Prisma

Oxytocin

Mutterliebe ist eine Frage der Hormone

Ein höherer Bildungsgrad gilt als Schutz vor der Entstehung einer Alzheimerdemenz. Ist die Erkrankung erst einmal ausgebrochen, wirkt sich Bildung jedoch offenbar negativ aus und beschleunigt das Fortschreiten des geistigen Verfalls.

Im Rahmen der unter Leitung von Charles Hall, Universität New York, durchgeführten Studie wurden 488 Hochbetagte (Jahrgang 1894 bis 1908) über einen Zeitraum von sechs Jahren beobachtet. Zu Beginn der Studie sowie in jährlichem Abstand wurde ihre kognitive Leistung überprüft, darüber hinaus wurden ihre Lebensumstände sowie ihr Bildungsgrad erfasst. Im Studienzeitraum entwickelten 117 der Probanden eine Demenz. In Bezug auf die Bildung ergab sich folgendes Bild: Mit jedem zusätzlichen formellen Ausbildungsjahr (Grundschule bis Universität) verzögerte sich die Demenzentstehung um 0,21 Jahre, gemessen am so genannten Buschke Selective Reminding Test. Einmal aufgetreten, beschleunigte sich die Abnahme der geistigen Fähigkeiten dafür pro Jahr um 0,1 Punkte im entsprechenden Gedächtnistest. ral

Quelle: Hall, C. et al.: Neurology 69, 1657 – 1664 (2007).

Ein derzeit noch als RTS,S bezeichneter Impfstoff gegen Malaria hat in einer Studie bei afrikanischen Kindern eine deutliche Immunantwort bei gleichzeitig ausbleibenden Nebenwirkungen erzielt.

An der Studie nahmen 214 Kleinkinder in Mosambik teil. Sie wurden in den ersten 18 Lebenswochen mehrfach geimpft, wobei ein Teil der kleinen Probanden die Malariavakzine erhielt, der Rest mit einem Standardimpfstoff gegen Hepatitis B behandelt wurde. Im sechs Monate dauernden Nachbeobachtungszeitraum kam es unter dem Malariaimpfstoff zu keiner Nebenwirkung, was für eine gute Verträglichkeit spricht. Die Untersuchung des Blutes ergab zudem, dass die behandelten Kinder Antikörper gegen Malaria gebildet hatten. 22 Probanden erkrankten trotz Impfung an Malaria, in der Kontrollgruppe lag die Rate der Malariaerkrankungen bei 46. Die Wirksamkeit der Vakzine wird daher derzeit mit 65 Prozent angegeben. Sie soll nun in einer Phase-III-Studie bestätigt werden. ral

Quelle: Aponte, J. et al.: Lancet, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1016/S0140-6736(07)61542-6

Es gibt viele gute Gründe für ein Glas Rotwein am Abend. Ein neues Pro-Argument liefert Azlin Mustapha von der Universität Missouri. Laut ihren Forschungsarbeiten hemmt Rotwein das Wachstum schädlicher Darmbakterien.

Mustapha analysierte den Einfluss verschiedener Weinsorten auf das Wachstum von Bakterienkulturen. In die Untersuchung einbezogen waren unter anderem Helicobacter pylori, Colibakterien, Salmonellen, Shigellen, Listerien sowie Milchsäurebakterien. Sie wurden mit Cabernet Sauvignon, Merlot, Zinfandel und diversen Weißweinsorten beträufelt. Ergebnis: Die darmschützenden Milchsäurebakterien wurden von keiner Rebsorte gehemmt. Die darmpathogenen Bakterien reagierten dagegen insbesondere auf Cabernet Sauvignon und Merlot mit großen Hemmhöfen. Zinfandel hatte eine schwächere Hemmwirkung, die verschiedenen Weißweinsorten beeinflussten das Bakterienwachstum gar nicht. Rotwein scheint somit einen positiven Effekt auf die Darmflora ausüben zu können. Auf welchen Inhaltsstoffen er genau beruht, will Mustapha in weiteren Studien prüfen. ral

Quelle: http://munews.missouri.edu, Meldung vom 10.10.2007

Brokkoli scheint ein Gemüse mit "Mehrwert" zu sein. So fanden amerikanische Forscher nun heraus, dass ein Inhaltsstoff des Grünzeugs die Haut vor UV-Strahlung schützen kann – und das über mehrere Tage hinweg.

