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- DAZ 51/2007
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DAZ aktuell
"Der Druck ist größer geworden"
Markestad: Sie müssen verstehen, dass der Verband "Apotekforeningen" die Organisation der norwegischen Apotheken ist. Und da diese Apotheken praktisch komplett in der Hand von nur drei Ketten sind, setzt sich auch der Verband vornehmlich für die Interessen dieser Ketten ein.
DAZ Es stimmt also nicht, dass die Preise in Norwegen gestiegen sind und die Situation insgesamt unbefriedigend ist?Markestad: Die Preise für Verschreibungspflichtiges sind in der Tat eher gleich geblieben. Aber was "Apotekforeningen" behauptet, nämlich dass diese günstigen Preise mit der Einführung der Ketten zu tun haben, das stimmt nicht. Es ist unserer strikten staatlichen Preiskontrolle zu verdanken.
DAZ Woran machen Sie das fest?Markestad: In Norwegen werden die Arzneimittelpreise für Rx und für Generika von verschiedenen Entscheidungsträgern festgelegt. Die Generikapreise werden von einer Expertenrunde bestimmt, die übrigens auf Vorschlag von Apothekforeningen eingeführt wurde.
In den letzten zwei Jahren hat dieser Ausschuss nun zweimal stärkere Preisreduzierungen für Generika festgelegt. Beide Male haben die Apothekenketten und ihr Verband dieses Ziel mit großem Druck bekämpft. Ihre Argumente waren, dass der pharmazeutische Service leidet, dass dann nicht-medizinische Produkte in den Vordergrund gerückt werden müssten und dass möglicherweise Apotheker entlassen werden müssten. Die Regierung hat sich davon allerdings nicht beeindrucken lassen.
DAZ Also hat sich die Situation auf dem Apothekenmarkt insgesamt verschlechtert?Markestad: Das kann man so nicht sagen. Ein wichtiges Ziel wurde durch die Deregulierung ja erreicht: Die Zahl der Apotheken hat sich seit 2003 fast verdoppelt, unsere Apotheken sind moderner geworden und haben länger geöffnet. Auch wenn die meisten neuen Filialen in Einkaufszentren und nicht wie gehofft auf dem Land eröffnet wurden, ist pharmazeutische Beratung für die Bürger jetzt leichter zugänglich.
DAZ Was bedeutet das für die Apotheker?Die Apotheker haben zwar mehr Dienste, sie sind jetzt öfter allein in der Offizin und können sich so im Zweifel keine zweite Meinung einholen. Auch die Zeit für die Fortbildung ist weniger geworden – aber dafür gibt es jetzt gerade in den Offizinapotheken mehr neue Stellen, denn die Zahl der Apotheken ist ja auch deutlich größer geworden.
DAZ Was kritisieren Sie denn an den Ketten?Markestad: Was uns vor allem stört, ist die Tatsache, dass integrierte vertikale Apothekenketten erlaubt wurden. Dies bedeutet, dass ein Konzern von der Generikaherstellung über den Großhandel bis zur einzelnen Offizin das gesamte Geschäft in der Hand hat. Dass das nicht gerade förderlich für den Wettbewerb auf dem Gesundheitsmarkt ist, können Sie sich ja vorstellen.
DAZ Frau Markestad, vielen Dank für das Gespräch!
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