Gastkommentar
Dieser Apothekertag vermittelte den Eindruck, Apotheken wären Ein-Mann- bzw. Ein-Frau-Unternehmen. Der leitende Apotheker macht alles: Er berät, er fährt Medikamente aus und er kümmert sich um die Berufs- und Gesundheitspolitik. Dass in der Realität die Beratung in den meisten Fällen von MitarbeiterInnen geleistet wird, wurde nicht weiter beachtet. Das spiegelte sich auch darin, dass die ABDA bei der Düsseldorfer Erklärung – mit der die Bundesregierung aufgefordert wird, die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel zu senken – die Interessenvertretung der MitarbeiterInnen nicht mit ins Boot zieht. Hält die ABDA denn angestellte ApothekerInnen, PI, PTA und PKA nicht für politisch interessiert genug, um solch eine Forderung zu unterstützen? ADEXA hat eine Senkung auf den ermäßigten Steuersatz von 7% schon wiederholt in den (Fach)Medien gefordert. Warum verzichtet man also auf einen Mitstreiter, der die Interessen von 120.000 Angestellten vertritt? Das ist zum einen taktisch unklug: Je breiter die Basis der Unterstützer, desto größer ist doch das Gewicht gegenüber der Politik.
Zum anderen ist es auch für die Motivation der MitarbeiterInnen schädlich. Bei den Demonstrationen vor knapp einem Jahr gegen die Gesundheitsreform hat man noch den Schulterschluss mit den Angestellten gesucht. Damals kam Hoffnung auf, dass sich auch auf Dauer ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen ABDA und ADEXA entwickeln könnte. Die Erfahrungen aus Düsseldorf sprechen deutlich dagegen. Wer aber die Zukunft der öffentlichen Apotheke aktiv gestalten will, der darf die Mitarbeiter nicht nach Gutsherrenmanier behandeln.
Außerdem fiel auf: Immer, wenn es um konkrete Vorschläge ging, die heilberufliche Kompetenz aufzuwerten, wurden die Anträge in Ausschüsse verwiesen oder gar abgelehnt. Diese Signale sind in einer so kritischen Situation wie heute fatal.
Positiv war immerhin, dass mit Sina Heintz, der Präsidentin des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden (BPhD), eine Vertreterin des pharmazeutischen Nachwuchses auf dem Podium vertreten war – und eine Frau, denn die sind auf den Apothekertagspodien nach wie vor unterrepräsentiert.
Ellen Oetterer, Apothekerin,
ADEXA Gesamtvorstand
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