ebene
Politischen Handlungsbedarf sieht Wolf hingegen beim Versandhandel. Die Einführung des Versandhandels auch von rezeptpflichtigen Arzneimitteln im Jahr 2004 ist nicht die Folge einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs, sondern ist durch die rot/grüne Bundesregierung zu verantworten. Dieser Versandhandel ermöglicht es jetzt interessierten Kreisen, die Apothekenbetriebsordnung zu umgehen und den Systembruch einzuleiten. Als schlechtestes Beispiel nannte Wolf die Arzneimittelabgabe in dm-Märkten. Er forderte die Politik auf, die Initiative des nordrhein-westfälischen Ministers Karl Josef Laumann zu unterstützen, der den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verbieten möchte. An die Adresse der FDP richtete er den Appell, endlich Farbe zu bekennen, ob sie den mittelständischen Freiberufler oder den mit ausländischen Versandhändlern kooperierenden Discounter unterstütze.
Apotheken-A stärken
Der Apotheker hat die Pflicht, die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Die genauen Kriterien einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung gibt die Apothekenbetriebsordnung vor. Wolf verwies darauf, dass der Gesetzgeber zu Recht mit der Apothekenbetriebsordnung die Messlatte recht hoch gelegt hat. Das, was die Apotheke leistet, soll deutlicher beim Namen genannt werden. Eine verstärkte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit soll dazu ebenso beitragen wie eine bessere Verzahnung zwischen ABDA, Kammern, Verbänden bis hin zu Apotheken und ihren Mitarbeitern. Vor allem soll das Apotheken-A in der öffentlichen Wahrnehmung gestärkt werden.
du
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