Norwegen – Fakten und Hintergründe
Am 1. März 2001 trat der "pharmacy act" in Kraft, mit dem die Liberalisierung des Apothekenwesens in Norwegen einsetzen konnte. Drei große Kettenbetreiber teilten den Markt unter sich auf: die britische Alliance Unichem mit den "Alliance apotekene", der deutsche Phoenix-Konzern mit "Apotek 1" und das zum deutschen Celesio-Konzern gehörende Norsk Medisinal Depost (NMD) mit "Vitusapotek".
Insgesamt gibt es in Norwegen (Stand 1. Juni 2007) 586 Apotheken, 129 gehören Alliance apotekene, 194 sind in Besitz von Apotek 1 und 142 besitzt Celesio. Es gibt noch 31 Krankenhausapotheken und 90 andere Apotheken, die in Privatbesitz oder teilweise im Besitz von Ketten sind, beispielsweise der kleineren Kette "Ditt Apotek" angehören, die eng mit der zu Celesio gehörenden NMD zusammenarbeiten. Ganz unabhängig, ohne jede Bindung an einen Großhändler sind in Norwegen nur noch 16 Apotheken.
In Norwegen gibt es zwei Apothekerverbände: "Apotekforeningen", der Verband der Apothekenleiter, dominiert von den Kettenbetreibern, und "Norges Farmaceutiske Forening", dem Apothekerverband, dessen Mitglieder eher die angestellten Apotheker sind.
Die Apothekendichte in Norwegen mit etwa 8400 Einwohner pro Apotheke gehört zu den niedrigsten in Europa. Nachdem die Liberalisierung einsetzte, konzentrierte sich die Niederlassung neuer Apotheken eher auf dicht besiedelte Gebiete, womit sich die Versorgungslage nicht wie gewünscht verbessert hat.
Zum Thema Arzneimittelpreise in Norwegen lassen sich nur vorsichtige Aussagen machen. Denn aufgrund staatlicher Preissenkungen im verschreibungspflichtigen Segment kann kein Zusammenhang hergestellt werden zwischen der Deregulierung des Apothekenmarkts und dem Arzneimittelpreisindex. So gibt es aufgrund staatlicher Regulierungen im Rx-Bereich keinen Preiswettbewerb zwischen den Ketten. Im Generikamarkt werden die die Preise ebenfalls gesetzlich geregelt. Wenn das Patent eines Arzneimittels abgelaufen ist und das Produkt auf dem Generikamarkt erscheint, wird der Preis für das Arzneimittel stark gesenkt, bis zu 85%.
Selbst im OTC-Segment mit freier Preisbildung sind die Preise nicht gefallen. Nach den uns vorliegenden Informationen stiegen die OTC-Preise beispielsweise 2004 um rund 12 Prozent, in 2005 um 8.8 %. In Deutschland belief sich die Preissteigerung bei den OTC in 2004 auf 1,2%.
Die Apotekforeningen, also der Ketten-dominierte Apothekerverband, gab in 2007 bei IMS (Institut für medizinische Statistik) eine Studie in Auftrag, die Preisentwicklung in Norwegen zu untersuchen. Ergebnis: die Preise sind in Norwegen niedriger als in Schweden. Etwa zur gleichen präsentierte IMS eine von den Schweden in Auftrag gegebene Studie mit dem Ergebnis, dass die Preise in Schweden niedriger seien als in Norwegen. Wenn nun Apotekforeningen im Brief an die ABDA auf diese Studie hinweist, kann man die Bedeutung dieser Zahlen eher einschätzen.
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