- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 5/2007
- Dialyse
Arzneimittel und Therapie
Dialyse
Lanthancarbonat gegen Phosphat-Überladung
Lanthancarbonat (Fosrenol®) ist als phosphatbindendes Mittel zur Vermeidung einer Hyperphosphatämie bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz, die eine Dialysebehandlung erhalten, indiziert.
Die Hyperphosphatämie, bei der sich eine zu große Menge Phosphat im Blut befindet, ist eine fast unvermeidliche Folge einer Nierenerkrankung im Endstadium, weil der Körper dann nicht mehr in der Lage ist, das überschüssige mit der Nahrung aufgenommene Phosphat auszuscheiden.
Eine Hyperphosphatämie kann schwere langfristige Gesundheitsrisiken mit sich bringen, die zu renaler Osteodystrophie (verbunden mit Knochenschmerzen, -brüchigkeit und Skelettdeformationen) führen und zur Entwicklung von kardiovaskulären Erkrankungen beitragen, die für fast die Hälfte aller Todesfälle bei Dialysepatienten verantwortlich sind.
Zur Behandlung der Hyperphosphatämie werden Phosphatbinder eingesetzt, das sind calcium- und aluminiumhaltige Substanzen sowie Sevelamer. Das neue Lanthancarbonat bindet mit genauso hoher Affinität an Phosphat wie Aluminium. Es soll weniger toxisch wirken als aluminiumhaltige Mittel und besitzt außerdem nicht die Nachteile von calciumhaltigen Präparaten, wie Hypercalcämien und renale Osteodystrophie.
Tabletten mit den Mahlzeiten zerkauen
Die Lanthancarbonat-Tabletten werden mit den Mahlzeiten zerkaut eingenommen. In Tagesdosen von 1500 bis 3000 mg reduziert Lanthan den Phosphatspiegel im Serum und hält ihn über bis zu drei Jahren auf mittleren Werten.
Als trivalentes Kation besitzt Lanthan eine hohe, weitgehend pH-unabhängige Affinität zu Phosphat, mit dem es eine stabile Bindung eingeht. Im sauren Milieu des Magens wird aus Lanthancarbonat-Hydrat das Lanthan-Kation freigesetzt. Lanthan kann im Gegensatz zu anderen Phosphatbindern sowohl beim sauren pH-Wert des Magens als auch bei den höheren pH-Werten in Duodenum und Jejunum Phosphat wirkungsvoll binden. Seine Bindungskapazität ist dabei mit der von Aluminium zu vergleichen (> 97%). Das bei der oralen Anwendung von Lanthancarbonat im Darm gebildete unlösliche Lanthanphosphat wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Dadurch verringert sich die Resorption von Phosphat aus dem Magen-Darm-Trakt.
Minimale systemische Aufnahme
Lanthan selbst wird nur minimal systemisch aufgenommen. Nach langjähriger Anwendung finden sich geringe Konzentrationen des Salzes in Leber und Knochen, bisher ohne klinische Auswirkungen. Auch Mineralisierungsmängel des Knochens sind in den bisherigen Studien von bis zu drei Jahren Dauer nicht aufgetreten.
Da Lanthancarbonat weder metabolisiert wird noch Cytochrom-P450-Enzyme hemmt, ist es unwahrscheinlich, dass der Wirkstoff die Metabolisierung anderer Substanzen beeinflusst.
Lanthancarbonat ist gut verträglich. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse betreffen den Margen-Darm-Trakt. Sie werden geringer, wenn Lanthancarbonat zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen wird. Eine weitere häufige Nebenwirkung ist die Hypocalcämie. Bei Hypophosphatämie ist Lanthancarbonat kontraindiziert.
Wechselwirkungen
Lanthancarbonat-Hydrat kann den pH-Wert des Magens erhöhen. Bei Einnahme von Substanzen mit bekannten Wechselwirkungen mit Antazida (z. B. Chloroquin, Hydroxychloroquin und Ketoconazol) wird deshalb empfohlen, einen Zeitraum von zwei Stunden vor und nach der Anwendung von Fosrenol® einzuhalten.
Wechselwirkungen mit Arzneimitteln wie Tetracyclin, Doxicyclin und Floxazinen sind theoretisch möglich; bei gleichzeitiger Verabreichung dieser Substanzen wird deshalb empfohlen, einen Zeitraum von mindestens zwei Stunden vor und nach der Einnahme von Fosrenol® einzuhalten.
Schwangerschaft und Stillzeit
Eine an Ratten durchgeführte Studie hat bei hohen Dosen eine Reproduktionstoxizität ergeben. Das potenzielle Risiko für den Menschen ist bisher nicht bekannt. Fosrenol® darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden.
Es ist nicht bekannt, ob Lanthan mit der Muttermilch ausgeschieden wird. Die Ausscheidung von Lanthan in der Milch ist bisher nicht Gegenstand tierexperimenteller Untersuchungen gewesen. Während der Behandlung mit Fosrenol® wird Müttern deshalb vom Stillen abgeraten.
QuelleFachinformation zu Fosrenol® , Stand September 2006.hel
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.