Kommentar
Für eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung
Im ersten Arbeitskreis wurde neben Information und Beratung, Prävention und Rezepturen auch über pharmazeutische Dienstleistungen für ältere und multimorbide Patienten gesprochen. Wir alle wissen um den demographischen Wandel in Deutschland mit all seinen Folgen. Doch an das Lebensende mag keiner denken. Um die Prävention reißen sich viele Beteiligte im Gesundheitssystem. Darüber wird viel und gern geredet, weil es populär ist, so schön nach Gesundheit und Wohlergehen klingt, jeder mitreden kann – manch einer hofft auch, viel Geld damit zu verdienen. Der Palliativbereich dagegen ist ein leiser, ein stiller, über den niemand gern spricht. Aber wir alle wissen, dass in unserer Gesellschaft die Zahl der Älteren zunimmt – und sterben müssen wir auch alle. Wünscht sich nicht jeder, in Würde und möglichst schmerzfrei zu sterben? Auch der Gesetzgeber hat die Bedeutung der Palliativmedizin erkannt: Seit dem Inkrafttreten der Gesundheitsreform am 1. April 2007 haben alle Versicherte einen Anspruch auf eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung. Es sollen sogenannte Palliative-care-Teams erstellt werden. Diese multiprofessionellen Teams aus ärztlichem und pflegerischem Personal sollen es unheilbar erkrankten Menschen ermöglichen, bis zuletzt zu Hause leben zu können. Die Leistung dürfen niedergelassene Vertrags- und Krankenhausärzte verordnen. Dass sich Apotheker in diesem Bereich verstärkt einbringen sollen, darauf zielten zwei Anträge in der Hauptversammlung ab. Es gilt die Lebensqualität und die Selbstbestimmung schwerstkranker Menschen zu verbessern und ihnen ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung zu ermöglichen. Hierzu bedarf es einer differenzierten medikamentösen Therapie und intensivierter pharmazeutischer Betreuung. Dies umfasst Sicherstellung der gesamten ambulanten Infusionstherapie rund um die Uhr, künstliche Ernährung, eine invasive Schmerztherapie inklusive der dazu benötigten Medizintechnik. Alle benötigten Arzneimittel und Infusionsregime müssen aufeinander abgestimmt und auf Wechselwirkungen und Kompatibilität überprüft werden. Hier kann und sollte sich der Apotheker als kompetenter und unabhängiger Arzneimittelfachmann einbringen, um Schwerkranken und ihren Angehörigen zu helfen. Umso mehr sind die Aktivitäten der LAK Hessen zu begrüßen, in die Aus- und Weiterbildung der Apotheker das Gebiet der Palliativmedizin mit aufzunehmen, denn sich in der Palliativmedizin verstärkt zu engagieren ist meiner Meinung nach längst überfällig.
Carolina Kusnick
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