Bei dem als Sonnenschutzmittel auf dem Prüfstand stehenden Brokkoli-Inhaltsstoff handelt es sich um Sulforaphan. Die Substanz, die bereits seit 1992 bekannt ist, wirkt – anders als die meisten Sonnenschutzmittel – nicht auf die Strahlung ein, sondern regt in der Haut die Bildung von Antioxidanzien an, die ihrerseits dann die durch UV-Strahlen entstehenden freien Radikale bekämpfen. Für ihre Untersuchung verwendeten die Wissenschaftler um Paul Talalay von der Johns-Hopkins-Universität, Baltimore, einen Extrakt aus drei Tage alten Brokkoli-Sprösslingen. Ihn trugen sie punktuell auf die Haut von Mäusen sowie von freiwilligen Versuchspersonen auf. Weitere Hautstellen wurden zum Vergleich mit reinem Sulforaphan sowie mit Placebo behandelt. Anschließend wurde die Haut unterschiedlich hohen Dosen von UV-Strahlen ausgesetzt. Die Wirkung der Strahlung wurde bei den Mäusen anhand der im Gewebe gebildeten Menge an Myeloperoxidase bestimmt (MPO). Ihre Konzentration fiel bei den mit Brokkoliextrakt oder reinem Sulforaphan vorbehandelten Hautstellen deutlich geringer aus als unter Placebo. Dafür fanden sich höhere Konzentrationen an Antioxidanzien. Der Extrakt unterschied sich in seiner Wirkstärke nicht von reinem Sulforaphan. Bei den freiwilligen Probanden ermittelten die Forscher den Grad der Hautrötung und fanden eine deutlich schwächere Rötung unter Brokkoliextrakt bzw. Sulforaphan als unter Placebo. In einem weiteren Experiment konnten die Forscher zudem zeigen, dass die Schutzwirkung der durch Brokkoli bzw. das darin enthaltene Sulforaphan vermehrt produzierten Antioxidantien über einen Zeitraum von mehreren Tagen anhielt. Nach zwei Tagen betrug der Schutz für die Zellen immerhin noch 32 Prozent der ursprünglichen Wirkung. Die Wissenschaftler wollen ihre Befunde nun in bare Münze umwandeln und ein Sonnenschutzmittel auf Brokkolibasis entwickeln und vermarkten. ral

Quelle: Talalay, P. et al.: PNAS, Onlinevorabpublikation, DOI: 10.1073/pnas.0708710104

Wie stark die Bindung zwischen Mutter und Kind ausfällt, hängt einer in "Psychological Science" veröffentlichten aktuellen Studie zufolge nicht zuletzt von den Hormonen ab. Je mehr Oxytocin während der Schwangerschaft gebildet wird, desto intensiver fällt die Mutterliebe aus, so das Ergebnis.

Das Hormon Oxytocin, das Wehen auslöst und den Milchfluss fördert, wird schon seit längerer Zeit mit der Entstehung von Gefühlen in Verbindung gebracht. Als "Kuschelhormon", "Treuehormon" oder auch "Hormon der Liebe" bezeichnet, steht es für die Förderung der zwischenmenschlichen Beziehung. Aus Tierversuchen ist bekannt, dass sich Mütter umso intensiver um ihren Nachwuchs kümmern, je höher ihr Oxytocinspiegel ist. Für menschliche Mütter war dieser Zusammenhang bislang jedoch eher eine Vermutung. Mit ihrer Studie wollte Ruth Feldman von der israelischen Bar-Ilan-Universität Gewissheit schaffen. Sie entnahm 62 Frauen im ersten und letzten Schwangerschaftstrimester sowie in den ersten Monaten nach der Geburt Blut und untersuchte es auf seinen Oxytocingehalt. Parallel dazu mussten die Studienteilnehmerinnen per Fragebogen Angaben zu ihrer Stimmung machen. Nach der Geburt wurden sie zudem zu ihrem Verhältnis zu ihrem Kind befragt und per Video der Umgang mit dem Baby analysiert. Die Auswertung ergab deutliche Unterschiede der Hormonspiegel zwischen den verschiedenen Probandinnen. Bei den einzelnen Teilnehmerinnen fand sich dagegen ein über den gesamten Zeitraum annähernd gleich bleibender Oxytocingehalt. Je höher er war, umso stärker war die Bindung der Mutter zum Kind, sowohl im Verhalten als auch in der Einstellung der Frau. ral

Quelle: Feldman, R. et al.: Psachol. Sci. 18 (11), 965–970 (2007).
Brokkoli für die Haut Das Gemüse schützt offenbar vor Sonnenbrand.
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Nestwärme von Mama Unsere Gefühle unterliegen einer hormonellen Steuerung. Das gilt auch für die Mutter-Kind-Beziehung.
Foto: DAZ Archiv
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