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- DAZ 47/2007
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Seite 3
Drei Wünsche
Wenn es sie gäbe, die gute Fee, die uns drei Wünsche erfüllt, was würden Sie sich wünschen? Nein, ich meine nicht das Haus, das Boot und das Auto, sondern drei Wünsche in unserem pharmazeutischen Umfeld. Ich wüsste drei, die uns ab sofort ein besseres Dasein als Apothekerin und Apotheker bescherten: Schluss mit dem Rabattvertragstohuwabohu, Schluss mit dem Arzneiversand und der Kettendiskussion und – endlich eine erlebbare bessere Beratung in unseren Apotheken.
Zum ersten Wunsch: Rabattverträge zwischen Krankenkassen und Herstellern, insbesondere die Rabattverträge der AOKs, haben den Apothekenbetrieb seit April enorm belastet. Die Apotheken mussten Geld, Zeit, Geduld investieren, um zum Teil unsägliche Rabattverträge zu erfüllen. Nach fast neun Monaten Rabattvertragschaos scheint sich die Industrie nun nicht mehr alles gefallen zu lassen. Für die meisten der dieses Mal ausgeschriebenen Wirkstoffe laufen Nachprüfverfahren vor den Vergabekammern. Erst in der vergangenen Woche stoppte die Vergabekammer Bund das Vergabeverfahren für 46 Wirkstoffe, die die AOKs ausgeschrieben hatten. Zu klären ist vor Gericht, ob die deutschen gesetzlichen Krankenkassen als öffentliche Auftraggeber zu sehen sind und ob Rabattverträge EU-weit ausgeschrieben werden müssen. Eine Entscheidung dazu dürfte frühestens im Februar/März 2008 zu erwarten sein. Möglich ist sogar, dass die endgültige Frage, ob das Vergaberecht auf Arzneimittelrabattverträge anzuwenden ist, erst durch den Europäischen Gerichtshof geklärt wird. Ganz konkret bedeutet dies für die Apotheken also weiterhin ständig Änderungen. Ende Dezember laufen die bisherigen AOK-Verträge aus, ab Januar 2008 gibt es bei den AOKs vorerst nur für 17 Wirkstoffe neue Verträge, abgesehen von allen im Markt existierenden Einzelverträgen zwischen Kassen und Herstellern. Außerdem beginnen Hersteller jetzt, Rabattverträge für Originalpräparate abzuschließen. Der Rabattwirrwarr wird nicht einfacher. Hinzu kommt die Pflicht, für Wirkstoffe, die keinen Rabattverträgen unterliegen, die Aut-idem-Regeln einzuhalten oder Importe abzugeben.
Zum zweiten Wunsch: Wann wird endlich ein Schlussstrich unter den Arzneiversand gezogen? Erneut haben wir in dieser Ausgabe einen Beitrag von Professor Schweim, der dieses Mal deutsche Versandapotheken unter die Lupe nimmt. Sein Fazit: Bei einigen Internetseiten von Versandapotheken finden sich deutliche Mängel auf den Seiten. Manche Versandapotheken suggerieren einen Firmensitz in Deutschland, sitzen aber im benachbarten Ausland. Seine Frage: Warum werden die Behörden trotz offensichtlicher Verstöße nicht tätig?
Wie lange will die Politik überhaupt noch zusehen, wie der Arzneiversand und seine abstrusen Interpretationen die Arzneimittelsicherheit gefährden? Das jüngste Beispiel einer exzessiven Versandinterpretation haben wir in der letzten Woche in München erlebt. Dort wurde auf einem S-Bahnhof ein "Apotheken-Kiosk" in Betrieb genommen. Patienten können dort ihr Rezept einwerfen und weitere Arzneimittel per Bestellschein ordern. Die Bestellungen werden dann von einer Versandapotheke ausgeliefert. Der Kiosk entpuppt sich bei näherer Betrachtung als nicht genehmigte Rezeptsammelstelle – Auswüchse, die sich wie die Rezeptsammelstelle im dm-Drogeriemarkt auf den in Deutschland erlaubten Arzneiversandhandel berufen. Genauso wenig wie wir in Deutschland einen Arzneiversand benötigen, genauso wenig brauchen wir den Fremdbesitz und Apothekenketten. Weder durch Versand noch durch Ketten wird die Arzneiversorgung besser oder billiger.
Zum dritten Wunsch: Ja, die Beratung in Deutschlands Apotheken muss noch besser werden. Eine Zufallsstichprobe des ZDF-Magazins Wiso hat (wieder einmal) Mängel in der Beratungsleistung zu Tage gebracht: Wechselwirkungen zwischen zwei Arzneimitteln wurden nicht kommuniziert – auch nicht auf ausdrückliche Nachfrage der Testkäufer (und obwohl sie auf dem Bildschirm des Apothekencomputers angezeigt werden). Das veranlasste den Moderator zu der Schlussfolgerung, dass man in der Apotheke um die Ecke auch keine bessere Beratung als in der Versandapotheke bekommt. Solche Ergebnisse zerstören nach und nach unseren Anspruch, Arzneimittelfachleute und für die Arzneimittelsicherheit zuständig zu sein.
Immerhin, an diesem dritten Wunsch können wir selbst arbeiten – das könnten wir selbst schaffen, wenn die Einsicht bei allen da ist. Bei den beiden anderen Wünschen frage ich:
Wo bleibt die gute Fee?
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