DAZ aktuell

Norwegischer Verband: Keine besseren Preise durch Ketten

(ghb). In einem Brief an die ABDA hat der norwegische Apothekerverband NFF die Behauptung der norwegischen Apothekenorganisation "Apotekforeningen" zurückgewiesen, wonach die Einführung von Apothekenketten dem Land niedrigere Preise für Arzneimittel gebracht hätte. In dem Schreiben bewertet der NFF die Deregulierung und weist die jüngst veröffentlichte Darstellung von "Apotekforeningen" zurück (s. auch DAZ 44, S. 24).

In seinem Schreiben an die ABDA stellte der Verband NFF Ende November klar: die norwegischen Preise für verschreibungspflichtige Medikamente sind zwar durchaus die niedrigsten in ganz Skandinavien. Nur liegt das laut NFF eben nicht an der Einführung von Apothekenketten, sondern an der harten staatlichen Preisregulierung. "Die Einführung der Ketten hatte keinen Effekt auf die Preise von Rx-Arzneimitteln", betont der Verband in dem Schreiben.

Auch die Preise für OTC-Arzneimittel haben sich in den sechs Jahren seit der Deregulierung nicht zum Besseren verändert – sie sind weitestgehend gleich geblieben. Eine Ausnahme bilden die apothekenexklusiven OTCs: In den Filialen der Apothekenketten wurden hier im Jahr 2006 um 18% höhere Preise genommen als noch 2003, kritisiert der Verband.

Dass die Einführung der Ketten nicht nur negative Auswirkungen hat, erwähnt der Brief von NFF ebenfalls. So hätten einige Ketten ein deutlich besseres Qualitätsmanagement eingeführt. Und ein Ziel habe die norwegische Regierung auf jeden Fall erreicht: Die Zahl der Apotheken hat sich in dem Flächenstaat seit der Deregulierung fast verdoppelt auf heute 613 Apotheken. Zudem haben diese Apotheken länger geöffnet – was unter anderem dazu führt, dass in Norwegen Apotheker rar sind wie selten und aus Schweden und der restlichen EU ins Land gelockt werden.

Der Verband NFF (Norges Farmaceutiske Forening) ist die Vereinigung der norwegischen Apotheker – im NFF sind rund 2700 der 3400 in Norwegen approbierten Apotheker organisiert. Allerdings sind hier vor allem angestellte Apotheker vertreten.
"Apotekforeningen” ist der Verband der Apothekenleiter – und dominiert von den drei Kettenbetreibern, die praktisch den gesamten norwegischen Markt unter sich aufteilen.
Apotekforeningen (der von den Ketten dominierte Verband) gab 2007 bei den Marktforschern von IMS Health eine Studie in Auftrag, um die Preisentwicklung in Norwegen zu untersuchen. Ergebnis: die Preise sind in Norwegen niedriger als in Schweden. Etwa zur gleichen Zeit präsentierte IMS aber auch eine in Schweden in Auftrag gegebene Studie mit dem umgekehrten Ergebnis – alles eine Frage der Statistik, offenbar.
Werbespot einer norwegischen Kette Die Apothekenketten in Norwegen stellen sich gerne als Preisbrecher dar – doch die Statistik beweist eher das Gegenteil.
Fotos: allianceapotek.no

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