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Kongress für Patientensicherheit
Aktionsplan zur Arzneimitteltherapiesicherheit vorgestellt
BONN (ks). Die Arzneimitteltherapie trägt maßgeblich zum Erfolg der modernen Medizin bei. Allerdings birgt die Anwendung von Medikamenten auch Risiken. Diese zu minimieren, haben sich die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), das Aktionsbündnis Arzneimittelsicherheit, das Institut für Arzneisicherheit sowie das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zum Ziel gesetzt. Anlässlich ihres 2. Kongresses für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie am 29. und 30. November in Bonn hat das BMG seinen Aktionsplan 2008/2009 zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) vorgestellt.
Dass die Patientensicherheit bei der Arzneimitteltherapie verbesserungswürdig ist, steht außer Frage. Ein nicht unerheblicher Teil der Krankenhausaufnahmen ist durch unerwünschte Arzneimittelereignisse (UAE) verursacht, von denen viele vermeidbar wären. In Großbritannien und den USA sterben bereits mehr Menschen an UAE als im Straßenverkehr. Für Deutschland liegen solche Untersuchungen zwar nicht vor, das BMG geht aber davon aus, dass zwischen den entwickelten Industrieländern bei UAE keine gravierenden landesspezifischen Unterschiede bestehen. Die Gründe für UAE sind vielfältig: Sie können durch eine mangelnde Therapietreue der Patienten verursacht sein, durch unzureichende Information der Apotheker und Ärzte oder eine nicht genügende Überprüfung der Wirkung von Medikamenten. Auch beim Übergang vom Krankenhaus in die ambulante Versorgung kann es zu Problemen kommen. Und selbst bei bestimmungsgemäßer Anwendung von Arzneimitteln sind UAE nicht ausgeschlossen.
Der Aktionsplan des BMG soll der Arzneimitteltherapie nun zu mehr Transparenz und Sicherheit verhelfen. Er umfasst insgesamt 49 Maßnahmen, die bis 2009 umgesetzt werden sollen. Sie sind in fünf Schwerpunktbereichen angesiedelt:
- Etablierung einer besseren Sicherheitskultur,
- Verbesserung der Informationen über Arzneimittel,
- Entwicklung und Implementierung von Strategien zur Risikovermeidung,
- Förderung der Forschung zur AMTS und
- Organisation des Prozesses zur Umsetzung und Fortschreibung des Aktionsplanes.
Unter anderem sieht der Aktionsplan vor, die AMTS stärker in der Aus-, Weiter- und Fortbildung von Ärzten und Apothekern zu verankern. Um Informationen über Arzneimittel zu verbessern, soll die Kommunikation zu Arzneimittelrisiken durch die Bundesoberbehörden intensiviert werden. Geprüft werden soll auch, ob die Packungen von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen besonders gekennzeichnet werden sollten. Vorschläge, wie das Risiko von Arzneimittelverwechslungen aufgrund ähnlich klingender Produktnamen oder ähnlich aussehender Verpackungen verringert werden kann, sollen ABDA und ADKA erarbeiten. Gemeinsam mit der AkdÄ sollen die Apothekerorganisationen zudem solche Arzneimittel identifizieren, die ein besonders hohes Risikopotenzial bei falscher Anwendung bergen. Auch regelmäßige Medikations-Checks hält das BMG für notwendig. Gute Voraussetzungen biete hierfür die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte. Gerade bei der Medikationsüberprüfung könne die Apotheke einen wichtigen Beitrag leisten, heißt es im Aktionsplan. Denn die dort verfügbare Software erlaube es, die gesamte Medikation eines Patienten, also einschließlich der Selbstmedikation und der mehrerer Ärzte, zu dokumentieren und abzugleichen.
Einfluss der Selbstmedikation prüfen
Schließlich will das BMG Ursachenforschung betreiben und die Praxistauglichkeit von Strategien und Instrumenten zur Risikominimierung mit wissenschaftlichen Methoden untersuchen lassen. So ist unter anderem der ABDA aufgegeben worden, die AMTS in Alten- und Pflegeheimen sowie der sektorübergreifenden Versorgung zu analysieren. Welchen Einfluss die Selbstmedikation auf die AMTS hat, soll ebenfalls von der ABDA untersucht werden.
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