Randnotiz
Im Dunkeln munkeln
Preisfrage: Wie viel geben die gesetzlichen Krankenkassen in diesem Jahr für Arzneimittel aus? Nobody knows. Denn niemand weiß: Wie hoch sind die Rabatte, auf die sich die Kassen mit den Herstellern im Rahmen der ungezählten Rabattverträge nach § 130a Abs. 8 SGB V verständigt haben?
Die Listenpreise im "Lauer" und die gesetzlichen Abschläge spiegeln, wo ausgehandelte Rabattverträge greifen, nicht die wirklichen Arzneimittelausgaben der Kassen wider. Ohne Berücksichtigung der frei ausgehandelten Rabatte sind die ausgewiesenen Arzneimittelausgaben der GKV Luftbuchungen. Fehlt nur noch, dass Kassen und Politik auf der Basis dieser Luftbuchungen über Arzneimittelausgaben klagen und weitere Kostendämpfungsmaßnahmen fordern.
Dass eine Kasse die ausgehandelten Rabatte ungern öffentlich macht, ist allerdings nicht ganz unverständlich. Solange nicht alle Kassen in diesem Sinn die Hosen runter lassen, verschlechtert die Kasse, die nicht im Dunkeln munkeln will, ihre Wettbewerbsposition. Trotzdem: Es gibt ein berechtigtes öffentliches Interesse zu wissen, wie viel die GKV für Arzneimittel ausgibt. Eine Minimallösung wäre: Die Kassen werden verpflichtet werden, ihre Einsparungen im Gefolge der Rabattverträge bei einem Ombudsmann oder Notar zu melden, der verpflichtet wird, nur die Summe der Einsparungen und keine Informationen über einzelne Kassen herauszugeben. Besser aber wären detailliertere Informationen. Denn wir sollten uns nichts vormachen: Die totale Intransparenz der Rabattverhandlungen und ihrer Ergebnisse öffnet Mauscheleien Tür und Tor. Auch den Krankenkassenmitarbeitern sollte daran gelegen sein, dass sie gar nicht erst in Verdacht kommen können. ABDA-Präsident Wolf verdient also volle Unterstützung, wenn er mit Blick auf die Rabattverträge mehr Transparenz fordert.
Klaus G. Brauer
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