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Arzneimittel und Therapie
Neue Klasse von Antibiotika
Retapamulin zur Behandlung der Impetigo zugelassen
Als erster Vertreter der Pleuromutiline wurde jetzt Retapamulin (Altargo®) zugelassen. Das Antibiotikum ist zur topischen Behandlung der Impetigo und weiterer Haut- und Weichgewebeinfektionen ab dem 9. Lebensmonat zugelassen. Die Salbe wird über einen Zeitraum von fünf Tagen zweimal täglich angewendet. Pleuromutiline wirken über verschiedene Angriffspunkte, es gibt bisher noch keine Kreuzresistenzen zu etablierten Antibiotika.
Retapamulin ist das erste Antibiotikum aus der Klasse der Pleuromutiline, das zur Anwendung beim Menschen zugelassen ist. Seit 20 Jahren ist dies die erste neue Klasse topischer Antibiotika. Sie sind wirksame und hochgradig selektive Hemmstoffe der bakteriellen Eiweißsynthese. Retapamulin ist ein halbsynthetisches Derivat von Pleuromutilin, das durch Fermentation aus dem Blätterpilz Clitopilus passeckerianus (früher Pleurotus passeckerianus) isoliert wird. Der Wirkmechanismus von Retapamulin beruht auf der selektiven Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese durch Interaktion an einer bestimmten Bindungsstelle der 50S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms, die sich von den Bindungsstellen anderer ribosomal interagierender antibakterieller Stoffe unterscheidet. Daten weisen darauf hin, dass in die Bindung ribosomales Protein L3 involviert ist und in der Region der ribosomalen P-Bindungsstelle und des Peptidyltransferasezentrums liegt. Durch Bindung an dieser Bindungsstelle hemmen Pleuromutiline den Peptidyltransfer, blockieren teilweise P-Bindungsstellen-Interaktionen und verhindern die normale Bildung aktiver 50Sribosomaler Untereinheiten. Auf diese Weise scheinen die Pleuromutiline die bakterielle Proteinsynthese durch zahlreiche Mechanismen zu hemmen.
Retapamulin wirkt überwiegend bakteriostatisch gegen Staphylococcus aureus und S. pyogenes • Aufgrund seines besonderen Wirkungsmechanismus zeigt Retapamulin keine Wirkort-spezifische Kreuzresistenz mit anderen Antibiotikaklassen. In vitro sind zwei Mechanismen identifiziert worden, die die Empfindlichkeit gegenüber Retapamulin verringern können. Dies sind entweder Mutationen am ribosomalen Protein L3, oder das Vorhandensein eines Transportmechanismus, einer unspezifischen Effluxpumpe. Es wurde festgestellt, dass dieser nicht für Pleuromutilin spezifische Effluxmechanismus auch die In-vitro-Aktivität von Streptogramin A reduziert. Im klinischen Studienprogramm wurde keine Resistenzentwicklung während der Behandlung mit Retapamulin beobachtet und alle klinischen Isolate wurden durch Retapamulin-Konzentrationen von unter 2 µg/ml gehemmt.
Nur zur kurzzeitigen Anwendung
Zugelassen ist das Antibiotikum zur Kurzzeitbehandlung von oberflächlichen Hautinfektionen wie Impetigo und infizierten kleinen Hautverletzungen, Schürfwunden oder genähten Wunden. Es darf ausschließlich auf der Haut angewendet werden. Die Salbe wird dünn auf die betroffene Hautfläche zweimal täglich über fünf Tage appliziert. Die Patienten, bei denen sich innerhalb von zwei bis drei Tagen keine Besserung zeigt, sollten noch einmal untersucht werden und eine Alternativtherapie in Betracht gezogen werden.
Positive Studienergebnisse
Die Zulassungsstudien haben gezeigt, dass Retapamulin zur Behandlung der Impetigo bei Erwachsenen und Kindern wirksamer war als Placebo. In einer zweiten Studie erwies sich ein Therapiezyklus mit Retapamulin bei Impetigo als mindestens so wirksam wie das häufig eingesetzte topische Antibiotikum Fusidinsäure.
Zwei weitere klinische Phase-Ill-Studien zeigten eine vergleichbare Wirksamkeit und Sicherheit von Retapamulin im Vergleich zur oralen Gabe des Breitspektrum-Antibiotikums Cephalexin zur Behandlung infizierter Schürfwunden, kleineren Schnitten und anderen Wunden bei Patienten ab dem 9. Lebensmonat. In klinischen Studien an insgesamt 2150 Patienten mit oberflächlichen Hautinfektionen waren die häufigsten unerwünschten Wirkungen Reizungen am Ort der Anwendung bei etwa 1% der Patienten.
Impetigo und Hautinfektionen
Impetigo contagiosa oder Grindflechte ist eine sehr ansteckende bakterielle Hautinfektion, die durch Schmierinfektion übertragen wird. Sie tritt gewöhnlich im Gesicht und an den Extremitäten von Kleinkindern im 2. bis 6. Lebensjahr auf. Verursacht wird die Grindflechte vor allem durch Staphylokokken, seltener durch Streptokokken. Besonders verbreitet ist die Impetigo contagiosa in Kindergärten und Schulen; die Erkrankung kann aber auch in allen anderen Altersgruppen auftreten. Kinder mit Neurodermitis sind besonders anfällig. Durch die Infektion entstehen Blasen, die sich mit Eiter füllen, rasch aufbrechen und die typischen gelben oder gelb-bräunlichen Krusten bilden. Die Infektion breitet sich vor allem in Schulen und Kindergärten durch direkten Kontakt mit Wunden oder Nasensekret einer infizierten Person leicht aus. Hauterkrankungen, vor allem Ekzeme, oder Hautläsionen wie Schnitte, Kratzer oder Insektenstiche können die Haut gegenüber bakteriellen Infektionen, vor allem mit Staphylococcus aureus oder Streptokokken der Gruppe A, empfindlicher machen.
QuellePressemitteilung der GlaxoSmithKline GmbH vom 16. Oktober 2007.
Fachinformation der Altargo 1% Salbe.
ck
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