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DAZ aktuell
Arzneiverordnungs-Report
Erfolgreiche Konsolidierung im Arzneimittelmarkt
BERLIN (ks). Auch in diesem Jahr kommt der Arzneiverordnungs-Report (AVR) zu dem Ergebnis, dass im GKV-Arzneimittelmarkt ein milliardenschweres Einsparpotenzial steckt. Doch es ist im vergangenen Jahr erneut gesunken. Die AVR-Autoren schreiben die positive Entwicklung vor allem den Wirkungen des Arznei-Spargesetzes AVWG zu. Sorgen bereitet ihnen aber die künftige Bezahlbarkeit von Innovationen. Vor allem der Fall des hochpreisigen Präparates Lucentis ist ihnen ein Dorn im Auge – damit haben sie die Bundesgesundheitsministerin und die Krankenkassen auf ihrer Seite.
Die Arzneimittelausgaben sind 2006 lediglich um 1,8 Prozent auf 25,9 Mrd. Euro gestiegen. Im Vorjahr lag das Plus noch bei 17 Prozent. Während der Zuwachs im ersten Quartal 2006 noch 10,5 Prozent betrug, lag er in den Folgequartalen sogar unter den Vorjahreswerten. Das Inkrafttreten des AVWG zum 1. Mai 2006 wurde damit überdeutlich. Vor allem bei Generika kam es zu massiven Preissenkungen. Dennoch existieren laut AVR noch immer Kostenreserven von 1,3 Mrd. Euro im Generikabereich. Weitere 1,5 Mrd. Euro ließen sich allein bei den sieben umsatzstärksten generisch verfügbaren Wirkstoffen sparen, erläuterte AVR-Autor Professor Ulrich Schwabe bei der Vorstellung des neuen Reports am 16. Oktober in Berlin. Bei den Analogpräparaten konnte er ebenfalls von ersten Erfolgen berichten. Aber auch hier wurde noch ein Einsparpotenzial von 1,3 Mrd. Euro berechnet.
Sorgen bereiten den AVR-Autoren in diesem Jahr besonders die hohen Preise einiger Innovationen – so etwa des neuen HPV-Impfstoffs gegen Gebärmutterhalskrebs und des Angiogenesehemmers Ranibizumab (Lucentis). Das GKV-System habe es durch erhebliche Einsparungen bei Standardarzneimitteln 2006 zwar geschafft, 1,4 Mrd. Euro für neue teuere Arzneimittel zur Verfügung zu stellen. Doch angesichts der Tatsache, dass allein die Behandlung von potenziellen 485.000 Patienten mit Lucentis 8,9 Mrd. Euro erfordern würde, sei dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Pflichtzulassungfür Avastin?
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt freute sich, dass den Gesetzen aus ihrem Hause Wirksamkeit attestiert wurde. Aber auch ihr bereitet es Kopfzerbrechen, wie Arzneimittel-Innovationen künftig bezahlbar bleiben können. Gerade im Fall Lucentis hat sie keinerlei Verständnis: Auch ein Pharmaunternehmen habe soziale Verantwortung und müsse für faire Preise sorgen. AOK-Chef Hans-Jürgen Ahrens kündigte an, aus eigenem Antrieb eine Vergleichsstudie zwischen Lucentis und Avastin zu veranlassen. Avastin wird in der Behandlung der feuchten altersbedingten Makuladegeneration (AMD) ebenfalls erfolgreich eingesetzt – und das weitaus preisgünstiger. Allerdings ist es für diese Indikation nicht zugelassen. Würde eine Studie belegen, dass die beiden Präparate vergleichbar sind, werde die Selbstverwaltung alles dafür tun, eine "Pflichtzulassung" von Avastin für die Therapie der feuchten AMD zu erreichen, erklärte Ahrens. Diesen Monat, so der AOK-Chef, wolle man noch abwarten, ob sich der Lucentis-Hersteller Novartis von selbst bewege – wenn nicht, werde man im kommenden Monat tätig werden.
AVWG wirkt, WSG noch nicht beurteilbar
"Die Gesundheitsreform der Großen Koalition hat 2006 im Arzneimittelbereich gewirkt", sagte Karl-Heinz Resch, ABDA-Geschäftsführer Wirtschaft und Soziales, in Reaktion auf die Vorstellung des AVR. So führten die aus dem AVWG resultierenden Preisabsenkungen von April 2006 bis März 2007 zu einer Entlastung der GKV-Arzneimittelausgaben um 763 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dazu trugen vor allem die neuen Zuzahlungsregelungen in der Koppelung mit Festbeträgen bei. Zusammen mit dem zehnprozentigen Generikarabatt hätten die Preissenkungen infolge des AVWG die Zusatzbelastungen durch die Strukturkomponente in Höhe von rund einer Milliarde Euro kompensiert.
Für eine endgültige Bewertung des am 1. April 2007 in Kraft getretenen WSG sei es dagegen noch zu früh. Die Rabattverträge zwischen Herstellern und Krankenkassen dürften zwar zu erheblichen Einsparungen im Jahr 2007 geführt haben, genaue Zahlen haben die Krankenkassen bislang aber noch nicht veröffentlicht. Die ABDA fordert in diesem Zusammenhang mehr Transparenz von den Krankenkassen.
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